Der erste Urban-Downhill fand 1999 in Lissabon statt – das starke Gefälle und die vielen kleinen Treppen der Stadt machten es möglich. Heute noch bietet ein Veranstalter die Route als Nightride an. Doch die Hauptstadt-Biker Portugals haben noch mehr Glück: Mitten in der Stadt sprießt der 900 Hektar große Monsanto-Hügelwald. Hier haben die Locals jede Menge Trails ins Gelände drapiert. Schnelle, sandige Lines mit Sprüngen, Gaps und Anliegern, die für eine komplette Tagesrunde ausreichen.
Das große Highlight Lissabons aber liegt 25 Kilometer westlich der Stadt, also noch in S-Bahn-Nähe: die Serra de Sintra. Ein Naturpark mit dschungelartigem Wald, aus dem immer wieder 400 bis 500 Meter hohe Gipfel spitzen. Auf manchen thronen maurische Burgen und Paläste, daher tummeln sich hier die meisten Tagestouristen.
In den Wäldern dazwischen aber verlaufen sich kaum Wanderer, weshalb auch kaum auffällt, dass die Trails alle ein bisschen aufpoliert wurden: Die Pfade haben einen überraschend rhythmisch-welligen Verlauf, kurven in weiten Radien um die Bäume, und vor Geländestufen liegen wie von Zauberhand Steine oder Hölzer für den Absprung bereit. Aber es gibt auch Abfahrten mit größeren Spielelementen, auf welchen sich bereits Downhill-Profis messen. Der Liebling aller ist jedoch der Donkey-Trail. Er startet im Westen der Sintra am Peninha-Kloster (448 m) und windet sich schier endlos, mit gigantischen Atlantik-Aussichten, die baumfreien Hänge bis zum Sandstrand hinunter.
Touren: Tracks findet man in den gängigen Touren-Portalen. Der Veranstalter Weride (weride.pt) bietet Vorort Enduro-Touren mit Shuttle, aber auch coole Nightrides in der Stadt an.
Übernachten: Ein paar Tage in der Stadt bleiben und dann in die Serra de Sintra umziehen? Oder: Mit der Lisboa Card (54 Euro für 3 Tage) kann man Sehenswürdigkeiten per Fast-Track besuchen und die Nahverkehrszüge zwischen Lissabon und Sintra (35 Min. einfach) nutzen.
Wetter: Biken kann man das ganze Jahr über, das Meer hat bis Ende Oktober noch Badetemperatur. Top-Surfrevier übrigens!
Ein Flug von Deutschland nach Barcelona ist günstig zu haben, dauert nur zwei Stunden und ist schnell gebucht. Dennoch lohnt es sich, mit dem Auto oder besser noch mit dem Camper anzureisen (von München 1400 km). Nur so lassen sich nämlich sämtliche Superspots rund um die katalanische Hauptstadt abklappern. Allein das Küstengebirge zwischen Barcelona und der nördlicher gelegenen Stadt Girona ist von einem dichten Trailnetz durchzogen. Etwas weiter im Landesinneren sprießen professionelle Bikeparks aus den Hügelflanken, die aufgrund von frostfreien Wintern das ganze Jahr über geöffnet haben. Inzwischen ist die Bike-Begeisterung im nördlichen Spanien aber so groß, dass einige Locals in ihren privaten Wäldern Dirtlines und Enduro-Trails bauen. Auf Anfrage gewähren sie Besuchern ebenfalls Zugang.
La Poma Bikepark: Gigantische Dirtlines in Premià de Mar, nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Mit Foampit, Airbag-Jump und kleinem Camper-Stellplatz zum günstig Übernachten.
Lloret de Mar und Mataro: Dirtjumps für Fortgeschrittene, aber auch jede Menge Enduro-Trails mit Meerblick. An der Küste nördlich von Barcelona.
Bikepark Santa Coloma de Farners: Selbst von Profis gefeierte, sehr kreativ bestückte Enduro-Lines in den Wäldern südwestlich von Girona (ca. eine Autostunde von Barcelona entfernt)
Was kann die Stadt sonst: Gaudi-Kunstwerke, die man auf breit abgesteckten Radwegen abklappern kann, Mittelmeer-Flair und unzählige Tapas-Bars!
Wetter: Als regenreichster Monat gilt in Katalonien der Oktober. Aber immer noch bei durchschnittlichen 20 Grad Lufttemperatur. Also deutlich angenehmer als die 50 Grad, die gern mal im Sommer gemessen werden.
Auch wenn man sich im La-Poma-Bikepark selbst nicht zu fahren traut: Barcas gigantisches Dirtjump-Areal muss man gesehen haben.
