Schon die Griechen bezeichneten Korsika in der Antike als „Kalliste“, die „Schöne“. Wer die französische Mittelmeerinsel schon einmal besucht hat, wird dem wohl zustimmen. Nur an der Ostküste ist es flach, ansonsten gibt es auf „Corse“ viele Höhenmeter zu überwinden. Mehr als 70 Gipfel ragen über 2.000 Meter in den Himmel, der Monte Cinto ist mit 2.706 Metern der höchste.
Mit dem Fahrrad in der korsischen Berglandschaft unterwegs zu sein, ist eine schweißtreibende Angelegenheit. Dabei kann es durchaus passieren, dass man eine Gänsehaut bekommt – nicht wegen der Kälte, sondern aufgrund der überwältigenden Schönheit der Umgebung. Die besten Touren auf Korsika verlaufen entlang der Westküste von Cap Corse im Norden und über den Col de Bavella im Süden der Insel. Diese Region wird wegen ihrer markanten Felsformationen auch als „korsische Dolomiten“ bezeichnet. Ein Geheimtipp sind die Routen durch die abgelegene Berglandschaft östlich von Corte, der „heimlichen Hauptstadt“ Korsikas.
Lange weiße Sandstrände und versteckte Traumstrände vor türkisfarbenem Wasser, historische Dörfer und Städte, die sich malerisch an die Felsen schmiegen: Der Cilento ist ein ruhiger Mikrokosmos im sonst oft chaotischen und manchmal stark verschmutzten Süditalien. Zu behaupten, der Cilento – genauer gesagt die Küste des Cilento – sei vom Tourismus unberührt geblieben, wäre übertrieben. Im Sommer drängen sich die – überwiegend italienischen – Urlauber an den Stränden.
Doch auf den Straßen im Hinterland, oft mit traumhaften Ausblicken auf das Mittelmeer, herrscht eine himmlische Ruhe, besonders nach „Ferragosto“ Mitte August, dem Höhepunkt der Urlaubssaison und Wendepunkt des Sommers in Italien. Während es im Hochsommer extrem heiß werden kann, sind die Temperaturen im Frühjahr ideal zum Radfahren. In der ursprünglichen Landschaft des Parco Nazionale del Cilento e Vallo di Diano, der bereits 1997 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde, trifft man beim Radfahren oft kilometerweit keine Menschenseele. Zwischen endlosen Olivenhainen und ausgedehnten Wäldern sagen sich Fischotter und Wolf „Gute Nacht“, in den Dörfern wird eine bodenständige und äußerst gesunde regionale Küche serviert.
Vor knapp hundert Jahren bereits, im Jahr 1928, hatte der österreichische Hotelier Rodolfo Lussnigg eine geniale und bei 325 Sonnentagen pro Kalenderjahr durchaus naheliegende Marketing-Idee. Er verpasste dem Abschnitt der andalusischen Küste westlich und östlich von Malaga den Namen Costa del Sol („Sonnenküste“).
Fahrradfahren entlang der Küste mit ihren zahlreichen Bettenburgen und veritablen Bausünden ergibt allerdings nur bedingt Sinn. Aber kaum ist man vom Mittelmeer ein paar Kilometer ins Landesinnere geklettert, wähnt man sich im Radlerparadies. Es geht vorbei an den berühmten „weißen Dörfern“ Andalusiens, geprägt durch die Zeit der Mauren in der Region, durch eine einsame Berglandschaft. Und wenn dann in der Ferne das Mittelmeer in der Sonne wie eine Discokugel glitzert, ist das Radfahrerglück perfekt.
Kreta wird gerne auch als „Gebirge im Meer“ bezeichnet. Flach fahren kann man sich auf Griechenlands größter Insel jedenfalls abschminken. Dafür kann man bei rund 300 Sonnentagen übers Jahr die dicken Radklamotten getrost zu Hause lassen: Von März bis Mai herrschen auf der Insel, die nur rund 300 Kilometer entfernt vom afrikanischen Kontinent liegt, höchst angenehme Temperaturen zum Fahrradfahren.
