Buchvorstellung“Über die Felder” - Das härteste Etappenrennen der Welt

Sandra Schuberth

 · 11.09.2024

Max Marquardt begab sich auf eine Entdeckungs- und Recherchereise auf die Spuren der Schlachtfelderrundfahrt
Foto: Julian Hartwig
Die Tour der Schlachtfelder - 1919 fand sie nur ein einziges Mal statt. Heute ist das Etappenrennen durch Frankreich und Belgien weitgehend vergessen. Journalist und Autor Max Marquardt begibt sich mit dem Fahrrad auf die Spuren dieses als härtestes Radrennen aller Zeiten geltenden Wettstreits.

Über die Felder ist das zweite Radsportbuch, das der Feder von Max Marquardt entsprang. “Auf Asphalt”, sein erster Streich, erschien im Frühjahr 2022. Darin dreht sich alles um das Lebensgefühl Rennrad, mit persönlichen Geschichten, Hintergründen, Tipps, beeindruckenden Rennradstrecken und vielem mehr. Sein neues Buch “Über die Felder” verbindet modernes Gravelbiken mit Zeitgeschichte, dem erstem Weltkrieg und der Zeit danach. Es entführt in eine Welt der Kulinarik, es erinnert, weckt Neugier und Dankbarkeit.

Journalist und Autor Max MarquardtFoto: Julian HartwigJournalist und Autor Max Marquardt

Der Autor Max Marquardt begab sich mit dem Gravelbike, naja, genau genommen mit einem Allroad-Bike, auf die Spuren des wohl härtesten, unbarmherzigsten und gnadenlosesten Radrennens der Menschheitsgeschichte: auf die Spuren der Schlachtfelder-Rundfahrt. Dabei erlebt er die Kulinarik der Region, begegnet Menschen, staunt über die Natur und lässt Demut walten, hervorgerufen durch die enge Verzahnung der Tour zum ersten Weltkrieg. Auch im Buch gibt er historische Einblicke in die Etappen der Tour der Schlachtfelder und in die damalige Zeit.

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Die Etappenbeschreibungen sind gespickt mit Tipps, kulinarischen Highlights und historischen Einblicken. Ein klassisches Tourenbuch will es auch gar nicht sein. In Leserin und Leser soll Neugier geweckt werden. Neugier, unbekannte Regionen zu erkunden, Neugier, sich mit der Geschichte Europas zu befassen.

In einer gemeinsamen Mittagspause spreche ich mit dem Autor über sein Buch.

Über die Felder Gravelbiken in Frankreich und Belgien: Auf den Spuren des härtesten Radrennens aller Zeiten - von Max MarquardtFoto: Delius Klasing VerlagÜber die Felder Gravelbiken in Frankreich und Belgien: Auf den Spuren des härtesten Radrennens aller Zeiten - von Max Marquardt

Die Idee zu “Über die Felder” kam im Urlaub

Der Auslöser für das Buchprojekt “Über die Felder” kam Max Marquardt während eines Urlaubs im Elsass. Wie bei den meisten Rennradfahrern war das Rad im Urlaub dabei. Abends im Hotelzimmer begann seine Recherche. Gibt es spannende historische Radrouten in der Region? Erste Treffer waren natürlich verschiedene Tour de France-Etappen oder die Tour Alsace, Elsass-Tour. In den Tiefen des Internets stieß er schließlich auf diese Schlachtfelder-Rundfahrt von 1919, ein Etappenrennen durch die Schlachtfelder des ersten Weltkrieges. Die Rundfahrt, bei der nur 11 der knapp 90 Starter das Ziel erreichten, fand einmal und nie wieder statt.

Noch bevor ich wieder nach Hause kam, wusste ich: Ich werde ein Buch darüber schreiben. - Max Marquardt

Die historische Vorlage: die Schlachtfelder-Rundfahrt

Die Schlachtfelder-Rundfahrt war ein Rad-Etappenrennen, das 1919 stattfand - nur sechs Monate nach Ende des Ersten Weltkriegs. Friedensverträge gab es noch keine. Entgegen des Uhrzeigersinns verlief die Route von Straßburg nach Straßburg und ging über die Schlachtfelder des ersten Weltkrieges.

