Mmmmh. Der leckere Pinot Gris aus dem Elsass! Passt perfekt zu der Pastete und dem herzhaften elsässischen Kalbsbraten, den wir im Bergrestaurant Velleda serviert bekommen, ein paar Meter unterhalb des Gipfels des Donon. Wenn man, wie mein Mitfahrer Martin und ich, gerne gutes Essen mit sportlichem Radfahren verbindet, ist man im Vallée de la Bruche in den Vogesen genau richtig. Wir müssen nur höllisch aufpassen, dass wir nach zwei Tagen Radfahren nicht mehr Kilos auf den Rippen haben als zuvor.
Beruhigend zu wissen, dass wir bereits einige Kilometer in den Beinen haben: Der Aufstieg zum Gipfel des Donon ist anspruchsvoll. Die Bergstrecke führt immerhin auf beeindruckende 1.009 Meter über dem Meeresspiegel. Zugegeben, das mag nicht viel sein, aber der Donon ist immerhin der höchste Berg der Nordvogesen. Und er ist nicht einfach nur ein Hügel: Oben auf dem Gipfel zieht der Nachbau eines keltischen Tempels viele Besucher an. Es wird behauptet, dass die gallischen Ureinwohner den Berggott Vosegus auf dem Gipfel des Donon verehrten - und daher stammt auch der Name für das gesamte Vogesen-Gebirge.
Eine wenig befahrene Bergstraße führt durch dichte Nadelwälder bergauf. Nachdem wir den Pass erreicht haben, biegen wir auf einen Waldweg zum Gipfel ab. Wir müssen ein paar Meter schieben. Der Pass liegt etwa 300 Meter tiefer. Praktisch ist, dass wir mit vollen Bäuchen - das Gugelhupf-Eis mit Tresterschnaps vom Gewürztraminer passte auch noch rein - einfach bergab rollen können ins Vallée de la Bruche.
Wir sind halt in den Bergen, und die schönsten Sachen sind nicht unten, sondern oben. – Simone Leininger, Tourismusbüro Schirmeck
Unterhalb der Vogesen-Hänge schlängelt sich der wilde Bergfluss Bruche dahin. Das Flusstal ist das längste im französischen Mittelgebirge und bildet die Grenze zwischen den Nordvogesen und den Mittleren Vogesen. Ein idyllischer Flussradweg folgt dem Lauf der Bruche – aber nicht wie sonst üblich entlang flacher Uferwege. Die Strecke führt entlang alter Verbindungswege zwischen den Dörfern und sorgt für eine abwechslungsreiche Fahrt.
Allerdings gibt es auch einige Steigungen, sodass das Wort "flussaufwärts" hier eine ganz andere Bedeutung bekommt. Im Vallée de la Bruche gibt es nur auf vergleichsweise kurzen Abschnitten flache Wege. Simone Leininger vom Tourismusbüro in Schirmeck, dem Hauptort des Bruche-Tals, wirbt begeistert für Radreisende. Sie hat zahlreiche Radwege rund um Schirmeck und die anderen Dörfer des Bruche-Tals erkundet und stellt deutschsprachige Beschreibungen, Tracks zum Nachfahren und Kartenmaterial zur Verfügung. Die Landschaft ist atemberaubend schön, aber die meisten Routen sind steil. Da viele Besucher mit E-Bikes unterwegs sind, stellt dies jedoch kein Problem dar.
Wir sind nicht mit Motor unterwegs. Uns bleibt nur eins: kräftig in die Pedale treten. Auch am nächsten Tag ist eine Bergetappe geplant: gegenüber des Donon, auf der anderen Seite des Tals, hinauf zum Champ du Feu, dem höchsten Punkt der Mittleren Vogesen mit einer Höhe von 1.099 Metern. Der Ausflug lohnt sich auf jeden Fall, nicht nur aus sportlicher Sicht. Oberhalb des langen Tals befinden sich ruhige Dörfer, wilde Hochweiden und einsame Bergpässe - sowie zahlreiche idyllische Berggasthöfe, die Fermes-Auberges. Dort werden elsässische kulinarische Spezialitäten serviert, jedoch in herzhafter Bauernhof-Variante. Ein Beispiel dafür ist die Ferme-Auberge du Bambois von Isabelle und Walter Huber, die später am Tag direkt am Wegrand liegt. Auf der Speisekarte stehen geräucherter Schinken, Kalbsbraten mit Spätzle oder Flammkuchen. Natürlich dürfen auch die kräftigen Bergkäse nicht fehlen, die vom Hof von Isabelles Bruder stammen.
Alles ist sehr einfach und rustikal, aber dennoch lecker und aus eigener Herstellung. Simone erklärt, dass das Besondere an den elsässischen Bergbauernhöfen darin besteht, dass 70 Prozent der verkauften Produkte vor Ort produziert werden müssen. Es gibt keinen Schnickschnack, aber genau deshalb schmeckt alles besonders gut.
