Die 10 schönsten MTB-Gipfeltouren

Gitta Beimfohr

 · 23.10.2006

Die 10 schönsten MTB-GipfeltourenFoto: Markus Greber
Die 10 schönsten MTB-Gipfeltouren

Kurbeln, bis der Berg besiegt ist: Auf diesen MTB-Touren sind die Wege ruppiger, die Luft dünner und das Wetter rauer als unten im Tal. Die wahre Form des Gipfelglücks für Mountainbiker.

Bis ganz nach oben – Kurbeln, bis der Berg besiegt ist: Auf diesen Mountainbike-Touren sind die Wege ruppiger, die Luft dünner und nicht selten gerät man im August in einen Schneesturm. Für viele Biker ist genau das die wahre Form des Gipfelglücks.

1. MADRITSCHJOCH: ÜBER DIE ORTLER-BASTION

3123 Meter – man sagt: Höher geht’s für Mountainbiker in den Alpen nicht. Touren-Guides, die die leidvolle Aufstiegs-Erfahrung gemacht haben, raten gerade Alpenüberquerern immer wieder zur Nutzung der Seilbahn. Sie hilft, zumindest 700 Höhenmeter bis zur Schaubachhütte (2573 m) über den Berg. Die letzten 550 Höhenmeter zum Joch hinauf sind noch streng genug. Doch für viele Kletter-Fans ist das komplette Erklimmen des Jochs einfach eine Frage der Ehre. Sie drücken sich in Prad am Stilfserjoch (920 m) ab, kurbeln die 1000 Höhenmeter auf Asphalt (alternativ über Pastelwies und Valnairalm) nach Sulden hinauf, lassen die Seilbahn hier links liegen und nehmen die breite Schotterstraße Richtung Madritschhütte in Angriff. Jetzt folgen nochmal 1250 steile Höhenmeter am Stück mit gemeinen Extra-Rampen durch zum Teil sumpfigen Schotter.

  Die Schotterrampen zum Madritschjoch hinauf treten nur wirklich fitte Mountainbiker, ein leichter Klettergang hilft.Foto: Marco Toniolo
Die Schotterrampen zum Madritschjoch hinauf treten nur wirklich fitte Mountainbiker, ein leichter Klettergang hilft.


Gesamt-Anstieg: 2200 Höhenmeter, sehr steil auf Asphalt und Schotter.


Lohn der Mühe: Rundum-Panorama mit den weißen Gipfeln von Ortler und Königsspitze auf Augenhöhe und ein Traumtrail ins Martell-Tal hinunter.


Startpunkt: Prad am Stilfserjoch (Vinschgau), www.suedtirol-it.com/prad


Touren-Info: BIKE 5/06 (Tour in zwei Tagen), www.mountainbiker.it


Karte: Kompass-Karte Nr. 52 „Vinschgau“.

2. SIMILAUN-GLETSCHER: AUF ÖTZIS SPUREN

Ötzi muss schlechtes Wetter gehabt haben, als er den Similaun überquerte. Denn wenn sich der Nebelvorhang zuzieht, verliert man auf der Gletscher-Überquerung auch heute noch schnell die Orientierung. Hochglanz-Wetter und alpine Erfahrung sind bei diesem Unternehmen in den Ötztaler Alpen also Pflicht (wie bei allen Hochgebirgstouren). Die Tour startet in Sölden (1368 m) und führt über Zwieselstein nach Vent (1895 m), der letzten Siedlung vor dem Gletscherübergang. Ein steiler Karrenweg klettert weiter zur Martin-Busch-Hütte (2501 m) hinauf. Hier verjüngt sich der Weg zum Pfad, aber auch der Blick auf den nahen Gletscher zwingt aus dem Sattel. Dann ist es da, das Eis: 1,5 Stunden schieben auf dem Eispfad bis zur Similaun-Hütte (3017 m).

  Die Similaunhütte liegt am Rand des gleichnamigen Gletschers. Doch immer wieder kommen Mountainbiker dort hinauf, auf über 3000 Meter Meereshöhe.Foto: Archiv
Die Similaunhütte liegt am Rand des gleichnamigen Gletschers. Doch immer wieder kommen Mountainbiker dort hinauf, auf über 3000 Meter Meereshöhe.


Gesamt-Anstieg: 1600 Höhenmeter, steil, mit Gletscherquerung.


Lohn der Mühe: Großes Gletscher-Erlebnis, Blick in die Ötztaler Riesen und der verblockte Abfahrtstrail ins Schnalstal hinunter (sehr schwer!).


Startpunkt: Sölden im Ötztal, Tirol, www.soelden.com


Touren-Info: BIKE 3/03 (Drei-Tages-Tour mit Eisjöchl-Querung)


Karte: Kompass-Karte Nr. 43 „Ötztaler Alpen“.