Nur für die Touren in den Höhenlagen empfiehlt es sich, eine Weste, lange Hosen und Shirts dabei zu haben. Denn abgesehen von zahlreichen Traumstränden hat Kreta im zentralen Ida-Gebirge die Lefká Óri („Weiße Berge“) sowie im Dikti-Gebirge gleich mehrere Zweitausender zu bieten. Im Landesinneren, abseits der Touristenströme, präsentiert sich „Kriti“ ursprünglich und unfassbar abwechslungsreich: Kreta ist eine widerspenstige Wildnis, Kreta ist ein prächtiger und farbenfroher Obst- und Gemüsegarten, Kreta ist ein Paradies für Fahrradfahrer. Allerdings weiß man ja, dass im Paradies auch nicht alles perfekt war: Die einsamen Sträßchen auf Kreta sind bisweilen ziemliche Rumpelpisten; auf ein solides Tourenrad mit breiten Reifen zu setzen, ist also keine schlechte Idee.
Wer bei Marokko an endlose Wüsten denkt, an Kamele, brütende Hitze und ganz viel Sand, der liegt durchaus richtig – und gleichzeitig falsch. Wer glaubt, man würde ganz im Nordwesten Afrikas ausschließlich über ruppige Pisten brettern müssen, der liegt sogar komplett daneben. Die Straßen im Norden Marokkos sind überraschend gut und das Mobilfunknetz ist übrigens selbst in den abgelegensten Regionen besser als ein paar Kilometer vom Marienplatz in München entfernt.
Die Region rund um das legendäre Tanger, das einst Spione, Ganoven und Künstler aus aller Welt geradezu magisch anzog, präsentiert sich hügelig bis bergig, grüner als man denkt und landschaftlich abwechslungsreich. Während in Tanger in den Shoppingmalls westliche Luxusprodukte im Angebot sind, leben viele Landbewohner in bitterer Armut; wer eine Ziege oder eine Kuh besitzt, gilt bereits als reich. Als Fahrradfahrer rollt man durch eine fremde und faszinierende Welt, wird bestaunt und meistens auch gefeiert. Die wohl schönste Tour in Marokkos Norden führt von Chefchaouen ans Mittelmeer. Auch wenn zurück noch reichlich Höhenmeter warten, die auf dem offenen Feuer gegarte Fisch-Tajine an der Strandpromenade von Oued Laou sollte man probieren.
Fußball, Tennis, Basketball – eigentlich alles, bei dem ein Ball im Spiel ist, fasziniert die Kroaten, und sie sind verdammt gut darin; im Picigin sind sie sowieso unschlagbar. Bei dem an den Stränden von Split erfundenen Spiel im seichten Wasser „ditschen“ sich die Spieler einen „rasierten“ Tennisball zu, der auf keinen Fall das Wasser berühren darf. Radfahren hingegen ist den Kroaten eher suspekt, irgendwie scheinen sie immer noch verhaftet in dem Glauben, nur Menschen, die sich kein Auto leisten können, würden Fahrrad fahren.
Dabei bietet insbesondere der Süden und die dalmatinische Inselwelt Fahrradfahrern ein wahres Traumrevier für einen Radurlaub im Frühjahr. Von Split aus ist man im Handumdrehen mit der Fähre auf den Inseln Brač oder auf Hvar. Dort rollt – und klettert – man auf gut ausgebauten, überwiegend verkehrsarmen Sträßchen mit atemberaubenden Ausblicken durch eine mediterrane Bilderbuchlandschaft. Auch auf Korčula, wo angeblich Marco Polo einst das Licht der Welt erblickte, lassen sich fantastische Touren machen. Und wenn es zu heiß werden sollte im Süden Kroatiens – der nächste Traumstrand ist nur ein paar Pedalumdrehungen entfernt.