Sissi Pärsch
· 07.05.2023
Im August findet in Schottland das größte Radsportspektakel aller Zeiten statt: die Weltmeisterschaften in 13 Disziplinen. Wir haben die Locals bei den Vorbereitungen in Glentress und Fort William besucht und den neuen Geheimtipp im Nordosten entdeckt: Aberdeenshire.
Balmoral, der Ort, wo die Queen vor nicht allzu langer Zeit verschieden ist, liegt hinter dem nächsten Hügel. “Und da drüben“, sagt Guide Marc, und sein Finger wandert ein Stück weiter Richtung Loch Muick, “haben Depeche Mode Enjoy the Silence gedreht.“ Die eine Generation hat umgehend den Soundtrack für den Tag im Ohr – und Dave Gahan verkleidet als Kleiner Prinz vor Augen. Die nächste Generation runzelt die Stirn. “Dave wer?“
Von den Royals zu Depeche Mode – der wilde Brückenschlag fasst die Szenerie, durch die wir gerade biken, im Grunde recht gut zusammen. Die östlichen Ausläufer der Cairngorms Mountains präsentieren sich weit und offen, rau und mystisch. Ein Hauch von Melancholie liegt über dieser kahlen Heidelandschaft – und ein Sturm an Freiheit. Der Norden von Schottland ist dünn besiedelt und lässt speziell der nutzerdruckgeplagten bayerischen Seele viel Raum. Enjoy the Silence.
Schafe, Destillerien, Burgen, hier und da ein Cottage und viel, viel Natur lagen auf dem Weg zu unserem Ausgangspunkt bei Ballater, direkt am Dee (neben dem Don die zentrale Flussader in Aberdeenshire). Kräftige Böen blasen durch das niedrige Gestrüpp und wollen uns einfach keinen Rückenwind geben. Sanft, fast meditativ ist der 500-Höhenmeter-Anstieg durch die karge Kulisse hinauf zum Craig Vallich. Er endet mit einer spektakulären Gratfahrt zu einem der ikonischsten Trails im schottischen Norden: dem Heartbreak Ridge.
Es gibt zahlreiche, gut inszenierte Legenden, die in der Realität enttäuschen. Aber der Heartbreak Ridge ist echt und ehrlich. Ein irrer, fünf Kilometer langer Bergrückenritt über blanken, griffigen Granitfels – einmal berauschend schnell und spaßig, dann knifflig und steil, bevor es zum Hakenschlagen zurück in den Kiefernwald am Dee geht. Nach dem Abschwingen wandert die Hand zum Check zur linken Brust – heartbroken? Tatsächlich schmerzt das Herz ein wenig beim Abschied …
Umso größer ist unser Dank an Trail-Bauer Tom Cole. Nach starken Unwettern hat das Team der Aberdeenshire Trail Association im Frühjahr 2021 den Heartbreak Ridge wieder fahrbar gemacht “… und dabei gefühlt so viel Stein geschleppt wie einst die Sklaven beim Pyramidenbau“. Der 37-Jährige steht im Grunde exemplarisch für eine Bike-Welle, die sich seit einigen Jahren vom schottischen Süden kommend über das gesamte Land ausrollt: Das Mountainbike wird nicht nur als Sportgerät immer bedeutender, sondern auch als Symbol für eine gesellschaftliche Transformation. Schottland blickt voraus, will sich lösen von der Abhängigkeit von der Öl- und Energieindustrie, will hohe Lebensqualität schaffen, Menschen zurück aufs Land bringen und neue, nachhaltige Zukunftsmodelle entwickeln. Dem Mountainbike wurde schon vor Jahren eine bedeutende Rolle in diesem Prozess zugeschrieben, und entsprechend willig ist der Staat, den Sport zu fördern.
