Der Alpen-Roadtrip von Garmisch bis zum Gardasee und zurück nach Garmisch hat mit seinen 9 Seen-Stopps insgesamt 970 Straßenkilometer. Wer keine 9 Tage Zeit hat, streicht einfach einen See aus dem Programm und fährt gleich weiter zum nächsten Stopp. Am besten aber man nimmt sich 14 Tage Zeit, weil der ein oder andere Platz am Seeufer einfach zu schön ist, um gleich nach der erlebten Tour wieder weiter zu tingeln.
Auch das Wetter, der Verkehr oder ein ausgebuchter Campingplatz (Ferragosto-Feiertage in Italien um den 15. August!) können unterwegs einen Strich durch die Reiseplanung machen. Aber genau solche unvorhersehbaren Ereignisse machen einen Roadtrip ja so spannend.
Ob Sie lieber am Abend nach der Tour zum nächsten See wechseln oder lieber morgens, um sich zuerst einen Camperplatz zu sichern und dann erst zur Tour aufzubrechen, werden Sie unterwegs merken. Manchmal hängt es auch von der Straßenroute ab. Gerade die Routen in der Schweiz (Engadin, Julierpass, Viamala) und durch die Bergamasker Alpen wären einfach zu schade, um sie im Dunkeln abzukurven.
Wer nach dem Gardasee noch nicht direkt nach Hause möchte, dem sei übrigens noch der Abstecher zur Paganella am unglaublich schönen Molvenosee empfohlen. Wir wünschen viel Spaß!
Autofahrt von Garmisch nach Lermoos: 24,3 km
Von der Tiroler Fernpass-Straße aus sieht man diese karibikblaue Perle in ihrem Waldbett liegen. Dahinter ragt die Südwand der Zugspitze auf. Seehöhe: 1093 m, Wasser: bis 24 Grad. Die Tour startet am Parkplatz der Grubigalmbahn.
Der Blindsee-Trail gehört zu den legalen Supertrails der Tiroler Nordalpen. Eilige können ihn in einer Kurzversion mit der Grubigalmbahn erfahren oder sich auf diese Extended-Version mit zwei weiteren Trails einlassen: Von Lermoos den langen, sanften Schotteranstieg zur Grubigalm hinauf und auf einem Enduro-Pfad zum Abzweig des Blindsee-Trails hinunter. Dieser beginnt recht flowig, schüttet sich und sein teils tiefes Geröll aber bald immer steiler den Hang hinunter. Highlights: Sensationsblick über den See und eine etwas ausgesetzte Passage am Wasserfall vorbei. Am Ende balanciert der Trail eine Felswand entlang und endet an der schönsten Badestelle des Blindsees. Dabei könnte man es belassen. Doch fast am Ende der Fernpass-Schotterstraße könnte man auch nochmal in den Sessellift steigen und die Abfahrt auf dem Barbarasteig dranhängen. Ein recht ruppiger Zickzack-Trail, aber dennoch spaßig. Danach über Ehrwald und die Eisdiele in der recht hübschen Fußgängerzone zurück nach Lermoos rollen.
Happy Camp in Lermoos mit Stellplätzen auf einer Wiese, auch Zimmer buchbar.
Weiter geht’s von Lermoos zum 3-Länder-Enduro-Mekka am Reschensee
Autofahrt von Lermoos nach Nauders: 89 Kilometer
Sein aufgestautes Wasser aus der Etsch wird im Sommer nur 16 Grad warm, dafür aber kann man seinen filmreifen Kirchturm umschwimmen, während im Hintergrund König Ortler strahlt.
Will und muss man ohnehin mal erlebt haben: die Enduro-Trails im Dreiländereck von Nauders. Am besten zieht man sich ein Seilbahnticket, das für die benötigten vier Lifte gültig ist und dreht damit die ganz große Runde durchs Revier. Dabei trifft man auf naturbelassene Wurzel-Trails, auf welchen jeder Millimeter Federweg Gold wert ist. Es gibt aber auch Trails, die mit flowigen Kurven bespaßen und viel Aussicht auf Ortler und Vinschger Gipfel bieten. Alternativ wartet in Nauders aber noch eine Supertour: Über die Sesvenna-Hütte und weiter durch die spektakuläre Felsgalerie des Val d'Uina (70,2 km/2011 hm). Die Tour enthält keine anspruchsvollen Trails, ist aber lang. Wer keine Marathon-Kondition mitbringt, kann aber auf der Sesvenna-Hütte gut essen und übernachten!
Alpencamping Nauders: Der Platz liegt leider nicht direkt am See, sondern an der Passstraße, Reservierungen sind im Sommer nicht möglich. Freie Platzwahl!
