Text: Eric Haufe / Gitta Beimfohr
Walliser Alpen / Aosta
Für mich ist es der vielleicht beste Trail der Alpen – allerdings muss man zuvor heftige 2500 Höhenmeter Tagesleistung per Bike & Hike erbringen können und wollen. Doch dann startet am Südgipfel des Monte Roisetta (3324 m) eine wirklich wilde und schier nicht enden wollende Abfahrt: gut fahrbare Spitzkehren, Sandsurfen à la Terres Noires, technische Bastel- Passagen, Gratwedeln und am Ende ein großes, ebenfalls anspruchsvolles, wurzeliges Finale im Wald.
Julische Alpen / Slowenien
Das Kanin-Massiv auf der Grenze zwischen italienischem Friaul und den Julischen Alpen in Slowenien ist schon landschaftlich ein echtes Juwel: karstige Steinwüste, geologisches Wunderwerk, Kriegsschauplatz und mittendrin ein Trail-Paradies. Egal in welche Richtung man von hier oben abfährt, die alten Militär- und Jägerpfade winden sich durch eine offene Mondlandschaft und am Ende durch nahezu unberührte Wälder. 2000 Tiefenmeter, die von oben bis unten knackig zu fahren sind. Woah, grandios.
Karnische Alpen
Liebliche Almen und Wälder – so wirkt das italienisch-österreichische Grenzgebirge aus der Ferne. Steht man aber mittendrin, zwischen Val Aupa und Plöckenpass, dann geht's richtig zur Sache: wild, schroff und steil. Ein Revier, für das man eine solide Bike-Beherrschung mitbringen sollte. Dann kann man die kernigen Abfahrts-Trails in diesen einsamen Bergen, aber auch die Ausblicke Richtung Triglav und über den Großglockner bis hin zum Mittelmeer, in satten Manövern genießen.
Trentino / Italien
Für mich ist es einer der ausgewogensten Trails der Nordalpen. Oben am Gipfel (2957 m) reicht der Blick von den vergletscherten Adamello-Spitzen bis zum Lago Corvo. Sweet! Dann die Abfahrt: Die ersten 550 Tiefenmeter zirkeln staubig und technisch über schwarze und rote Erde. Kurze Minestrone-Pause in der Hütte, bevor es mit purem Flow Richtung Baumgrenze geht. Im Wald folgt Mountainbike-Gehirnjogging pur, denn für den Trail-Verlauf sind unzählige Bewegungskombinationen nötig.
Südalpen / Frankreich
Endlos Enduro – wo das vielleicht am besten geht? Meiner Meinung nach im hintersten Eck der französischen Südalpen, an der Grenze zum italienischen Piemont. Tausende Kilometer Trails wurden hier von Händlern, Hirten, Partisanen und Soldaten aus den Talböden bis an die Gipfel angelegt. Perfekt in ihrer Anlage, grandios in ihrer Ausführung. Dazu bilden wilde, hochalpine Gipfel, weite Hochtäler und leuchtende Lärchenwälder ein landschaftliches Gesamtkunstwerk, das für mich in den Alpen unübertroffen ist.
Eric Haufe, Trailguide: Der Guide aus dem Allgäu hat seine Passion zum Beruf gemacht. Bei Ride Alpine Trails kann man seine ausgekundschafteten Supertrail-Touren mit ihm buchen. Außerdem hat er Zuhause mit Gleichgesinnten wie Ines Thoma und Max Schumann einen Verein gegründet, um auch in den bayerischen Alpen ein Trail-Netz zu legalisieren. Info: ridealpinetrails.com und mtballgaeu.de