Was im Tweed Valley im Süden mit den berühmten 7Stanes Trail Centern begann, breitete sich aus in die Highlands und überzieht das Land mit einem dichten Netz an vielseitigsten Trails und Angeboten. “Aberdeenshire“, erklärt Tom, “war aber noch lange der blinde Fleck auf der MTB-Karte. Wir hatten zwar überall verteilt viele, viele Trails, aber es waren größtenteils anspruchsvolle Strecken. Oft waren sie nicht wirklich gut angelegt, und grundsätzlich war alles ohne System.“ Seit gut fünf Jahren wird das “unauthorized” Geflecht nun rasant autorisiert und professionalisiert, dazu wurden Gastro und Unterkünfte auf die neuen Gäste eingestellt, Events und Camps ins Leben gerufen. Inzwischen pilgert die schottische Szene aus dem Nordwesten und dem Süden hierher.
Tom war noch Ingenieur in der Ölindustrie, als er 2018 die Aberdeenshire Trail Association mitgründete. Klar sei es sein Traum gewesen, in der Bike-Industrie zu arbeiten. Das kannte er aus Whistler, wo er einige Zeit als Bikeguide gearbeitet hat. Aber in Aberdeenshire? Als Ehrenamtlicher sprach er mit den Grundbesitzern und dem Forst, machte Ausbildungen im nachhaltigen Trail-Bau, generierte Förderungen – und wurde schließlich von einer der führenden schottischen Trail-Bau-Firmen angesprochen, ob er nicht mit einsteigen wolle. Heute ist er Lead Trail Designer bei CRC. Transformation geglückt.
Eines seiner großen Projekte ist das erste richtige Trailcenter in Aberdeenshire: die Tarland Trails Pittenderich. Rund 850000 Euro an Förderung von Staat, Stiftungen und Verbänden fließen in das schnell wachsende, bunte Streckennetzwerk – von Blau bis Schwarz ist alles dabei. Knapp 20 Kilometer von Ballater und Balmoral entfernt ist die Hügellandschaft hier weicher, lieblicher und auch bewaldeter – und der Boden von einer fast schon spukhaften Konsistenz. Da können die Zufahrtswege vom nächtlichen Regen noch so matschig sein, auf der spaßigen Jumpline Crowd Surfin’ (samt verspieltem Uphill-Trail) herrscht trockener Grip. Ein Traum, um sich warmzufahren.
Einer der ersten fertiggestellten Highlights ist der Scaletrix, treffend benannt nach einem britischen Carrerabahn-Hersteller. Kurvenreich geht es durch den Wald, bis der plötzlich aufreißt und uns hinauskatapultiert in die offenen, von zig Anliegern durchzogenen Heidehänge. Auf den Tarland Trails kann man sich schon jetzt wunderbar verlieren. Tom lächelt und zeigt hinauf zu den Flanken von Pittenderich, wo man hier und da kleine Bagger ausmachen kann, “und wir sind ja noch im Wachstum“.
Es gibt zahlreiche Gründe für den schnellen Aufstieg Schottlands zu einer der Traum-MTB-Destinationen in Europa. Die überschaubare Anzahl der Einwohner und der Grundbesitzer sind einer. Der untere Bereich der Tarland Trails gehört einer gemeinnützigen Organisation, der obere einer “supernetten“ Person. Natürlich seien die Gespräche nicht immer einfach, meint Tom, “aber im Grunde sind die Grundbesitzer froh, dass wir mit Lösungen auf sie zukommen.“ In Schottland – anders als in England – herrscht das “Right to roam“. Man darf sich frei in der Natur bewegen, solange man dies respektvoll und verantwortungsbewusst tut.
Die Basis für den Erfolg aber legt die enge Zusammenarbeit der Mountainbiker mit allen, die involviert sind. Developing Mountain Biking in Scotland – eine Unterorganisation von British Cycling – fördert den Austausch und die Zusammenarbeit mit Touristikern, der Forstwirtschaft, den Grundbesitzern, Universitäten und dem schottischen Staat. Alle werden abgeholt, alle ziehen an einem Strang, und alle verstehen den Auftrag des Sports ganzheitlich: Gefördert werden nicht nur der Trail-Bau und die Infrastruktur, sondern auch Gesundheits- und Sozialprojekte.