53 Kilometer, 1.130 Höhenmeter, 16 % max. Steigung
Auf geht's zum Champ du Feu, dem höchsten Punkt der Mittleren Vogesen mit einer Höhe von 1.099 Metern! Diese wunderschöne Strecke führt durch die Anhöhen des Bruche-Tals und nach 43 Kilometern zur Ferme-Auberge du Bambois, wo man köstliche Vogesenküche genießen kann. Nicht verpassen sollte man einen Halt an der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Struthof einzulegen, das sich in der Nähe des Gipfels befindet.
43 Kilometer, 1.000 Höhenmeter, 19 % max. Steigung
Der Donon ist schon von Weitem erkennbar. Vermutlich haben die Gallier ihn deshalb zu einem Kultort erklärt? Das lässt sich vielleicht auf der bergigen Strecke durch die wunderschönen Wälder der Donon-Region herausfinden. Großteils führt die Route über asphaltierte, ruhige Nebenstraßen mit wenig Schotteranteil. Die Abfahrt nach Schirmeck ist etwas verkehrsreicher, aber bergab stressfrei zu befahren.
Sie können den GPX-Track zu den Touren in den Vogesen hier kostenlos herunterladen oder finden sie in der MYBIKE Collection auf komoot
Die Vogesen sind ein bis zu 1.424 Meter hohes Mittelgebirge im Osten Frankreichs. Sie liegen im Dreiländereck zwischen Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Das Vallée de la Bruche ist ein Flusstal auf der Höhe von Straßburg, das ein gutes Stück abseits der Touristenströme liegt. Hauptort ist Schirmeck. Der Donon-Gebirgsstock ist mit seinen 1.009 Metern Höhe der höchste Punkt der Nordvogesen, das auf der anderen Talseite liegende Champ du Feu (1.099 m) gehört bereits zu den Mittleren Vogesen.
Auto: aus Deutschland über die A5 via Kehl und Strasbourg.
April bis Mitte Oktober. Im Sommer ist es auch in Höhen über 1.000 Meter angenehm warm. Nachmittags kann es aber Gewitter geben.
La Rubaneriein La Claquette: Lauschig und ruhig am Fluss gelegenes Hotel, das mit der Schindelfassade ein wenig aus der Zeit gefallen scheint. Die Zimmer sind im klassischen Stil, alles ist ein bisschen abgenutzt, und der ein oder andere Stilbruch bei der Inneneinrichtung macht die Rubanerie umso sympathischer. Liebevolles, leckeres und reichhaltiges Frühstück und sehr freundliche Gastgeber. (www.larubanerie-hotel.com)
Der Schrecken liegt mitten im Wald-Idyll: Das 1941 errichtete Konzentrationslager Struthof-Natzweiler ist die einzige Einrichtung dieser Art auf französischem Boden. 52.000 Gefangene mussten im nahe gelegenen Steinbruch Zwangsarbeit leisten. 22.000 Menschen starben. Das Europäische Zentrum der deportierten Widerstandskämpfer ist ein Ort der Erinnerung von ganz besonderer Bedeutung (www.struthof.fr).
Jean-Frédéric Oberlin, evangelischer Pfarrer, Pädagoge und Sozialreformer hatte im 18. und 19. Jahrhundert das Ziel, mitten in einem armen Vogesental eine neue Gesellschaft aufzubauen. Im Oberlin-Museum in Waldersbach erfährt man alles dazu (www.musee-oberlin.org).
Das Elsass und die Vogesen sind schon immer als Genussregion bekannt - sowohl für ihre kulinarischen Spezialitäten als auch für ihre ausgezeichneten regionalen Weine. In den Restaurants und Berggasthöfen der Vogesen findet man eine feine, aber eher traditionelle Küche. Die Preise liegen im mittleren Bereich.
MYBIKE-Tipp: Herzhafte, deftige und hervorragend zubereitete Regionalküche gibt es im Restaurant La Schlitte (das elsässische Wort für „Holzschlitten“) in La Broque. (www.restaurant-schlitte.com)
Ttecmoto in Schirmeck bietet Radservice und Ersatzteile, diese allerdings stark überteuert – dem Chef sei es gegönnt. (www.ttecmoto.fr)
Office de Tourisme, 114, Grand-Rue, F-67130 Schirmeck, Tel. 0033/388/471851, (www.valleedelabruche.fr)
Radrouten für alle Schwierigkeitsgrade, aber auch Wandertouren sowie Infos über Einkehrmöglichkeiten, Serviceangebote und Karten gibt es unter (www.vogesenwandern.de)
Reiseführer “Elsass”, von Antje und Gunter Schwab. Detaillierter, sorgsam recherchierter Reiseführer mit Tiefgang. Michael Müller Verlag, 444 Seiten, ISBN 978-3-95654-401-9, 21,90 Euro