Von Nauders weiter ins Oberengadin - eine Kulisse wie in Kanada
Autofahrt von Nauders nach Silvaplana: 91 km
Durchs Oberengadin reihen sich gleich drei Seen hintereinander auf 1800 Meter Höhe. Der Silvaplaner ist der mittlere und bietet einen Campingplatz direkt am Ufer. Das Wasser im See wird im Sommer nur prickelnde 17 Grad warm.
Das Oberengadin hat einen landschaftlichen Erlebniswert wie Kanada. Dazu kommen die ausgeschilderten Trails, die ins einsame Hochgebirge führen. Daher fällt die Auswahl einer Top-Tour nicht leicht. Aber der Trais Fluors gehört in jedem Fall zu den Supertrails der Ostalpen: Von St. Moritz geht's per Standseilbahn und Gondel bis auf den 3056 Meter hohen Piz Nair. Dort oben wartet nicht nur eine Bomben-Aussicht auf die Bernina-Gletscher, sondern auch ein 13,2 Kilometer langer Trail – mit Gegenanstieg (250 hm schieben zu den Trais Fluors hinauf). Hat man den höchsten Punkt der Tour erreicht und die Parade-Aussicht genossen, dann beglücken 1000 Tiefenmeter feinster, hochalpiner Flow bis nach Samedan hinunter!
Camping Silvaplana: keine Parzellierung, keine Reservierung, freie Platzwahl. Stellplatz für Wohnmobile ab 18,50 Euro.
Weiter geht’s über den Julierpass ins Weltmeister-Revier der Lenzerheide
Autofahrt von Silvaplana nach Lenzerheide: 55 km
Auf der traumhaft schönen Julierpass-Straße kurvt man direkt in die Lenzerheide hinunter. Auf 1480 Meter Höhe warten hier der schöne Heidsee und das Weltmeister-Revier am Rothorn.
Auch in der Lenzerheide im Schweizer Kanton Graubünden gibt es viel zu tun: Allein der Bikepark des Bike Kingdoms wartet mit fünf Freeride-Strecken auf. Darunter auch die 1,7 Kilometer lange Worldcup-Abfahrt oder der Erlebnis-Trail, der bis in den Bikepark von Chur hinunter reicht. Das kultigste Erlebnis aber ist der epische Hochgebirgstrip über die Hinterland-Felsgrate nach Arosa hinüber. Dort könnte man sogar noch in den Obersee hüpfen, bevor es mit dem Hörnli-Express aufs Urdenfürggli hinauf geht und auf dem nicht enden wollenden Weisshorn-Trail wieder zurück nach Lenzerheide.
Camping Gravas: Sehr schöner, idyllischer Platz nahe Ortskern, Heidsee 2 km entfernt. Stellplatz Wohnmobil: ca. 21 Euro.
Weiter durch die Viamala zu den großen italienischen Seen...
Autofahrt von Lenzerheide nach Rivera am Lago Maggiore: 120 km
Die Fahrt zum Lago Maggiore führt durch die spektakuläre Felsschlucht der Viamala, dann entweder durch den S. Bernadino-Tunnel (Maut 32 Euro) oder über den Splügenpass.
Der Monte Tamaro ist ein fast 2000 Meter hoher, langgezogener Bergrücken zwischen Lago Maggiore und Luganer See. Kein Wunder also, dass sich an dieser Aussichtskanzel schon an der Seilbahn in Rivera die Wanderer drängeln. Auch auf der groben Schotterstraße von der Bergstation zum Trail-Einstieg hinauf (ca. 350 hm) muss man sich an einer Karawane von Wanderern vorbeimogeln und gleichzeitig durchs grobe Gestein balancieren. Doch nicht mehr lang und man hat die gesamte Bergrücken-Querung bis fast ans Ufer des Luganer Sees für sich allein: ein Traum von einem abwechslungsreichen Enduro-Trail – satte 15 Kilometer lang!
Idyllischer Campingplatz in Magadino, am Ufer des Lago Maggiore (WoMo-Stellplatz: 28 Euro): Camping Bellavista. Alternativ: auf einem der 5 Campingplätze in Agno (Luganer See).
Die Saumpfade am Comersee stehen schon lang auf der To-do-Liste...
Autofahrt von Rivera nach Domaso: 63 km
Scenic Route an den Ufern von Luganer- und Comersees entlang bis ins Surfer-Paradies Domaso. Das Nordufer des Sees ist noch ländlich geprägt. Uralte Saumpfade führen hier im Zickzack durch die bis zu 2600 Meter hohen Berge.