Mehr Menschen aufs Rad zu bringen, ist in Schottland ein gemeinschaftliches Ziel, das an breiter Front umgesetzt wird. Die Finanzierung wird dabei als Investition in die Zukunft des Landes verstanden. Und kommt beispielsweise auch aus der Stiftung eines Öl-Magnaten: Sir Ian Wood, einer der reichsten Männer Großbritanniens. Er stammt aus Aberdeen und hat mit Öl Milliarden gemacht, bevor er 2007 The Wood Foundation gründete und sich seitdem speziell für die nachhaltige Diversifizierung des Landes einsetzt – allen voran für die Loslösung von traditionellen Industrien. Und dem Fahrrad wird in diesem Wandlungsprozess keine unscheinbare Rolle zugesprochen.
Zum Finale der Aberdeenshire-Trail-Tour ziehen wir ein paar Kilometer weiter südlich nach Aboyne – und es soll ein äußert leckerer Abschluss werden: Chutney und Relish heißen die beiden frisch hergerichteten Trails, die uns durch den Wald wirbeln. Immer und immer wieder. Der Chutney beginnt mit schnellen, steinigen Passagen, bevor die Bäume immer näher rücken und wendige Slalom-Skills fordern. Der Relish schließt direkt an und lässt uns immer wieder abheben. “Uplifting“, meint Tom. Das ist es wirklich. Inmitten dieser einsamen, rauen Landschaft ist die Bike-Laune in Höchstform.
Die Region Aberdeenshire liegt an der Nordostküste Schottlands, ihre Hauptstadt Aberdeen rund 200 Kilometer nördlich von Edinburgh. Im Hinterland, zwischen den Flüssen Dee und Don finden sich zig Trailspots wie u. a. Pitfichie, Aboyne, Tarland und der Cairngorms National Park.
Chris Roper hat schon auf der ganzen Welt als Guide gearbeitet, ist aber inzwischen in seiner Heimat eine der treibenden MTB-Kräfte. Er kennt die Trails nicht nur vom Fahren her, sondern ist auch in deren Bau und Instandhaltung involviert. Infos zu seinen geführten Touren: Ride in Peace, Glenkindie
Achtung Einreise: Seit dem Brexit braucht man in Großbritannien wieder einen gültigen Reisepass bei der Einreise! Weitere Infos zum Revier: Aberdeenshiretrail, Tarlandtrails, Dmbins, Visitabdn
Warum sollte man zum Mountainbiken nach Aberdeenshire fahren? Local Will Clarke von der Kooperation Development Manager bei Developing Mountain Biking in Scotland hat einige Argumente parat.
BIKE: Will, welche Art von Mountainbiker sollten nach Aberdeen kommen?
Will Clarke: Alle, die gerne auf Natur-Trails unterwegs sind – wir haben einige der besten Enduro- Strecken im gesamten UK hier. Aber generell ist es sehr variantenreich. Das sieht man auch an der bunten Local-Szene. Wir haben zum Beispiel viele bikende Frauen – eine unserer Trail-Bauerinnen, Fee Wallace, wurde von der IMBA 2022 als Trail Advocate Of The Year ausgezeichnet. Genauso haben wir eine starke Kids- und Nachwuchsszene.
Was wird diejenigen überraschen, die das erste Mal nach Aberdeenshire kommen?
Wie lebendig unsere Bike-Szene ist und wie unkompliziert und freundlich die Leute sind. Außerdem sind unsere Trails wunderschön in die Landschaft eingebettet – vom weichen Waldboden bis hin zu griffigem Granitfels.
Welche Trails sollte man unbedingt gefahren sein?
Puh, sehr schwer. Unsere beiden Haupttäler Deeside und Donside sind sehr vielseitig. Meine Favoriten sind wahrscheinlich der Tomb Steen in Pitfichie, ein rockiger Enduro-Trail, und unsere Ikone: der Heartbreak Ridge in Ballater.
Wo kehrt man ein?
Aboyne und Banchory liegen strategisch richtig gut, und hier gibt es Unterkünfte, Restaurants, Cafés und Pubs. Viele Mountainbiker findet man im Ride Café in Banchory, im Spider on a Bicycle in Aboyne oder im The Grant Arms in Monymusk.
Was sollte man in Aberdeenshire unbedingt gemacht haben, bevor man wieder fährt?
