Bei Menschen, so sagt man ja, sei oft der allererste Eindruck entscheidend. Bei Inseln mag das manchmal auch so sein; bei Bornholm ist es definitiv nicht so. Nähert man sich mit der Fähre, dann fällt dem einen oder anderen beim Anblick der Hauptstadt Rønne schon mal die Kinnlade herunter. Schön ist anders ... Dabei schwärmen doch alle in den höchsten Tönen von Bornholm. Es dauert nur ein paar Pedalumdrehungen, und man weiß, warum alle so schwärmen von der „Perle der Ostsee“. Der zweite Eindruck nämlich – und alle, die noch folgen auf dieser so abwechslungsreichen und vielfältigen Insel – ist einfach nur fantastisch.
Die dänische Insel Bornholm hat Sandstrände, deren Sand so fein ist, dass er einst für Sanduhren verwendet wurde. Bornholm hat imposante Klippen und Schärenküsten, die Felder leuchten golden in der Sonne. In Bornholms Wäldern findet man angeblich das Paradies, die Heide blüht hier genauso schön lila wie bei Lüneburg, im Süden der Insel wird sogar Wein angebaut – und siehe da: Bei genauerem Hinsehen und abseits des Hafens entpuppt sich sogar Rønne als hübsches Städtchen.
Unsere erste Tour führt direkt an der Ostsee entlang; durch winzige Orte namens Teglkås und Helligpeder, in denen weiß, gelb oder auch rot getünchte Fachwerkhäuschen die Straße säumen. An den Masten in den hübschen Bauerngärten flattert der unvermeidliche Dannebrog, die dänische Flagge, im Wind. In der winzigen Marina von Helligpeder dümpeln ein paar Boote herum. Hier ist Bornholm das, was man so gern „hygge“ oder „hyggelig“ nennt. Dieses „hygge“ beschreibt nicht etwa die hügelige Landschaft Bornholms, vielmehr steht es für das Lebensgefühl der Dänen. Mit gemütlich wäre „hygge“ nur unzureichend beschrieben. Es hat vielmehr auch mit einem Bewusstsein zu tun, diese Gemütlichkeit mit anderen zu teilen.
Wir teilen uns den genialen Radweg in Richtung Hammershus Slotsruin mit zahlreichen anderen Radlern; es hat sich halt herumgesprochen, wie schön es hier ist. Der Radweg nach Hammershus ist – passend zum Namen der Schlossruine – allerdings teilweise auch hammerhart; die kurzen, knackigen Anstiege zwingen den einen oder anderen zum Schieben. Aber um noch einmal das Wortspiel zu bemühen: Die alte Festung am Nordwestzipfel Bornholms ist wirklich der Hammer, besonders abends bei Sonnenuntergang.
Die Landschaft rundherum mit ihren dunklen Buchenwäldern erinnert an den Nationalpark Jasmund auf Rügen, von wo aus unsere Fähre abgelegt hatte. Näher als Rügen, aber auch deutlich näher als das dänische Festland, ist die schwedische Küste bei Ystad, die man von Hammershus aus erspähen kann. Nach einem Kaffee mit Meerblick im hübschen Sandvig rollen wir an der Küste entlang nach Gudhjem. Ein schönes Städtchen, ohne Frage, aber auch das mit den meisten Souvenirshops. Hier passt es wohl am ehesten, dass Bornholm bisweilen auch „Dänemarks Mallorca“ genannt wird.
Unsere zweite Tour führt von Rønne zunächst nach Nexø. Am Hafen setzen wir uns in das einzige Restaurant, in dem sonst niemand sitzt – und haben alles richtig gemacht. Im Restaurant Molen wird zum Frokost (Mittagessen) sogenannte Nye Nordiske Køkken serviert. Raffiniert, leicht und verdammt lecker.
Das Essen war also schon mal eine Einstimmung auf das, was jetzt kommen sollte. Nichts weniger als das Paradies nämlich. Die Paradisbakkerne (Paradieshügel) sind eine bewaldete Hügellandschaft, in der wir den Nachtisch genießen – Brombeeren und Blaubeeren vom Strauch – und in der Bornholms größter sogenannter Wackelstein zu finden ist. Rokkesten heißen diese von der letzten Eiszeit zurückgelassenen und bis 35 Tonnen schweren Brocken, die man doch tatsächlich ein Stück bewegen kann, wenn man an der richtigen Stelle ruckelt. Eigentlich kann ja nichts mehr kommen nach dem Paradies. Aber Almindingen, das größte Waldgebiet der Insel mit dem Ekkodalen und dem 162 Meter hohen Rytterknægten, ist genau so schön wie die Paradisbakkerne. Von hier aus rollen wir hinunter, weit unten in der Ferne blitzt das blaue Meer. Irgendwie ist diese ganze Insel ein kleines Paradies.