3. ALETSCH: EISBAHN

Mit 23 Kilometern Länge ist der Aletsch-Gletscher die größte Eiszunge der Alpen. Wer den weißen Riesen anfassen möchte, braucht Kondition: Von Fiesch im Walliser Rhônetal biegt man nach einem kurzen Asphaltstück auf einen knackigen Schotterweg ab, der durch einen langen Tunnel klettert und erst am ewigen Eis endet.

  Der Aletschgletscher ist der längste Eisstrom in den Alpen und lässt sich wunderbar mit einer MTB-Tour erkunden.Foto: Privatfoto
Der Aletschgletscher ist der längste Eisstrom in den Alpen und lässt sich wunderbar mit einer MTB-Tour erkunden.


Gesamt-Anstieg: 1600 Höhenmeter, 90 Prozent auf Schotter.


Lohn der Mühe: Eine spannende Tunnelfahrt (1 Kilometer), Eiskontakt und Traumblicke auf Eiger, Mönch und Jungfrau.


Startpunkt: Fiesch im Rhônetal, Kanton Wallis, www.aletscharena.ch


Touren-Info: BIKE 10/98


Karte: Blatt 264 „Jungfrau“ (1:50 000) von www.swisstopo.ch

4. EISJÖCHL: DIE HIMMELSLEITER FÜR BIKER

Erbarmungslose 2500 Höhenmeter am Stück – gut trainierte Alpenüberquerer (mit Rucksack) können für den Anstieg zum Eisjöchl (2895 m) grob fünf Stunden einplanen. Allerdings nur, wenn sie nicht absetzen müssen. Und das ist gar nicht so leicht, denn schon die Aussicht auf die Himmelsleiter kann einen aus dem Tritt bringen: Scheinbar unendlich schrauben sich die letzten 14 Kilometer Trail-Anstieg Serpentine um Serpentine die Bergflanke hinauf. Oben angekommen blickt man zuerst stolz auf die erklommenen Trail-Sprossen zurück, bevor man die traumhafte Gipfellandschaft des Texel-Naturparks in sich aufsaugt, dann in die Stettiner Hütte zur wohlverdienten Rast einkehrt und sich dort schon mal auf die Super-Abfahrt freut.

  Willkommener Rastpunkt bei der MTB-Tour aufs Eisjöchl: die Stettiner Hütte.Foto: Privatfoto
Willkommener Rastpunkt bei der MTB-Tour aufs Eisjöchl: die Stettiner Hütte.


Gesamt-Anstieg: 2500 Höhenmeter auf Asphalt und Trail-Serpentinen.


Lohn der Mühe: Tolle Blicke in den Naturpark Texelgruppe und mit der Abfahrt ins Pfelderer Tal eine der schönsten Trails der Alpen!


Startpunkt: Naturns, Südtirol, www.merano-suedtirol.it/de/naturns.html


Touren-Info: BIKE 5/06 (Tour in zwei Tagen), www.mountainbiker.it


Karte: Kompass-Karte Nr. 52 „Vinschgau“.

5. LES DIABLERETS: VOM SEX ROUGE ABWÄRTS

1400 Höhenmeter in unter zehn Minuten – und bevor die wahren Kletter-Freunde unter uns jetzt aufheulen: Für diese Schweizer Gipfeltour muss man den Lift-Shuttle einfach nutzen. Erstens ist die rasend-schnelle Glasgondel ein Erlebnis für sich und zweitens würde die Auffahrt samt Freerider und Protektoren einfach zu viel Kraft kosten. Kraft und Konzentration, die man für diese spannende Abfahrt mit 400 Metern Gegenanstieg wirklich braucht. Die Abfahrt startet auf 2940 Meter Höhe. Mit Blick auf Matterhorn und den Monte Rosa schlittern Geübte zunächst das Schneefeld gerade hinunter bis der Berg plötzlich abbricht. Jetzt folgt man dem stufigen Gletscherbett und schwingt bald durch Trail-Serpentinen die fast übereinander in die Bergwand geklopft wurden.

  1400 Tiefenmeter warten bei dieser MTB-Tour in der französischen Schweiz.Foto: Marco Toniolo
1400 Tiefenmeter warten bei dieser MTB-Tour in der französischen Schweiz.


Gesamt-Anstieg: 1400 Höhenmeter (Bahn), 400 Höhenmeter (treten).


Lohn der Mühe
: spektakuläre Landschaft, eine sehr knifflige Abfahrt und mehr Lohn als Mühe.


Startpunkt: Les Diablerets, Berner Alpen/Schweiz, www.villars-diablerets.ch


Touren-Info: BIKE 4/05 (Hüttentour).