Viel essen und trinken. Aberdeenshire hat einige top Whisky- und Gin-Destillerien wie die Lost Loch Distillery in der Nähe von Aboyne – und in den vielen Dörfern am Meer gibt es hervorragenden Fisch. Dann wäre da noch Dunottar Castle bei Stonehaven und natürlich die königliche Sommerresidenz in Balmoral.
Den Auftakt zu den Radsport- Weltmeisterschaften machen die Downhiller auf der legendären Strecke am Ben Nevis. Termin: 3. bis 5. August 2023. Der Kurs startet an der Gipfelstation des Aonach Mòr und gehört zu den längsten und spektakulärsten Worldcup-Abfahrten überhaupt. Seit zwei Jahren gibt es neben den beiden sehr anspruchsvollen Trails nun endlich auch einen blauen, also einfachen Trail. Mit seinen acht Kilometern zählt dieser Blue Doon zu den längsten Flow-Strecken im UK. Außerdem warten in den Hügelflanken rundherum noch Trailcenter-Loops und Big-Mountain-Ausflüge. Enduro-Pro Joe Barnes gibt uns jeweils 5 Insider-Tipps zu den einzelnen Spots.
1 - Fort William ist gemacht für Mountainbiker, die …
… es steil, matschig, rockig und wurzelig mögen. Die sind bei uns definitiv richtig – da brauchen wir den weltweiten Vergleich wirklich nicht zu scheuen. Aber auch wenn Fort William nicht den Ruf hat, bietet sich hier dennoch eine enorme Bandbreite an Trail-Varianten – es ist definitiv für die ganze Familie was dabei.
2 - Überraschend ist wahrscheinlich, dass …
… der Ort selbst tatsächlich nicht besonders groß ist. Wir sind um die 5000 Einwohner. Aber zu den Weltcupwochenenden explodiert das Ganze, und es stehen 22000 Zuschauer an der Strecke. Zur WM im August werden das sicher noch mal deutlich mehr werden. Was man auch wissen sollte: Wir sind umzingelt von Bergen und Wasser. Und außerdem sind die Locals gar nicht soooo grausig. Man sollte sich auf Spaß einstellen.
3 - Trails, die man unbedingt fahren sollte …
… sind zum Beispiel die vielen schlammigen, super schmalen Pfade rund um das Nevis Range Trailcenter. Die machen richtig Spaß. Vor allem der Top Chief – der wurde nach mir benannt, und das ist eine große Ehre, weil die Strecke wirklich genial ist. Außerdem warten rundherum noch unglaubliche Big-Mountain-Touren. Die Mamores-Bergkette bei Kinlochleven ist einfach unglaublich. Dort lauert extrem viel Abenteuermaterial. Zwar muss man häufig tragen, aber so was wie die Gratfahrt am Binnein Mòr (höchster Gipfel) kann man sich nicht ausdenken, so spektakulär wie dieser Trail verläuft. Die ganze Runde ist die Mühe wert. Versprochen.
4 - Einkehren sollte man unbedingt in …
… Sammy’s Fish-and-Chip-Shop. Und am Strand von Caol im Norden gibt es sehr guten Fisch zu sehr schöner Aussicht. Natürlich sind da auch zig gute Cafés, aber meine Expertise beschränkt sich klar auf Fish & Chips.
5 - Muss man gemacht haben, bevor man Fort William wieder verlässt …
Dir bei den steilen, wirklich steilen Trails in die Hosen machen, bei Sammy’s Fish & Chips essen und in einem der Bergflüsse baden.
Die CC- und Marathon-Wettkämpfe (inkl. E-MTB) werden im Tweed Valley ausgetragen (WM-Termine MTB-Marathon 6. August, Cross Country 9.–12. August 2023). Glentress Forest, keine 50 Kilometer südlich von Edinburgh bei Peebles gelegen, ist als Teil des 7Stanes-Netzwerks eine der Geburtsstätten der schottischen Trailcenter-Kultur. Inzwischen gibt es hier über 80 gebaute Trail-Kilometer. Loops in allen Farben und Längen, von einfachen grünen 3-km-Strecken bis hin zu technischen, schwarzen Runden mit knapp 30 Kilometern Länge und 80 Prozent Singletrail-Anteil.
