Radreise MasurenWo die Uhren leise und langsam ticken

Timo Dillenberger

 · 30.01.2024

Ruhe und Natur: Abseits von Verkehr und Massentourismus sind die Masuren ein abwechslungsreiches Radrevier
Foto: Siegfried Michael Wagner
Über Jahrhunderte galten die Masuren in Polen als nahezu unzugänglich. Doch die uralte Seenlandschaft lässt sich jetzt bequem mit dem E-Bike erkunden. Wir haben es ausprobiert – und Entschleunigung pur erlebt.

Ich muss mich um nichts und niemanden kümmern. Jegliche Hektik ist weit weg. Das letzte Mal über sowas wie Vorfahrts- und Verkehrsregeln nachdenken musste ich vor drei Stunden, die letzten blinkenden Schaufenster und Büroschilder habe ich gefühlt vor Tagen gesehen. Selbst der Antrieb meines E-Bikes ist tiefenentspannt und hilft mir bei annähernd Ruhepuls, den gelben Fleck weiter vorne, unseren Radguide, nicht aus den Augen zu verlieren, während diese sich unablässig an der Farbenfolge Grün, Himmelblau, Grün, Dunkelgrün, Moosgrün, Blauweiß, Lichtgrün, Tiefblau, Ziegelrot, Sattgrün erfreuen. Nein, ich bin nicht in Neuseeland oder Südamerika, sondern nur einen Kurzstreckenflug von der Heimat entfernt in den polnischen Masuren.

Rund 2000 Seen und Kanäle prägen die Landschaft in den Masuren.Foto: Siegfried Michael WagnerRund 2000 Seen und Kanäle prägen die Landschaft in den Masuren.

Würde jemand den Norden Polens als Modelllandschaft nachbauen wollen, er hätte vermutlich eine Sisyphusarbeit vor sich. Denn die Landschaft besteht aus unzähligen Auffaltungen von Gestein und grünen Erdhügeln mit noch mehr Seen, Kanälen, Wäldern und winzig kleinen Siedlungen. Das Gebiet zwei Autostunden nördlich der Hauptstadt Warschau ist der absolute Kontrast zur pulsierenden Metropole, eigentlich sogar zu jeder durchschnittlichen Kleinstadt. Siedlungen liegen eher wie kleine Tupfen weit verteilt über die sehr ursprüngliche Landschaft, umfassen selten mehr als acht Häuser. Vom Rad aus nimmt man die niedlichen Häusergrüppchen erst mal nur amüsiert wahr, bis man mehr über die Geschichte dieser gebeutelten Region erfährt.

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Seit die Gletscher der Eiszeit diese abwechslungsreiche Landschaft modelliert und zurückgelassen haben, kam der Landstreifen selten zur Ruhe. Seit der Zeit der ersten Siedler scheinen in Zyklen verschiedene Völker hier durchgezogen zu sein, von den Hunnen über die Tartaren bis zu den Nazis und den Russen im Zweiten Weltkrieg, meist verbunden mit Eroberungen, Vertreibungen, Deportationen und Zerstörung. Siedlungen konnten hier einfach nicht wachsen und gedeihen. Und selbst um großartige und gut erhaltene Sakralbauten wie das barocke Kloster in Swieta Lipka mit seiner legendären Orgel haben sich in Hunderten von Jahren keine 1.000 Einwohner angesiedelt. Die Aufbruchstimmung, der Drang Richtung moderner und eher westlicher Gesellschaft, welche man zu Beginn des Trips in Warschau deutlich spüren konnte, ist in Masuren noch nicht so recht angekommen. Und genau deshalb kann man hier perfekt abschalten.

Barocke Sehenswürdigkeit: Die Marienwallfahrtskirche Swieta Lipka (Heiligelinde)Foto: Adobe Stock/SzymonBarocke Sehenswürdigkeit: Die Marienwallfahrtskirche Swieta Lipka (Heiligelinde)

