Eine der längsten Abfahrten im VinschgauDer Trail vom Göflaner Schartl

Gitta Beimfohr

 · 12.01.2025

Direkt im markanten Felsen-V des Göflaner Schartls. Der Weg dahin ist allerdings hart.
Foto: Markus Greber / Skyshot
Über den Dächern von Schlanders im Vinschgau klafft eine V-förmige Kerbe im Berggrat: das Göflaner Schartl. Dort startet einer der längsten und vielseitigsten Trail-Abfahrten im Stilfserjoch Nationalpark. Aber die Trauben hängen hoch!

Wohl kaum ein anderes Tal verfolgt die Entwicklung des E-MTBs so hochinteressiert wie der Vinschgau. Denn mit der rasanten Entdeckung der vielen spannenden Trails im Tal, kamen nicht nur die Biker, sondern auch die Shuttle-Fahrzeuge. In den letzten Jahren führte das vermehrt zu Spannungen. Gerade unter den Bergbauern, die nichts davon haben, außer dem erhöhten Verkehrsaufkommen direkt vor der einst lauschig ruhig gelegenen Haustür.

Shuttle oder Strampeln?

Für diesen langen Anstieg zum Göflaner Schartl brauchen allerdings selbst E-Biker eine Energie-Reserve. Ein Akku wird bei diesen hochprozentigen 1800 Höhenmetern nicht reichen. Alternativ hilft aber auch hier der Shuttle für die ersten 900 Höhenmeter von Latsch durchs Martelltal bis kurz vor den Göflaner Marmorbruch. Und da die restlichen Höhenmeter zum Trail-Einstieg hinauf kein Pappenstiel sind, hält sich die Anzahl der ambitionierten Biker auf dieser Tour sowieso in Grenzen.

Erst steil, dann steiler und schließlich Geröll. Mit dem E-MTB hätte man hier Uphill-Spaß.Foto: Markus GreberErst steil, dann steiler und schließlich Geröll. Mit dem E-MTB hätte man hier Uphill-Spaß.

Nach der Shuttle-Haltestelle kurbelt man noch kurz auf Asphalt dahin, dann übernimmt eine steile Schotterstraße. Doch hinter den Lawinenverbauungen kommt’s: Die letzten 300 Höhenmeter ziehen sich auf einem hochalpinen Trail die Bergflanken hinauf. Mit E-Antrieb ruppelt man über den steinigen Wiesenweg noch einigermaßen drüber, allerdings währt die Freude nur kurz, denn auf einmal knickt der Pfad nach links und nimmt die Direttissima durch den steilen Geröllhang. Erst ganz am Ende hilft ein Stahlseil bei der Kletterei. Das ist der Abschnitt, auf dem man das Mehrgewicht des E-Bikes mehrmals verfluchen wird.

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Spätestens hier macht das E-MTB für 200 Höhenmeter keinen Spaß mehr.Foto: Markus Greber / SkyshotSpätestens hier macht das E-MTB für 200 Höhenmeter keinen Spaß mehr.

Doch irgendwann ist auch diese Schlüsselstelle geschafft und man blickt aus dem Felsen-V des Göflaner Schartls über das gesamte Vinschgauer Tal hinweg. Ganz am Ende des Apfeltals blitzen im Osten sogar die Dolomiten auf.

Schwung, Federweg und Ideallinie

Wenn nicht so ein beißender Wind blasen würde, würden wir uns noch ein bisschen länger mit dem Panorama beschäftigen. So aber zippen wir die Jacken zu und machen uns an die Holy-Abfahrt: In schönstem Hochgebirgs-Flow räkelt sich das Pfadband (Nr. 23) auf einem Bergkamm dahin. Leicht bergab und auch mal ein bisschen hoch. Steine liegen zwar im Weg, aber die sind im Boden festgebacken. Mit Schwung und Federweg rappelt man da einfach drüber.

Mit Aussicht bis in die Dolomiten perlt der Trail durch die Bergflanken des Göflaner Schartls dahin.Foto: Markus Greber / SkyshotMit Aussicht bis in die Dolomiten perlt der Trail durch die Bergflanken des Göflaner Schartls dahin.

Dann kippt der Pfad steiler den Hang hinunter und es gibt schon deutlich mehr zu tun. Doch der richtige Rockgarden der Abfahrt wartet kurz nach der Waldgrenze. Mit einfach Draufhalten ist es hier nicht mehr getan. Hier müssen sich die Reifen schon eine Ideallinie um die Felsbrocken herum suchen.

Erst zum Kreuzjöchl hin lassen diese verblockten Passagen wieder nach. Ab hier hat man nun die Wahl: dem 17er-Pfad folgen und in meist sanftem, aber auch mal rockigem Zickzack zu Tal schwirren oder kurz die Schotterstraße als Zubringer zum Holy-Hansen-Trail nutzen? Ein Vorteil der zweiten Option: Man kommt am Wiebenhof vorbei und kann noch mal richtig schön einkehren. Gestärkt fliegt man danach durch die gepflegten Anlieger des Holy Hansen, bevor die Runde mit einem 200 Höhenmeter-Anstieg noch mal kurz aufdreht, dann aber im flowigen Auf und Ab auf Waalwegen und durch die Apfelplantagen wieder zurück nach Latsch ausrollt.

Nach hochalpin, felsig, rockgardig und wurzelig zweigt der Schartl-Trail noch in die flowigen Waldkurven des Holy-Hansen ab.Foto: Markus Greber / SkyshotNach hochalpin, felsig, rockgardig und wurzelig zweigt der Schartl-Trail noch in die flowigen Waldkurven des Holy-Hansen ab.

Info Göflaner-Schartl-Trail

  • Länge: 44,7 Kilometer
  • Bergauf: 2425 Höhenmeter
  • Trail-Anteil: 11,8 Kilometer
  • Schwierigkeit: S1-S3

Der Knackpunkt dieser Runde ist die Auffahrt: Selbst wer der Shuttle bis zum Göflaner Marmorbruch bemüht, muss noch 1468 Höhenmeter selbst hochwuchten und wird sich dabei immer wieder selbst fluchen hören. Man zerrt das Bike lange Zeit durch Geröllfelder und muss sich am Ende dabei sogar noch an ein Sicherungsseil klammern. Aber wir können versichern: Die 1800-Tiefenmeter-Abfahrt inklusive Superaussicht ist diese Anstrengung wert.

Startpunkt

Wir haben die Tour in Latsch gestartet und sind mit dem Shuttle zum Göflaner Marmorbruch gefahren. So lässt sich die Runde um 16,7 Kilometer und 960 Höhenmeter verkürzen.

Shuttle

Die Shuttles im Vinschgau fahren von April bis Ende Oktober. Zum Beispiel: freeride-vinschgau.com, vinschgaubike.com oder bikeshuttle.it

Einkehr-Tipp

Auf der Abfahrt, kurz vor dem Einstieg in den Holy Hansen Teil 2, wartet der Wiebenhof mit sehr leckeren hofeigenen Produkten (wiebenhof.com)

E-MTB-Info

Die steilen Passagen bergauf kosten einiges an Akku. Aber wegen der anstrengenden Tragepassage eignet sich das E-MTB ohnehin nur bedingt für diese Tour.

GPS-Daten zur Tour

Empfohlener redaktioneller Inhalttouren.bike-magazin.de

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