Die Reintalanger-Hütte liegt direkt vor, oder sagen wir: über meiner Haustür. Es ist der Garmischer In-and-out-Klassiker aus der Moser-Bibel. Allerdings ist der Weg durchs Reintal auch bei Wanderern sehr beliebt - es ist die längste, technisch aber einfachste Route zum Gipfel der Zugspitze hinauf. Besonders auf dem letzten, schmaleren Teilstück kann es daher gerade am Wochenende recht eng werden. Mit dem Bike nimmt man sich die Tour also besser unter der Woche vor.
Startpunkt der Tour: das Olympia-Skistadion in Garmisch-Partenkirchen. Hier kann man das Auto parken, oder man steigt bequem aus dem Zug aus – die Regionalbahn hält direkt am Stadion. 17 Kilometer sind es bis zur Reintalangerhütte hinauf und gerade zu Beginn türmen sich die fiesesten Rampen. Doch ab der Partnachalm flacht der Schotterweg angenehm ab und die Bäume geben schöne Ausblicke auf die Wettersteinwände frei. Ab dem Materiallager wird der Weg dann schmal und hinter der Bockhütte auch technischer, aber mit dem E-MTB ist das eine willkommene Herausforderung. Hochalpin schlängelt sich der Trail jetzt an der Partnach entlang bis ins hintere Reintal. In Hüttennähe gibt es am Fluss einige schöne Plätze zum Rasten. Hochalpiner und schöner geht es fast nicht. Die Abfahrt erfolgt auf demselben Weg, weil die ursprüngliche Moser-Route vor einigen Jahren bei einem Murenabgang verschüttet und nicht wieder hergerichtet wurde.
Tipp für heiße Tage: Unbedingt noch einen Abstecher in die Partnachklamm einplanen, danach ein kühles Bier im Cuatro Hombres zischen.
Der Trail vom Invergneux-Pass im Aostatal gehört zu den spektakulärsten Natur-Flow-Erlebnissen, die ich je kennenlernen durfte. Klar, der Aufstieg bis auf 2900 Meter Höhe ist lang, aber mit dem E-MTB bis auf wenige Stellen am Ende fahrbar. Oben darf man sich dann mit Blick auf den Gran Paradiso eine Pause gönnen, bevor man sich in diese epische, sanfte, kurvenreiche und nie langweilig werdende, knapp 15 Kilometer lange Abfahrt zurück nach Cogne begibt. Ein Erlebnis, für das man mal keine ausgefeilte Fahrtechnik braucht und das man nie wieder vergisst. Versprochen!
Einkehr-Tipp für Aosta übrigens: Im “The Place” gibt’s die allerbesten Burger!
Mein absoluter Lieblings-Trail im Piemont: Vom Giro d’Italia-Pass Colle Intersile schlängelt sich ein Kamm-Trail sehr panoramareich zum Monte Tibert (2647 m) hinüber. Von hier aus blickt man bei klarem Wetter bis zur Gipfelspitze des Monte Viso, und mit viel Glück hebt sich am Horizont sogar das Mittelmeer ab. Anschließend lässt man sich auf einen Trail ein, der einfach nicht direkt zurück ins Maira-Tal will. Immer wieder klettert er kleine Gegenanstiege hoch und verlängert so den Abfahrtsspaß. Doch irgendwann endet dieses wilde Auf und Ab dann doch und man rollt fertig, aber höchstzufrieden mit sich und der Welt im Örtchen Lottulo ein.
Einkehrtipp: Die Küche in der Pension Ceaglio ist rustikal und ausgesprochen lecker!
Ein absoluter Klassiker, den ich jedes Jahr mindestens einmal in Angriff nehme. Auch wenn der eigentliche Trail-Anteil nicht so groß ist. Aber das Gesamterlebnis stimmt bei dieser Tour einfach und es gibt die unterschiedlichsten Varianten. Die einfachste: Man setzt sich in den Shuttle und startet am Rifugio Garda Richtung Tremalzo-Pass. Ambitionierte nehmen den Anstieg dagegen selbst in die Beine, aber es ist keine gute Idee, den Abfahrern auf gleicher Strecke entgegen zu kurbeln. Deshalb finde ich den anspruchsvollen Ganztagesausflug mit dem Schiff nach Limone ganz interessant, aber Achtung: Diese Route ist zwar trail-lastig, bergauf aber auch ein fahrtechnisches Knobelspiel entlang der physikalischen Grenzen, inmitten fantastischer Natur – also eine perfekte E-MTB-Tour.
Nach der legendären Tremalzo-Passstraße, die bergauf per E-MTB definitiv mehr Sinn macht als andersherum, wartet auf der Rückseite ins Ledrotal ein echter Abfahrtstraum. Zunächst balanciert man auf handtuchschmalem, wildem Trail durch die Wälder unterhalb der Boca di Caset, nach kurzem Aufstieg gelangt man dann auf einen Wald-Trail, in den fachkundige Trail-Bastler sogar noch ein paar Spaß-Features eingebaut haben – eine wilde Waldachterbahn, wie man sie vom Gardasee nicht gewohnt ist. Der Trail mündet in einer steile Betonrampe, die zum Ledrosee führt. Von hier aus rollt man gemütlich auf der alten Ponale-Straße zurück nach Riva.
Akku-Management: Konditionstiere kommen vielleicht mit einem großen Akku klar, entspannter fährt man mit zwei. Oder man nimmt das Ladegerät mit und macht eine längere Pause am Rifugio Passo Nota: Hier darf man nachladen.
Einkehr-Tipps: Espresso mit Aussicht, bevor es ernst wird: La Milancesa. Am Rifugio Passo Nota gibt’s leckere Pasta, während der Akku nachlädt. Auch gut: das Refugio Garda am Tremalzo-Pass. Und dann ein Aperol im Ponale Alto Belvedere, direkt an der alten Ponale-Straße.
Episch langer und abwechslungsreicher Natur-Trail auf der ruhigen Seite des Val de Bagnes. Startpunkt der großen Runde: Le Châble im Schweizer Val de Bagnes. Doch selbst, wenn man den Anstieg mit dem Postauto bis Moay abkürzt – die Resthöhenmeter zum Col de Mille hinauf sind nicht zu unterschätzen. Oben spaziert der Trail über eine Ridgeline, aber der man einfach stehen bleiben muss, um das gesamte Panorama über die berühmten Wallis-Gipfel und den Mont Blanc zu erfassen. Bergab zieht der Trail alle Register, ohne jemals richtig gemein zu werden. Mit Felsen, Geröll und später im Wald auch Wurzeln sollte man umgehen können. Dazwischen kann man es auf flowigen Passagen laufen lassen. Allerdings hat sich der Pfad zum Teil tief in den Almboden gefräst. Da bleibt man mit den Pedalen gern mal hängen. Im Wald lauert relativ zu Beginn ein Stück, das durch einen Bach ständig feucht ist. Kurze Rutschgefahr!
Einkehr-Tipp für nach der Tour: Ein kühles Bier in der Brasserie du Châble! Übrigens: Eine Übernachtung ist bei dieser Tourlänge zwar nicht nötig, aber die Morgenstimmung auf der Cabane de Mille (2473 m) soll ein wirklich epochales Erlebnis sein. Info: cabanedemille.ch