Trudno! So sagt der Pole entspannt: „So ist es halt!“

Mit dem E-Bike durch diese Urlandschaft zu radeln, ist Entschleunigung in Maximaldosis. Nicht mal über die Route muss ich mir einen Kopf machen, Guide Kascha navigiert unsere Reisegruppe zielsicher durch das „Land der tausend Seen“. Diesen Titel haben sich schon einige Regionen verliehen, aber hier ist er sogar eher untertrieben. Der Blick auf die Karte verrät: Es war eine gute Entscheidung, eine geführte Tour zu buchen, denn das Geflecht aus tatsächlich sogar rund 2.000 Seen und den Kanälen dazwischen ist nicht überall passierbar. Und ausgebaute, beschilderte Radrouten sind eher noch den Touristenzentren Polens vorbehalten. Weil die Dörfer hier so weit auseinanderliegen, fährt auch kaum ein Masure mit dem Rad. Von motorisiertem Individualverkehr in großem Stil oder sogar Verkehrsstress kann aber auch keine Rede sein. Auf den schmalen Sträßchen oder Wirtschaftswegen, Überbleibseln aus der „Kolchosen“-Zeit, als hier noch mächtige Traktoren zu den riesigen Feldern fuhren, begegnen uns keine zehn Autos am Tag. Der mit bitterem Schmunzeln von den Einheimischen „Russenasphalt“ geschimpfte grobe Belag ist auch nicht für großen Autoverkehr gemacht – und genau deshalb super zum Biken! Und weil hier in Masuren weder für dicke LKW noch für dritte und vierte Fahrspuren Platz geschaffen werden musste, hatten die Bäume rechts und links Zeit und Ruhe, sich hoch überm Asphalt zu nicht endenden Alleen zu vereinen. Sauerstoff direkt vom Baum, näher kann man der Natur kaum kommen.

Wenig Verkehr, stattliche Alleebäume: Radfahren in den Masuren ist Entspannung pur.Foto: Siegfried Michael WagnerWenig Verkehr, stattliche Alleebäume: Radfahren in den Masuren ist Entspannung pur.

Man könnte sich glatt verlieren in diesen grünen Tunnels und Wasserspiegelungen auf den Seen. Aber Kascha kennt viele Highlights an der Strecke, weiß, wo Zeitzeugen warten, Aussichtspunkte sind und wo es die besten Piroggen gibt. Die Polen lieben es einfach, deftige Kost in Teigtaschen einzuwickeln. Aber auch die Vegetarier haben immer etwas Leckeres gefunden, im Zweifelsfall sollte man das obligatorische Pilzgericht auf der Karte wählen. Polen sind vernarrt ins Pilze Sammeln, wie mir Kascha verrät, und in den weiten, feuchten Landschaften der Masuren gibt’s davon jede Menge.

Gefüllte Teigtaschen, sogenannte Piroggen, sind ein traditionelles Gericht in Polen.Foto: Timo DillenbergerGefüllte Teigtaschen, sogenannte Piroggen, sind ein traditionelles Gericht in Polen.

Mit Kloß im Hals auf Tour in die Geschichte

Das Land strahlt eine solche Friedlichkeit aus, dass es einem umso heftiger in die Glieder fährt, wenn man sich der gar nicht so fernen Geschichte stellt. „Restaurant zur Wolfsschanze“ lesen wir auf einem Wegweiser. Ja genau, DIE Wolfsschanze: der Kommandobunker von Adolf Hitler. Mit dickem Kloß im Hals kommt manch einer da ins Grübeln, wie willkommen man denn heute als Deutscher oder Österreicher in diesem Landstrich ist. Die Antwort: sehr! Während der kompletten Reise wurden wir überall herzlich aufgenommen. Viele von den Älteren sprechen sogar noch etwas Deutsch, ihre Kinder halten sich eher ans Englische. Unsere fahrende Geschichtsdatenbank mit der gelben Jacke verrät mir, dass man in Polen und speziell in Masuren gelernt habe, sich mit anderen Kulturen zu arrangieren, sich dabei aber selbst treu zu bleiben. Ethnische Konflikte innerhalb gab es nie – obwohl dort stets viele verschiedene Volksgruppen gelebt haben.

Mit sehr viel Respekt gehen wir durch die Korridore der zu besichtigenden Bunkeranlagen. Man könnte meinen, diese Mahnmale gehörten zu den zentralen Orten des polnischen Tourismusprogramms. Nein, es sind weitestgehend private Vereine, die sich mit einfachen Mitteln und gesammelter historischer Ausrüstung darum kümmern, dass diese Anlagen besichtigt werden können. Die Eindrücke sind nicht spektakulär, aber einfach vorbeiradeln wäre auch nicht angemessen. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet dieses so friedliche Fleckchen Erde in so vielen Auseinandersetzungen eine Rolle gespielt hat. Die Seenlandschaft, auf der heute ausschließlich Segelboote unterwegs sind, stellten stets eine natürliche Engstelle zwischen West- und Osteuropa dar, die leichter zu verteidigen war als eine offene Fläche. Wer militärtaktisch interessiert ist, sollte eine der Führungen auf der berühmten „Feste Boyen“ mitmachen. Auf der gigantischen Wehranlage aus dem 19. Jahrhundert wird regelmäßig die Geschichte durch nachgestellte Belagerungen und Schlachten wieder zum Leben erweckt. Aber das Innere der Feste hält neben historisch eingerichteten Räumen auch Modelle der Wehranlagen und wirklich gut geschulte Guides bereit. Interessant: Vorm Betonzeitalter und ohne Steinbruch in der Nähe wurde die fast zweieinhalb Kilometer lange, äußere Wehrmauer aus 15 Millionen Ziegeln errichtet. Das rote Mauerwerk prägt auch heute noch weite Teile der Masuren.