1 - Glentress ist gemacht für Mountainbiker, die …
… es abwechslungsreich mögen: Es gibt fordernde Enduro-Strecken, genauso wie jede Menge Optionen für Familien, wie etwa die Berm-Baby-Berm-Runde. Die Vielfalt macht es auch zum beliebtesten und belebtesten Trailcenter in Schottland – und mit dem TweedLove findet hier das größte Bike-Festival Großbritanniens statt.
2 - Überraschend ist wahrscheinlich, dass …
… es eine perfekte Infrastruktur und ein ausgeprägtes Community-Gefühl gibt. Mountainbiker sind fester Bestandteil der Region – man nennt das Tweed Valley auch “The Valley of the People“. Neben dem dichten Trail-Netzwerk warten Skills-Area, Bikeshop, Bike-Verleih, Duschen und Shuttle-Optionen. Zudem ist in Glentress das Mountain Bike Centre of Scotland zu Hause, ein Innovationszentrum der Edinburgh Napier University. Hier wird an Themen rund um den Bike-Sport geforscht – z. B. an der Produktentwicklung einheimischer Marken.
3 - Trails, die man unbedingt fahren sollte?
Alle. Neben den gebauten Strecken gibt’s auch viele Natur-Trails. Die Blue Route wurde bereits zur besten Flowline des Vereinigten Königreichs gekrönt. Und die Red Route ist eine der Klassiker schlechthin: 18 km mit technischen Anstiegen, surfigen Anliegern und unzähligen Rollern – vor allem auf dem legendären Spooky-Wood-Abschnitt. Und im Zuge der Weltmeisterschaften entstehen aktuell noch einige weitere Trails (in allen Schwierigkeitsgraden).
4 - Einkehren sollte man unbedingt im …
… Glentress Peel Café im Herzen des Trailcenters: hervorragender Kaffee, sehr gutes Essen und eine entspannte Atmosphäre. All das gibt es auch im No1 Peebles Road, und abends geht man gern ins Traquair Arms.
5 - Das sollte man im Tweed Valley unbedingt gemacht haben, bevor man wieder fährt:
Eine Gin-Tour in der 1881 Distillery ist hier Pflicht. Außerdem muss man mal mit der Zip-Line durch den Wald schießen, im Neidpath Inn zur Music-Night gehen und im Traquair House (erbaut im Jahr 1109!) die Brauerei besuchen.
Fast jeder Ort auf dem Land hat eine eigene Trail-Runde. Doch allein für einen Roadtrip zu den wichtigsten schottischen Bikespots braucht man bereits zwei Wochen Zeit. Hier unser Routenvorschlag. Das Spannende: Jedes Trailcenter – auch wenn sie teils nur zehn Kilometer voneinander entfernt liegen (7Stanes) – zeigt einen völlig anderen Charakter. In den Centern zahlt man 3 Pfund Parkgebühr (wird für den Trail-Bau verwendet), dann einfach der Trail-Beschilderung folgen. Übernachten: Die Landstraßen (Linksverkehr!) passieren viele private Anwesen mit Bed & Breakfast.
Mit ihnen hat in Schottland alles begonnen: die acht Top-Trailcenter im Süden von Edinburgh: Innerleithen, Glentress, Forest of Ae, Mabie, Dalbeattie, Kirroughtree, Glentrool und Newcastleton heißen die Spots, die jeweils nur knapp zehn Kilometer voneinander entfernt liegen.
Unsere Favoriten:
Worldcup-Downhill am Ben-Nevis-Massiv, Schottlands höchstem Gipfel (1345 m): Es hat Gründe, warum selbst Downhill-Racer vor dieser Strecke Respekt haben. Selbst für die rot-schwarze Abfahrt (ca. 5 km) braucht man gute Nerven und Skills. Aber im berühmten Starterhäuschen möchte man schon mal ein Selfie gemacht haben. Tipp: Erst mal nur eine Einzelkarte für den Lift kaufen, den Spirit auf dem Parkplatz und im Café inhalieren und eine Runde auf den ebenfalls knackigen Trailcenter-Runden drehen.