Ähnlich wie die Anfahrt zum Comersee führt auch diese gemütliche Sightseeing-Tour durch eine spektakuläre, enge Schlucht: das wilde Livotal. Im Talschluss wartet hier die urige Einkehrstation Crotto Dangri. Nach der Einkehr geht's auf gleichem Kurs kurz oberhalb von Peglio zurück, dann biegt man auf das Panoramasträßchen zum Santa-Croce-Trail ab. Der alte Saumpfad wickelt sich in engen Kehren durch den Wald, den steilabfallenden Berghang nach Segna hinunter. Dann auf stufigem Trail und gepflasterten Wegen zurück nach Domaso.
Domaso ist sowas wie das Torbole des Comersees: das Mekka der Surfer mit insgesamt drei Campingplätzen am See, z. B. Camping Gardena.
Weiter in absolutes Neuland: die Bergamasker Alpen...
Autofahrt von Domaso nach Marone: 126 km
Eilige nehmen die Straße über Bergamo (140 km). Doch wer kein zu sperriges Wohnmobil hat, wählt die kehrenreiche Bergstraßen-Route durch die Bergamasker Alpen zum Iseosee (167 km)
Der Iseosee ist das Naherholungsgebiet der beiden Großstädte Bergamo und Brescia. Daher ist es schlau, möglichst nicht am Wochenende hier aufzuschlagen. Wobei sich der Trubel vor allem auf das Seeufer beschränkt. Die Militärstraßen auf den 1948 Meter hohen Monte Guglielmo im östlichen Hinterland sind nicht so sehr überlaufen. Die Tour führt teilweise rampenhaltig fast zum Gipfel hinauf und nimmt bergab Richtung Rifugio Malpensata auch ein paar Trail-Abschnitte im Steilhang mit. Wer auf die Karte schaut, findet weitere Trails, aber auch leichtere Abfahrtsoptionen.
In Marone, am Ostufer des Iseosees (Abendsonne!), findet man drei nette Campingplätze, zum Beispiel Camping Vela.
Militärpfad-Spezialisten zieht es danach weiter an den Idrosee...
Autofahrt von Marone nach Baitoni: 85 km
Die kürzeste, aber sehr kurvenreiche und durchaus unterhaltsame Strecke führt über Dosso und Vestona durch die Berge zum Campingplatz Baitoni am Idrosee-Nordufer.
Die bis zu 1700 Meter hohen Waldhänge rund um den Idrosee sind durchzogen von spannenden Militärpfaden, aber es gibt zwei Touren, die muss man als fahrtechnikversierter Mountainbiker mal gemacht haben: den 136-Kehren-Trail auf der Ostseite und den noch nicht so bekannten Monte Breda-Trail auf der Westseite. Für letztere Tour rollt man sich am Ufer bis Anfo ein, klettert über den Passo del Baremone zum 1504 Meter hohen Monte Breda hinauf und folgt dort weiter dem gesamten Grat entlang bis oberhalb von Ponte Caffaro. Dann auf dem Trail, der den Berg auf halber Höhe schneidet, zurück bis zur Chiesa di Sant'Antonio und zurück nach Baitoni.
Campingplatz mit Top-Pizzeria in Baitoni: Camping Miralago
...und dann geht es natürlich zum großen Finale: an den Gardasee...
Autofahrt von Baitoni nach Riva del Garda: 40 km
Idyllisch geht's über Bergstraßen nach Storo, an Wasserfällen und Ledrosee vorbei nach Riva del Garda, dem Schlussböller des Roadtrips.
Eingefleischte Lago-Biker werden ihre persönliche Lieblingstour haben, die sie zum großen Finale ansteuern. Wer aber noch nicht am Gardasee war, für den sind die Militärstraßen-Kehren am Tremalzo definitiv Pflichtprogramm. Und da die Beine nach den sehr erlebnisreichen letzten Tourentagen wahrscheinlich schwer sind, empfehlen wir die Fahrt in einem Shuttle zum Rifugio Garda hinauf. So fehlen zum berühmten Tunnel nur noch 160 Höhenmeter aus eigener Kraft und die kurzen Gegenanstiege an Passo Nota und am Rocchetta.
In Riva del Garda gibt es mehrere Campingplätze. Zum Beispiel: Al Lago oder Bavaria.
Das war’s. Mehr Biken & Baden kann man wohl nicht in einen Sommerurlaub stecken. Mit einem ganzen Album an Bildern geht’s auf der Brenner-Autobahn direkt nach Garmisch zurück (277 Kilometer). Oder Sie biegen doch noch für einen klitzekleinen Abstecher an den Molveno-See ab? Die Trails an der Paganella wären es wert...!