Eine Radtour durch die Masuren ist eine Reise der Gegensätze

Wieder fällt mir der Kontrast auf. Während wir im Verlauf der Route mit leise im Chor surrenden E-Bikes wie auf Katzenpfoten durch die stillen Masuren Richtung Danzig radeln und hier die Highlights polnischer Historie fast exklusiv erleben dürfen, sah das einige Tage zuvor in Warschau noch anders aus. Um die Denkmäler zu Ehren des jüdischen Warschauer Ghettos und des Aufstands gegen die Deutschen zu sehen, musste man schon seinen Platz in den Scharen Kulturinteressierter und Dutzender Schulklassen finden. Beide Hotspots der Stadt sind aber auch extrem beeindruckend, ebenfalls ihr Umfeld. Warschau als Modelllandschaft müsste man aus mehreren Stadt-Bausätzen zusammenwürfeln. Symmetrische 60er-Jahre-Wohnblocks mit bröckelndem Putz stehen wie Fremdkörper zwischen verspiegelten und durchdesignten Bürotürmen beinahe wie in Tokio. Weite und moderne Straßenzüge mit Begrünung und Laternen im Stil von Kopenhagen münden in gepflasterten, für den Verkehr viel zu engen Gassen, während hundert Meter weiter achtspurige gussfrische Straßen samt Straßenbahn die Menschenmassen aus den Wohn- in die Arbeitsviertel bringen.

Farbenspiel: Nachts erstrahlt der Kulturpalast in der Warschauer Innenstadt.Foto: Timo DillenbergerFarbenspiel: Nachts erstrahlt der Kulturpalast in der Warschauer Innenstadt.

Und dann ist da noch die Altstadt: „Alles fake“, sagt unser Stadtführer. Tatsächlich wurde das historische Warschau zu 90 Prozent zerstört, die Kernstadt unter russischer Führung nahezu originalgetreu wiederaufgebaut, ein wenig krumm und schief, aber genau so sah das vorher auch aus. Vielleicht hätte man von dieser Retorte lieber nicht gewusst, aber die Leistung, ein ganzes Viertel ohne Pläne aus dem Kopf wieder hochzuziehen: Respekt! Die russischen Besatzer übrigens hatten den Architekten gar nicht mit einer Replik beauftragt, er sollte eigentlich eine nach Osten ausgerichtete, kolossale Betonfassade bauen lassen, aber Jan Zachwatowicz war wohl zu patriotisch und setze sich über den Befehl hinweg. Seine „Kopfgeburt“ ist seit 1980 UNESCO-Weltkulturerbe.

Viele Wohnhäuser stehen übrigens auf flachen Sockeln, das sind die Überreste der alten Gebäude; man hatte einfach weder Zeit noch die logistischen Möglichkeiten, die Trümmer wegzuräumen. Diese Eile hat man offenbar wiederentdeckt. Derzeit entstehen zehn Wolkenkratzer gleichzeitig dort, wo man vor knapp zehn Jahren eine Bahnhaltestelle quasi ins Nichts bauen ließ. Der Warschau Tower mit 310 Metern ist seit dem Brexit nun das höchste Gebäude der EU. Nicht zuletzt die Fußball-EM 2012, die man sich mit der Ukraine teilte, hat eine Art Aufbruchstimmung initiiert und viele Investoren angelockt.

Warschau ist Startort der geführten Radreise und lohnt einen ausgedehnten Stadtbummel.Foto: Timo DillenbergerWarschau ist Startort der geführten Radreise und lohnt einen ausgedehnten Stadtbummel.