Picassos Geburtsstadt an der andalusischen Costa del Sol ist für vieles bekannt: Museen, Badestrände, Yachthäfen und insgesamt neun Golfplätze. Aber nicht unbedingt als Hotspot für Wanderer und Bergsteiger. Sprich: Mountainbiker haben in den beiden angrenzenden Gebirgen freie Trail-Auswahl! Nur sollte man für die jeweils knapp über 1000 Meter hohen Montes de Málaga und die Sierra de Mijas zwei Dinge mitbringen: Fitness für die oft steilen Fireroad-Anstiege und viel Federweg für die Abfahrten.
Die Trails in den Marmor- und Granitbergflanken sind steinig, stufig und geröllhaltig. Wer sich traut, kann sogar wie in Moab über riesige, steil abfallende Steinblöcke abfahren. Ein Mekka für Enduro- und Downhill-Spezialisten also. Da sich diese Klientel aber naturgemäß eher weniger für komprimiertes Höhenmeterkurbeln interessiert, bietet ein Veranstalter in Málaga Enduro-Rides mit Shuttle an. Zumindest von November bis Ende April. In den Sommermonaten ziehen diese Guides in die nahe, aber kühlere Sierra Nevada um. Deren bis zu 3482 Meter hohe Gipfel sind natürlich noch mal ein Trail-Abenteuer für sich.
Touren: Geführte Enduro- und Downhill-Touren mit Shuttle von November bis Ende April bietet der Tourenveranstalter Switch Backs (switch-backs.com) an. In den Sommermonaten öffnet auch die Bikestation in Bubión am Fuße der Sierra Nevada. Infos dazu bei: mtb-trip.com
Was kann die Stadt sonst: Picasso-Museum und Geburtshaus des Malers, die maurische Festung Alcazaba, neun Golfplätze, Fischrestaurants (Sardinen!), Badestrände
Wetter: Durchschnittliche Jahrestemperatur 18 Grad, und der meiste Regen fällt im Dezember (6,6 Tage) – der gesamte Winter fühlt sich hier nach Frühling an.
Was für ein Glück: Die östlichsten Ausläufer des Alpenbogens wellen sich bis vor die barocken Stadttore von Wien. Was für ein Pech: Die bis zu 600 Meter hohen Waldbuckel wurden zum Biosphärenpark ernannt und befinden sich außerdem noch in Österreich. Die Chancen auf legale Trails standen damit also praktisch bei Null, als sich 2015 ambitionierte Biker zum Verein Wiener Wald Trails zusammengetan haben und sich bei den Behörden um Freigaben bemühten. Inzwischen blicken ihre Mitglieder stolz auf mehrere Trailspots, die durch Verbindungspfade immer enger zusammenwachsen: Da ist zum Einen das gefeierte Trailcenter Wien (oder auch: Hohe Wand Wiese) mit 11 Lines und 2 Uphill-Trails, Schlepplift, Pumptrack, Bike-Schule und Gastro – aus Wien mit der S-Bahn erreichbar. Außerdem warten im Trailpark Weidlingbach inzwischen 4 flowige Lines, die nun im Juli 2024 mit angrenzenden Spots per Trail verknüpft wurden. Zum Beispiel mit den Babenberger- und Kahlenbergerdorf-Trails, der Hameau-Strecke und den Dombachgraben-Roan-Trails. Damit ist der MTB-Verein seinem erklärten Ziel, nämlich irgendwann alle Teilstücke zu einer großen Trail-Area zu verbinden ein großes Stück näher gekommen.
Touren: Eine aktuelle Übersichtskarte mit allen bisher erlaubten Trails gibt’s bei wienerwald.info, und wienerwaldtrails.at
Infos zum Trailcenter Wien: (hohewandwiese.com) Eintritt: Tageskarte 11 Euro oder inklusive Lift: 35 Euro, Bike-Shuttle pro Fahrt: 6 Euro
Was kann die Stadt sonst: alles. Stephansdom, Kaiserpaläste, Hofburg, Hundertwasserhaus, Zentralfriedhof – am besten rollt man die vielen Highlights aus dem Barockzeitalter einfach mit dem Bike ab. Danach auf einen Melange ins Kaffeehaus.
Wetter: Besonders schön ist der Herbst im Wienerwald, wenn sich die Blätter färben und die Luft immer klarer wird. Die Trails selbst unterliegen allerdings der Auflage, dass sie nur bei Tageslicht und in der Zeit von März bis Oktober (bei schönem Wetter auch bis November) befahren werden dürfen.
Mit dem Bike Innenstadt und Ringstraße erkunden, dann über bestens ausgebaute Radwege zum Prater – Wien mit dem Bike ist ein Traum.