Tour 1: Hammer-Tour
Von Rønne (Touristeninformation) auf dem Cykelvej 10 in Richtung Allinge. Ab Hasle verläuft der Weg überwiegend direkt an der Ostsee entlang, bei Jons Kapel müssen wohl 99,9 Prozent aller Radler absteigen und schieben. Bis zur Hammershus Slotsruin warten einige weitere heftige Steigungen. Noch härter sind die Anstiege in der Gegenrichtung, es empfiehlt sich also, die Tour im Uhrzeigersinn zu fahren. Von Allinge bis Gudhjem verläuft der Radweg überwiegend an der Küstenstraße. Von Gudhjem geht es auf winzigen Landstraßen in die Hügel und ab Rø auf dem Radweg 23, teilweise auf einer stillgelegten Bahntrasse, via Klemensker und Nyker wieder zurück zum Start.
Sie können den GPX-Track zu dieser Tour direkt über diesen Link herunterladen oder finden ihn in der MYBIKE Collection auf komoot
Tour 2: Ins Paradies und zurück
Die ersten ca. 20 Kilometer geht es entlang der Südküste Richtung Osten, zumeist auf dem Radweg an der Landstraße, teils mit Blick aufs Meer. Ab Nexø weiter an der Küste Richtung Norden, dann ab in die Paradisbakkerne (Paradieshügel), eine bewaldete Heide- und Hügellandschaft. Weiter auf dem Radweg Richtung Almendinge, Abstecher zum Ekkodalen, dem größten der Bornholmer Spaltentäler. Durch den Wald weiter und vorbei am Rytterknægten, dem mit 162 Metern höchsten Berg der Insel. Via Vestermarie überwiegend abwärts zurück nach Rønne.
Sie können den GPX-Track zu dieser Tour direkt über diesen Link herunterladen oder finden ihn in der MYBIKE Collection auf komoot
Der schnellste und bequemste Weg nach Bornholm führt mit der Fähre von Sassnitz/Mukran auf Rügen nach Rønne. Die Fahrt dauert knapp dreieinhalb Stunden. In der Nebensaison sind Tickets für Hin- und Rückfahrt inkl. Mitnahme des eigenen Fahrrads bereits ab ca. 60 Euro pro Person zu bekommen. www.bornholmslinjen.de
In Dänemark zahlt man mit dänischen Kronen (DKK). Wechselkurs: 1 Euro = ca. 7 DKK. Lebensmittel und Essengehen sind in Dänemark ca. 20 bis 30 Prozent teurer als in Deutschland.
Hotel Skovly, Nyker Strandvej 40, 3700 Rønne, Tel. +45 5695 0784, www.hotelskovly.dk
Hyggeliges Hotel-Ensemble, etwa 6 km nördlich von Rønne; im Wald gelegen, einen Katzensprung vom Sandstrand entfernt. DZ mit Frühstück 110 bis 160 Euro
© Henning Angerer, Sven Bremer
Rønne: Bornholm Cykeludlejning, Nordre Kystvej 5/Dépendance am Hotel Skovly, Tel. +45 5695 1359, www.bornholms-cykeludlejning.dk
Der Laden hat akzeptable Modelle im Angebot, allerdings sind nicht alle Räder wirklich gut gewartet. Probefahrt machen! Tourenrad mit 7-Gangschaltung/Mountainbike: 1 Tag 85 DKK – 7 Tage 500 DKK
E-Bike: 1 Tag 200 DKK – 7 Tage 1.050 DKK
Bei Problemen mit dem eigenen Rad:
Fri Bikeshop Rønne, Snellemark 24 / Søndergade 7, Tel. +45 5695 0740 / 0604, www.fribikeshop.dk
Bornholm setzt auf „Regional Madkultur“: Produkte von der Insel, verarbeitet zu traditionellen Gerichten, neu interpretiert in der so-genannten Nye Nordiske Køkken. In den Fischräuchereien „Rogeri“ findet man die Spezialität der Insel: geräucherten Hering, Lachs und Makrele. Dazu passt hervorragend eines der in Svaneke gebrauten Biere.
Wasserfeste Fahrrad-Karte (Cyklekort), Maßstab 1:50.000, 99 DKK, erhältlich im Tourist Office oder online auf www.bornholm.info
Kompass-Karte 236, Bornholm, wasserfeste Landkarte (1:50.000), Aktiv-Guide, Stadtplan von Rønne, 11,99 Euro
Bornholm, Michael Müller Verlag, 15,90 Euro. www.michael-mueller-verlag.de
Bornholm, Marco Polo, 12,99 Euro (mit brauchbarer Landkarte). www.marcopolo.de
Ferieøen Bornholm, Ndr. Kystvej 3, 3700 Rønne – DK, Tel. +45 5695 9500, www.bornholm.info
Weitere Büros in Allinge, Hasle, Gudhjem, Nexø, Svaneke und Aakirkeby. www.visitdenmark.de