Sanfter, lebendiger Tourismus in der Hauptstadt Warschau

In der Metropole ist es, anders als im ländlichen Flickenteppich der Masuren, übrigens durchaus angesagt, mit dem Rad unterwegs zu sein. Einheimische scheuen die meist weiten Strecken bis ins nächste Dorf. In und rund um das knapp zwei Millionen Einwohner zählende Warschau sollen unfassbare 590 Kilometer reichlich frequentierte Radwege verlaufen. Schon wieder so ein Gegensatz, der uns die gesamte Reise begleitet und fasziniert hat. Wir haben so viel gesehen, und trotzdem hat man nicht das Gefühl, von Attraktion zu Attraktion gehetzt worden zu sein. Der übersetzt „Ameisenhaufen“ genannte Stadtteil Wola in Warschau mit seiner hypermodernen Skyline lässt die Ruhe und Ursprünglichkeit der Masuren später nochmals extremer erscheinen. Gerade, weil es in diesem Landesteil nirgends gilt, Massen von Touristen „abzufrühstücken“, kommt man sich auch gar nicht wie ein Tourist vor – eher wie ein Besucher, dem entfernte Bekannte stolz ihr Zuhause zeigen.

Allerdings verfügt Masuren – so heißt der Verwaltungsbezirk, also ohne Artikel – nicht über eine ausgeprägte Fahrrad-Infrastruktur wie Dänemark oder die Niederlade. Das heißt: Abenteurer kommen bei einem Bike-Trip auf eigene Faust voll auf ihre Kosten. Wer aber das „Zivilisations-Detoxing“ auf einer Tour durch die Region vollends genießen möchte, dem legen wir nahe, sich einer organisierten Reisegruppe anzuschließen. Das macht nicht nur An- und Abreise sowie die Logistik rund ums Leih-Pedelec einfacher. Es eröffnet auch die Freiheit, mal aufs Boot oder in den Besenwagen zu wechseln. Und das Insider-Wissen der Guides ist durch kein Kartenstudium zu ersetzen.

Geführte Radtour durch die Masuren

Bei dem Masuren-Trip verließen wir uns auf die Organisation und Führung von „Belvelo“. Dainter steckt der erfahrene Reiseveranstalter Lernidee. Gründer und Ex-Pädagoge Hans Eberding kreiert seit 35 Jahren Erlebnisreisen. Belvelo bringt diese sehr speziellen Gruppenreisen nun aufs E-Bike. Reiseleitung, Guide und bewusst klein gehaltene Gruppen werden dabei automatisch zur Kleinfamilie – man erlebt zusammen, kann sich aber jederzeit auch mal ausklinken. Unterkünfte und Preise sind eher im Luxussegment anzusiedeln, wobei wir bei der Kalkulation einer individuellen Reise keine 15 Prozent günstiger waren.


Die Route der Masuren-Tour führt nach dem Transfer von Warschau aus mit vier Transfers in neun Tagen nach Danzig. Es heißt also nicht jeden Morgen: Koffer packen und im Begleitfahrzeug verstauen. Ausflüge per Boot oder mit dem Rad enden auch mal am Ausgangspunkt. Die Leihräder sind im Topzustand und passen zum gemütlichen Cruisen durch die Natur. Sind Naturwege aufgeweicht, weicht die Leitung auf eine der meist verkehrsarmen Straßen aus. Der Trip inkl. Zuganreise, Transfers, Verpflegung, Tickets für Boote und Besichtigungen sowie deutschsprachige Reiseleitung kostet im Doppelzimmer je nach Termin um die 2500 Euro. Mehr Infos und alternative Ziele unter: belvelo.de/reiseziele/masuren/

Die Dörfer in den Masuren bestehen oft nur aus wenigen, teilweise verlassenen Häusern.Foto: Siegfried Michael WagnerDie Dörfer in den Masuren bestehen oft nur aus wenigen, teilweise verlassenen Häusern.

Die Masuren-Route in 7 Etappen

Durch die Kombination aus Radstrecken, Bustransfers, Ausflügen und sogar Etappenteilen per Boot pickt man sich sozusagen die Perlen der Strecke zum Selbsterfahren raus. Die sieben Abschnitte ergeben also nicht automatisch die komplette Reisestrecke. Pro Tag fährt man zwischen 25 und 50 km mit Durchschnittsgeschwindigkeiten um 15 km/h.