150 Kilometer von Wien entfernt sonnt sich die Landeshauptstadt der Steiermark auf der Alpensüdseite. Zehn Mal kleiner als Wien, aber immerhin die zweitgrößte Stadt Österreichs. Ein 400 Meter hoher Schutzwall von Bergen schirmt sie gegen das Wetter von Norden ab, dafür weht von Süden her mediterranes Klima durch ihre verwinkelten Altstadtgassen. Das beschert den vereinsorganisierten Bikern meist schneefreie Winter, und daher ist die 20 Kilometer entfernte Trail-Area an der Schöckl-Seilbahn auch eine der wenigen, die das ganze Jahr über geöffnet hat. Sogar die Downhill-Elite trifft sich hier zum Wintertraining auf den recht selektiven Trails namens Gedscho (2 km) und Gibim (1,7 km). Aber es gibt auch legale, flowige Trails direkt über der Stadt: im Nordosten der seit 2013 liebevoll gepflegte Enzi-Trail und auf der anderen Seite die West-Side-Trails am Hausberg Plabutsch. Beide Bikespots durften letztes Jahr wieder erweitert werden.
Touren: die ganzjährig geöffnete Trail-Area am Schöckl (schoeckl-trail-area.at), Verein Radlager (radlager-mtb.at) mit Infos zu Events und Zustand der Enzi-, Schornstein-, Knight Rider- und Short West-Trails.
Was kann die Stadt sonst: Schloss Eggenberg, Grazer Schlossberg und die verwinkelte Altstadt (Weltkulturerbe), das raumschiffartige Kunsthaus, Bauernmarkt am Lendplatz, hippe und stylische Cafés und Restaurants
Wetter: Dank ihrer nach Norden abgeschirmten, aber gen Süden offenen Lage in den Südalpen strömt ein mediterranes, milderes Klima in die Stadt, mit deutlich mehr Sonnenstunden im Jahr.
Die internationalen Erfolge der Slopestyle-Ikone Martin Söderström haben in Schweden einen Bikeboom ausgelöst. Seit 2007 sprießen hier im ganzen Land Biketrails wie Blaubeerbüsche aus dem Waldboden. Sogar rund um die Hauptstadt Stockholm dürfen sich Biker gleich auf vier Spots austoben, und keiner ist länger als 15 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Erste Adresse für Downhiller: der Hagapark im Norden Stockholms. Hier warten zwei Abfahrten von einem 70 Meter hohen Hügel, die von den Locals geliebt, gehegt und auf YouTube in Szene gesetzt werden. Aber es gibt auch längere Trail-Runden, die durch den ganzen Park führen. Leicht rollbare Flowtrail-Rundnetze wickeln sich durch die Wälder von Fiskartorpet, nahe der Universität.
Aber der ganz große Auslauf wartet in Hellasgarden, einem riesigen Naherholungsgebiet im Süden der Stadt. Downhiller steuern hier am liebsten den Skihügel Hammarbybacken mit Schlepplift und gebauten Abfahrten an. Doch im dahinter liegenden Wald- und Seengebiet dröseln sich noch mal Hunderte Trail-Kilometer in der Hügellandschaft auf. Man folgt einfach den blauen Punkten an den Baumstämmen, kurbelt durch alpin anmutende Landschaft und konzentriert sich dabei auf Wurzeln, Felsplatten, Stege und auch mal recht eng stehende Bäume. Fahrtechnisches Geschick und Kondition wegen des ständigen Aufs und Abs sind hier definitiv von Vorteil.
Touren: Die meisten Stockholmer Trails findet man auf trailforks.com, wöchentliche Ausfahrten organisiert Happyride, happyride.se
Was kann die Stadt sonst: Schöne Altstadt mit Königspalast, Nobel- und ABBA-Museum, Bus & Boots-Touren in den Schärengarten (24 000 Inseln), kreative Kneipen
Wetter: Im Oktober liegen die Temperaturen bei 11 Grad. Regentage: 16, Tageslicht: 7:30 –17:45 Uhr. Der Sommer mit Mitternachtssonne ist die schönere Touren-Zeit.