Karte: Nr. 5009 „Gstaad, Adelboden“ (1:50 000) von www.swisstopo.ch

6. HOHE TAUERN: BIKE-TOUR UM DEN GROSSVENEDIGER

Was haben die Transalp-Challenge-Teilnehmer damals geschimpft, als sie die Hohen Tauern hinauf geschickt wurden. Und tatsächlich gleicht diese Alpenhauptkamm-Gruppe einer Festung. Tragen und Schieben gehört hier zur Tagesordnung. Doch für diese Panorama-Tour müssen Biker eben Opfer bringen – und werden reich belohnt: Aug in Aug mit der weißen Gipfelpyramide des Großvenedigers (3674 m)! Die Drei-Tages-Tour klettert dafür jedoch erst aus dem Salzachtal zum Kalser Tauern (2515 m), übers Klammljoch (2288 m) und nochmal zum Krimmler Tauern (2683 m) hinauf, bis das Ziel erreicht ist: freier Blick auf den weißen Riesen...

Foto: Markus Greber


Gesamt-Anstieg: 5580 Höhenmeter in drei Etappen mit allen Wegarten, aber auch langen Tragepassagen.


Lohn der Mühe: Gigantisches Glockner-Panorama auf der kompletten Runde.


Startpunkt: Enzingerboden, Hohe Tauern/Ö, www.hohetauern.at


Touren-Info: BIKE 1/01 (Tour in drei Tagen).


Karte: Kompass-Karte Nr. 39 „Glockner Gruppe, Hohe Tauern“.

7. PASSO ZÉBRU: HANS IM GLÜCK

Wenn Trial-Spezialist Hans Rey von seiner Trailabfahrt durchs Val Zébru erzählt, lodert ein Feuer in seinen Augen. 1000 Höhenmeter anspruchsvoller, aber mit schönem Flow fahrbarer Hochgebirgspfad! Bis es soweit ist, geht es im Stilfserjoch-Nationalpark erst einmal ganz ordentlich zur Sache: Von San Antonio im Valfurva steigt ein Schotterweg zunächst gemein an. Rampen und ausgewaschene Rinnen treiben den Puls zusätzlich in die Höhe. Doch hat man das Skigebiet Bormio 2000 erst einmal hinter sich gelassen, lenkt wenigstens die Aussicht auf die Forni-Gletscher von den brennenden Oberschenkeln ab. Am Rifugio Pizzini (2700 m) ist die Fahrt zu Ende. Jetzt warten nochmals 300 Höhenmeter steiler Hochgebirgspfad zum Passo Zébru. Dann, auf 3001 Meter, kippt der Superpfad endlich ins Val Zébru hinunter.

  Auf der MTB-Tour auf den Passo Zebru warten vom 3001 m hohen Übergang Superpfade ins Val Zebru hinunter.Foto: BIKE Magazin
Auf der MTB-Tour auf den Passo Zebru warten vom 3001 m hohen Übergang Superpfade ins Val Zebru hinunter.


Gesamt-Anstieg: 1900 Höhenmeter, oft steil (ca. 300 hm schieben).


Lohn der Mühe: Wasserfälle, Forni-Gletscher zum Anfassen und Hans Reys Lieblingsabfahrt in den Alpen.


Startpunkt: San Antonio im Valfurva/Italien, www.bormio.com


Touren-Info: BIKE 3/05 (Tour in zwei Tagen)


Karte: Kompass-Karte Nr. 072 „Nationalpark Stilfser Joch“ (1:50 000).

8. GRAN PARADISO: VIERTAUSENDER IM BLICK

„Von Kehre zu Kehre wachsen die Eismassen des Monte Rosa, hinter uns steigt das Matterhorn auf – wir sind mitten im Olymp der Berge!“, die Euphorie der Erstbefahrer dieser Tour rund um den Gran Paradiso (4061 m) kannte keine Grenzen. Die Herausforderung dieser Abenteuer-Tour besteht nicht darin, den Gran Paradiso (höchster Berg Italiens) selbst zu bezwingen, sondern ihn auf Trails zu umrunden. Die Pfade wurden einst speziell für den sardischen König angelegt, der hierher zur Jagd kam. Mountainbiker brauchen heute gute Ausdauer, um die drei kräftezehrende Etappen mit diversen Klettereinlagen auf über 3000 Meter zu meistern.

  Bei der MTB-Tour um den Gran Paradiso hat man Italiens höchsten Berg immer im Blick.Foto: Marco Toniolo
Bei der MTB-Tour um den Gran Paradiso hat man Italiens höchsten Berg immer im Blick.


Gesamt-Anstieg: 4890 Höhenmeter (drei Etappen) auf Asphalt, Schotter, Trails und hochalpinen Klettersteigen.


Lohn der Mühe: Einsame Hochgebirgstrails mit Prachtpanoramen in die Welt der Viertausender.