“Rocky Goodness“ nennen die Locals diesen Spot am Rande des Cairngorm Nationalparks. Steilabfahrten auf riesigen Felsplatten (Slabs), aber auch Flow-Runden zum Cruisen (gesamt: 32 km). Auch super: die Laggan-Brown-Trails gegenüber und die in Aviemore.
The Mast heißt der Hotspot der Einheimischen, etwas außerhalb von Inverness. In der Karte findet man den Berg mit dem markanten Sendemasten unter dem Namen Craig Dunain. Seine wirklich steilen Flanken sind mit mittelschweren bis sehr knackigen Enduro-Lines durchzogen. Achtung: kein Trailcenter, man findet die Tracks auf Strava.
Der nördlichste Trailspot Schottlands am Dornoch-Firth-Meeresarm mit Weitblick über die Nordsee: Die Highland-Wildcat-Trails liegen etwas ab vom Schuss, locken aber mit der längsten Freeride-Abfahrt des Landes (13,6 km) am Ben Bhraggie und brandneu gebauten (easy) Lines an zwei weiteren Gipfeln. Dazu zwei flowig gebaute Uphill-Trails und ein Sandstrand zum Baden danach.
Das neue Trailcenter an der Ostküste – der perfekte Schlussböller für einen Roadtrip: Gerade erst im Herbst gebaut, wird dieses große Trailcenter nördlich von Edinburgh schon als Superstar gefeiert: großartige Landschaft mit viel Panorama und weit über die Hügel verteilten Up-, Downhill- und CC-Trails (Heartbreak Ridge, Drumtochty, Pitfichy, Tarland etc.).
Abenteuer-Trails in den Highlands: Ein Ausflug auf den Natur-Trails der schottischen Highlands darf eigentlich nicht fehlen. Vor allem die Szenerie um Torridon, an der Westküste, bläst einen förmlich weg. Allerdings sollte man mit den felsig-verblockten Trails auch umgehen können. Nur für Könner!
Trudy Lindblade leitet als CEO der UCI Cycling World Championships 2023 das größte Radsport-Event der Geschichte. Was bringt das neue WM-Format?
BIKE: Trudy, was macht die Radsport-WM in Schottland so besonders?
Trudy Lindblade: Erstmals werden alle Raddisziplinen (bis auf Cyclocross) zur selben Zeit an einem Ort ausgetragen. So wird die WM zum größten Radsportereignis in der Geschichte. Wir schaffen in Schottland eine Blaupause für ein neues Weltmeisterschaftsformat, das alle vier Jahre stattfinden wird. Und es wird ein grandioses Mega-Event, so viel kann ich versprechen.
Das klingt nach hohen Ambitionen!
Absolut! Wir möchten den Radsport in seiner ganzen Bandbreite zeigen und feiern – von BMX bis zum Kunstrad, vom Velodrome in Glasgow bis zum Downhill-Track in Fort William. Wir verteilen die Wettkämpfe über ganz Schottland und binden die Bevölkerung intensiv ein. Diese Art der WM ist eine Premiere, daher können wir Dinge ganz neu denken und anders angehen. Jetzt zahlt es sich aus, dass wir bei den Radsportthemen schon immer eng mit den Locals zusammengearbeitet haben.
Klingt nach viel Koordinationsarbeit. Was erhofft Ihr Euch von diesem großen Engagement?
Das Rad spielt eine solch bedeutende Rolle in unserer Gesellschaft. Es steht für Freiheit, für Bewegung, für Mobilität, für Spaß. Diese WM wird extrem erlebbar, und wir haben ein großes Rahmenprogramm geplant. So wollen wir auch diejenigen inspirieren, die das Fahrrad vielleicht noch nicht für sich entdeckt haben. Bei den Investitionen stand auch das Danach immer im Fokus: Die WM-Trails in Glentress werden weiterleben, über den Facility Fund konnten u. a. Pumptracks gebaut werden, und es wurden Fahrradförderprogramme im ganzen Land initiiert.