„Außerirdisch“ nannte der deutsche Slopestyler Erik Fedko den Sieg-Run seines Kumpels Emil Johansson beim Red Bull District Ride in Nürnberg. Doch wer schon mal in Göteborg, an der Südwestspitze Schwedens war, wird sich nicht länger wundern, warum aus diesem ziemlich flachen Nordland so lässige Überflieger kommen. Eine eindrucksvolle Übersicht über das dicht geflochtene, aber schwierig zu buchstabierende Trail-Netz rund um die Stadt bietet die Online-Plattform Trailforks. Die Karte sieht aus, als hätte jemand bunte Spaghetti draufgeworfen. Demnach müsste man sich vor allem im Süden von Göteborg schon sehr anstrengen, um auf keinen lohnenswerten MTB-Trail zu stoßen. Fehlende Höhen- bzw. Tiefenmeter machen die Schweden mit extrem aufgetürmten Dirt-Rampen wieder wett. Gut zu sehen im Videoclip von Simon Johansson (gleich hier unten), der sich am Bollenkollen eine Monster-Freeride-Line schaufeln durfte, die nun der Allgemeinheit zur Verfügung steht.
Touren: einfach nach Lackarebäck, Kallebäcksdirten, Änggardsbergen, Ruddalen und zum Bollekollen fahren und den Schildern ins Trail-Geflecht folgen. Vorher am besten auf der Webseite von Trailforks eine Übersicht verschaffen.
Was kann die Stadt sonst: größter (Container-) Hafen Nordeuropas mit historischen Segelschiffen, Stadtrundfahrten im Kanalboot, Zimtschnecken im Café- und Vintage-Viertel Haga, Fischkirche (Markthalle), Rentier-Wraps
Wetter: Die zweitgrößte Stadt Schwedens liegt am Kattegat und freut sich über etwas wärmeres Klima als Stockholm. Biken kann man hier das ganze Jahr, die warmen, langen Sommertage machen aber mehr Spaß. Durchschnittliche Maximaltemperatur im Oktober: 12 Grad.
Im Ranking der Trail-Metropolen steht Göteborg bei mir auf Platz 1: so viele Pfade zwischen Granitfelsen, alten Wäldern und Seen!
Britische Trails führen niemals von A nach B. Jedenfalls nicht, solange Hügel, Wald und Wiesen noch Platz für Extra-Spaßkurven lassen. So auch in Irland, wo der Bike-Sport seit 2011 auf der ganzen Insel expandiert. Einer der Topspots befindet sich im Süden der Hauptstadt und zwar im Ticknock Forest, am Rande des Wicklow Mountains National Parks. Feinste, von Hand geshapte Trails kurven hier mit vielen, leichten Spielelementen 13 Kilometer lang durch die Natur. Auf der anderen Bergseite wartet mit The GAP, das Trail-Paradies für Fortgeschrittene mit Felsen, Steilhängen, Wurzeln und Shuttle-Service.
Touren: Startpunkt ist der Parkplatz Ticknock Mountain Bike Trails. Von hier aus einfach den roten und schwarzen Pfeilen folgen. Infos bei Dublin Mountains (dublinmountains.ie), unbedingt auch besuchen: die Trailcenter Rostrevor und Ballyhoura!
Was kann die Stadt sonst: Dublin Castle, St. Patrick’s Cathedral, National Gallery, das Guinness Storehouse, Temple Bar (Künstlerviertel) und über 800 Pubs
Wetter: Gerade im Herbst wird man auf jeden Fall nass. Dann ist es mit 12–13 Grad auch nicht gerade warm. Aber dank des Golfstroms gibt es nur 14 Frosttage im Jahr.
Viele Berge haben die skandinavischen Gletscher nicht stehen lassen, als sie über Dänemark hinweghobelten. Gerade mal 170 Meter erreicht der höchste Gipfel des Landes. Dafür verteilen sich das Land und sogar die Hauptstadt auf mehrere Inseln. Das hat auch seinen Reiz, gerade mit dem Rad. Schon das Befahren von Kopenhagens legendären Radfahrer-Highways ist ein Erlebnis. Der MTB-Topspot aber befindet sich im Nordwesten der Stadt: der Hareskoven-Trailpark. Vier Projektgruppen basteln an den spaßigen Trail-Linien (10 km) dieses Waldhügelgebiets. Und zwar mit ausgesprochen kreativen Ideen.
Touren: Seit 2014 wächst der Trailspot Hareskoven um mehrere Hundert Meter im Jahr. Eine Kartenübersicht gibts hier: Hareskoven MTB Sport, hareskovensmtbspor.dk
Was kann die Stadt sonst: Preise. Kopenhagen ist sehr teuer, aber leider auch sehenswert: Die bunten Häuser am Nyhavn, Bootfahren in den Kanälen, der Tivoli-Vergnügungspark und die Öresundbrücke nach Schweden (8 km).
Wetter: Luft und Wasser haben im Oktober 12 Grad. Regenwolken schaufelt der Wind zwar ran, nimmt sie aber auch schnell wieder mit. Im Sommer bis 22 Uhr hell!