Ins Leben gerufen wurde die makabre Fahrt von der in Schieflage geratenen Zeitung namens Le Petit Journal, die durch das Rennen ihre Auflage steigern wollte. Das Rennen sollte den Lesern ein Spektakel bieten, eine Art modernen Gladiatorenkampf. So schickte die Zeitung diese “armen Schweine - so muss man es einfach sagen”, so gibt Marquardt zu verstehen, über alle Hauptkampflinien des Ersten Weltkriegs, also durch die fürchterlichsten Kampfgebiete, die es gab. Die Route führte auf non-existenten Straßen durch Dörfer, die nur noch auf den Landkarte existierten.

Die Fahrer mussten 1919 über alle Hauptkampflinien des Ersten Weltkriegs, also durch die fürchterlichsten Kampfgebiete, die es damals gab.Foto: Public DomainDie Fahrer mussten 1919 über alle Hauptkampflinien des Ersten Weltkriegs, also durch die fürchterlichsten Kampfgebiete, die es damals gab.

Die Etappen waren zwischen 290 und 320 Kilometer lang, die damaligen Straßen waren nicht vergleichbar mit den heutigen, gleiches gilt für die Fahrräder. Während der Etappen waren die Fahrer auf sich allein gestellt, heute würde man es “self supported” nennen. Weder Hilfe untereinander, noch Hilfe von außen war gestattet.

Was von der Original-Route von 1919 heute übrig ist

Die Strecke von damals lässt sich heute nicht mehr 1:1 per Rad befahren. Manche Streckenabschnitte sind heute Autobahnen. “Ich habe mich so gut es ging an die original Route gehalten” berichtet er. Seine Strecken gibt es via Link im Buch. Gleichzeitig empfiehlt Marquardt denjenigen, die eine Reise in die Regionen planen, die Strecken als Orientierung, nicht aber als gesetzt zu betrachten. Besser sei es, seine eigene Route zusammenstellen und auch nach links und rechts schauen, etwa per Kleeblatt-Prinzip, bei dem man mehrere Tage an einem Ort ist und die Umgebung in allen Himmelsrichtungen erkundet.

Der Autor selbst war mit einem Allroad-Bike unterwegs und hatte ein paar gröbere Reifen und ein paar Straßenreifen dabei. Auf manchen Abschnitten wäre ein Gravelbike mit breiteren Reifen die bessere Wahl gewesen. Ob Gravelbike, Allroad-Bike oder Rennrad - der Leserschaft ist die Wahl selbst überlassen. Wer die komplette Route im Bikepacking-Modus fahren will, sollte ein Gravelbike wählen, empfiehlt der Autor. “Auf einigen Passagen bin ich an die Grenzen meines Allroad-Bikes gestoßen.”

Max Marquardt verwebt drei Handlungsstränge

Das Buch hat drei Handlungsstränge, einmal den des Rennens von 1919, dann den Ersten Weltkrieg, an dem man durch die Verbindung von Rennen und Krieg nicht vorbei kommt, und die Gegenwart. “In der Gegenwart erzähle ich, wie es in den heute Regionen ist,” erzählt er und schwärmt von Essen und Champagner und Weinverkostungen.

“Mein Ansinnen mit dem Buch ist es, das Privileg, das wir haben, ein bisschen mehr in den Vordergrund zu rücken. Also dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, Radfahren zu können und zu dürfen in Regionen, in denen sich einst unsere Großväter die Köpfe eingeschlagen haben,” legt der Autor dar. “Wie schön es doch ist, dass wir uns alle mit einer schönen Sache, mit dem Radfahren auseinandersetzen können oder mit gutem Essen oder mit unseren kulturellen Eigenheiten anstelle aufeinander zu schießen. Frieden ist ein sehr fragiles Gerüst, wie man auch in der Ukraine sieht. Und obwohl das Buch absolut unpolitisch und unideologisch ist, was mir wichtig, das in den Sinn zu rufen.”

Zwei Hauptaussagen des Buches

  1. Das Privileg, das Radfahrens in Ehren zu halten und zu vergegenwärtigen.
  2. Das Leben zu genießen, Radfahren, gut essen und gut trinken.

Release-Party mit dem Autor

Anlässlich der Erstveröffentlichung von “Über die Felder” findet am 13. September 2024 ab 18.00 Uhr eine Release-Feier im Rapha Clubhouse München (Frauenstraße 8) statt. Dort wird es bei Snacks & Getränken eine Lesung des Autors geben, die angereichert ist mit vielen Anekdoten und der Präsentation von teils unveröffentlichtem Bildmaterial. Anschließend gibt es eine Signierstunde.

Weitere Termine, etwa in Stuttgart und weiteren Städten, folgen.

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