  • Zuganreise nach Warschau mit Stadtrundgang
  • Pisz-Nowe Guty, Orzysz, Ermland-Masuren, 25 km – Fähre nach Lötzen
  • Prawdowo, Mikołajki–Krutyń, Piecki, Ermland-Masuren, 41 km
  • Giżycko–Węgorzewo, Ermland-Masuren, 48 km
  • Lidzbark Warmiński–Orneta, Ermland-Masuren, 32 km
  • Braniewo–Kadyny, Tolkmicko, Ermland-Masuren, 43 km
  • Elbląg–Buczyniec, Rychliki, Ermland-Masuren, 36 km
  • Nowa Kościelnica, Ostaszewo–Gdansk (Danzig), Pommern, 25 km

Die GPX-Daten zu den 7 Etappen können Sie hier kostenlos herunterladen.

Weiterer Anbieter

„Zeit Reisen“ bietet einen Masuren-Pedelec-Trip an, der in Warschau startet und endet; die sieben 35 bis 63 Kilometer langen Etappen geleiten aber nicht zur Ostsee, sondern kreisen gegen den Uhrzeigersinn um die 2.000 Seen herum. zeitreisen.zeit.de/reise/masuren-polen-ebikereise/

Reise-Infos & Radtipps für Individualreisende

Masuren-Tour auf eigene Faust

Die Masurenreise von Belvelo verläuft zu großen Teilen auf dem ersten Abschnitt des rund 2.000 Kilometer langen „Green Velo“-Radwegs entlang der nördlichen und vor allem östlichen Randgebiete Polens. Ohne Guide oder Reisegruppe kann man sich alternativ daran halten. greenvelo.pl/de

Der Abschnitt von Lötzen nach Danzig führt über rund 270 Kilometer, ohne Begleittross sollte man mindestens fünf bis sechs Tage einplanen und grundsätzlich ein paar Kraft- und Zeit-Reserven aufsparen, da die Infrastruktur in den Gebieten noch nicht gut entwickelt ist. Außerdem liegen die lohnenden Sehenswürdigkeiten nicht immer an der Radroute, das verlängert die Strecke.

Beste Reisezeit

Theoretisch ganzjährig; ideal von April bis Oktober; im Hochsommer können vermehrt Stechmücken auftauchen, das ist aber eher temperatur- als jahreszeitabhängig. Die geführten Reisen finden von Juni bis Oktober statt.

Anreise

Flug: Masuren liegt zwischen den Flughäfen Danzig und Warschau, ersterer wird aber kaum direkt angeflogen, dafür ist von Warschau aus je nach Route ein deutlich weiterer Transfer nötig. Achtung: die Mitnahme von E-Bikes ist bei Flugreisen extrem kompliziert, lohnt sich eigentlich nicht.

Zug: Empfohlen! Der Startpunkt für die Green Velo-Route liegt in Konskie, der nächste größere Bahnhof ist in Kielce. Wer aus dem Westen oder Süden Deutschlands anreist, sollte eine Übernachtung in Berlin oder Dresden einplanen.

PKW: Zu empfehlen ist, im gut erreichbaren Olsztyn Quartier zu beziehen und von dort aus Tagestouren flach Richtung Küste zu machen, östlich durch die Masurische Seenplatte oder nach Norden starten, wo die Dichte an Sehenswürdigkeiten stark zunimmt.

Bezahlen

Obwohl Polen EU-Mitglied ist, gehört das Land noch nicht zum Euroraum, gezahlt wird mit Zloty, ausgesprochen „Swu‘ote“, der Kurs liegt recht stabil bei 4,4 Zloty pro Euro. Man kann fast überall auch kleine Beträge mit EC- und Kreditkarte in Euro oder Zloty zahlen, deshalb reicht ein kleiner Bargeldbestand. Es wird davor gewarnt, vor allem mehrfach polnische Währung am Automaten zu ziehen, da manche Banken neben der betragsabhängigen Gebühr eine Einmalzahlung aufschlagen.

Übernachten

Hotel „Nyx“ in Warschau, komplett durchdesigntes und nagelneues Premiumhotel direkt neben dem in der letzten Bauphase befindlichen Warschau Tower. Bis die Bürokomplexe des schnell in die Höhe wachsenden Viertels fertig sind, noch sehr moderate Preise.
leonardo-hotels.de/nyx-hotel-warsaw

Schlosshotel „Krascki“ in Lidzbark, sehr prunkvoll und aus für die Region typischen roten Backsteinen, besteht aus mehreren herrschaftlichen Gebäudeteilen. Tipp: Rundgang um den Dachfirst möglich. hotelkrasicki.pl

Hotel „St. Bruno“ in Gizycko, direkt am Kanal gelegenes schickes, aber urgemütliches Anwesen rund um bzw. direkt auf einer historischen Ordensritterburg, dadurch sehr verwinkeltes und spannendes „Innenleben“. hotelstbruno.pl

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