Startpunkt: Valsavaranche, Aostatal, Piemont/Italien


Touren-Info: BIKE 8/2002 (Drei-Tages-Tour)


Karte: IGC-Karte „Il Parco Nationale del Gran Paradiso“ (1:50 000).

9. STILFSERJOCH: BESUCH BEI KÖNIG ORTLER

Sie ist insgesamt 50 Kilometer lang, klettert in 48 Kehren zur Passhöhe auf 2763 Meter und gilt als Pionierleistung des Gebirgsstraßenbaus: die Stilfserjoch-Straße. Nach nur fünf Jahren Bauzeit wurde sie 1825 für den Postkutschenverkehr eröffnet und verbindet seitdem das Vinschgau mit dem Münstertal und dem Veltlin. Beim Giro d’Italia gilt sie bis heute als Königsetappe. Und das verrät schon ihren kleinen Nachteil: Die Straße ist asphaltiert. Doch die Passhöhe hält für Biker ein Sahnehäubchen bereit: den Goldseeweg. Nach nur fünf Schiebeminuten hat man den Höhenpfad mit atemberaubendem Ortlerblick erreicht. Auf ihm schaukelt man zurück ins Tal.

Foto: Wolfgang Watzke


Gesamt-Anstieg: 2400 Höhenmeter (inkl. kurzer Gegenanstiege).


Lohn der Mühe: Traumpanorama auf die Gletscher der Ortlergruppe. Tipp: An einem Tag im August ist die Straße für den Autoverkehr gesperrt!


Startpunkt: Prad am Stilfserjoch, Vinschgau/Italien, www.vinschgau.net


Touren-Info: BIKE 4/06 (Goldsee-Tour über Umbrailpass).


Karte: Kompass-Karte Nr. 52 „Vinschgau“ (1:50 000).

10. MONT CHABERTON: DER ABSOLUTE MTB-GIPFEL

Noch in den 80er-Jahren war der Mont Chaberton (3136 m) in den französischen Seealpen der höchste befahrbare Punkt in den Alpen – sogar mit dem Auto. Doch die alte Militärstraße wurde nicht unterhalten und bröckelte, bis motorisiert nur noch Enduro-Fahrer das Gipfelplateau erreichten. Seit dem Jahr 2000 dürfen auch sie nicht mehr hinauf. Allerdings ist der Pfad nun zum Teil abgerutscht. Wer also den Zickzack-Kurs gen Himmel in Angriff nimmt, sollte alpine Erfahrung, Kondition und Schwindelfreiheit mitbringen. Von Fenils (1276 m) im italienischen Val di Susa schraubt sich eine grobe Schotterstraße über die französische Grenze und weiter zum Colle del Chaberton (2674 m) hinauf. Nun warten noch 500 Höhenmeter bis zum absoluten Gipfelglück.


Gesamt-Anstieg: 1860 Höhenmeter auf grobem Schotter und ausgesetzten Felspfaden (zum Teil verfallen), maximal 20 Prozent Steigung.


Lohn der Mühe: Echtes Gipfelglück für Biker, Rundum-Panorama in die Westalpen-Riesen und der Stolz „ganz oben“ gewesen zu sein.


Startpunkt: Fenils im Val di Susa/Italien, Tourist Office Oulx, Tel. 0039/0122/831596.


Touren-Info: „Mountain Bike in Val Susa“, G. Schmitz, Mulatero Editore.


Karte: IGC-Karte „Valli di Susa“ (Chisone e Germanasca), 1:50 000.

GEFÜHRTE MTB-TOUREN


MADRITSCHJOCH
www.mountainbiker.it : Diverse Events und Touren rund um Südtirol.
www.maxx-bike-eldorado.com : Reparatur-Service und geführte Touren in Südtirol.


EISJÖCHL
www.oetzi-bike-academy.com : Alpenüberquerungen aber auch reine Südtirol-Touren mit Eisjöchl-Traverse.


SIMILAUN
www.outdoor-hauschke.de : Neben Klettertouren und Wanderungen auch Biketouren.
www.bike-holidays.com : Geführte Touren im Ötztal
www.soelden.com : Touren mit Ermäßigung (Ötztal-Card).


ALETSCH-GLETSCHER
www.tiscover.ch/sporthotelderby : Unterkunft mit Touren-Pauschalen.
http://swiss-cycling-guide.ch/find-your-guide: Hier finden Sie zertifizierte Bike-Guides in der Schweiz


STILFSERJOCH
www.bikereldorado.com : Diverse Touren in Südtirol, darunter das Stilfserjoch.
www.hotelparadies.com : Bett und Touren im Stilfserjoch-Nationalpark.


GRAN PARADISO
https://verticalife.it : Abenteuer von Nordic Walking bis zur extremen Biketour.

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