Gitta Beimfohr
· 01.10.2025
Wie eine 200 Kilometer lange und 400 Meter hohe Brandungswelle rollt die Schwäbische Alb von Südosten her auf die Landeshauptstadt Stuttgart zu - so sieht es auf der Karte jedenfalls aus. In der Realität sind es natürlich die erholungssuchenden Großstädter, die am Wochenende in die Schwäbische Alb hineinbranden. Darunter auch viele Mountainbiker, denn das Mittelgebirge hat nicht nur diverse 1000 Meter hohe Gipfel, Burgen und Schlösser zu bieten, sondern mit dem Albtrauf auch spektakuläre Felsabbrüche samt freiem Blick übers Neckartal - und: jede Menge spannende Trails.
Doch leider gehören diese Trails zu den verbotenen Früchten in Baden-Württemberg, denn hier herrscht seit jeher die Zwei-Meter-Regelung, die Mountainbikern das Befahren von schmaleren Wegen untersagt. Ein Passus im Landeswaldgesetz von 1995, den sich in Deutschland nur noch das Bundesland Baden-Württemberg leistet. Doch der Unmut der bikenden Bevölkerung wächst, zumal sich immer mehr Regionen inzwischen längst Ausnahmen erkämpft haben und Trails für Biker freigeben. So wie in Freiburg zum Beispiel oder im Nordschwarzwald rund um Baiersbronn und Sasbachwalden.
Und so formierte sich auch in der Stadt Mössingen in der mittleren Schwäbischen Alb eine “Trail-Arbeitsgruppe”, die sich für legale Biketrails einsetzte und sämtliche Behördengänge auf sich nahm. Begonnen hatte das Projekt “mountainbike.moessingen” vor vier Jahren mit dem Hauptinitiator Jakob Schill. Der Schüler des Firstwald-Gymnasiums wurde im April sogar für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet und bekam vom Dachverband der Jugendgemeinderäte in Baden-Württemberg einen Pokal und 500 Euro Preisgeld überreicht.
Dank tatkräftiger Unterstützung seiner Mitschüler und einiger Sponsoren wurden die Trails im Mössinger Firstwald nun früher fertig als gedacht. Die feierliche Eröffnung von einer leichten, blauen Line und einer roten Abfahrt für Fortgeschrittene kann nun doch schon dieses Jahr stattfinden, nämlich am Samstag, den 18. Oktober. Ab 14 Uhr gibt es ein paar Grußworte, dann werden die Absperrbänder durchgeschnitten und die beiden Trails für alle freigegeben. Infos und Anmeldung zur Eröffnung gibt’s auf Instagram mountainbike.moessingen.
Auch, wenn es vereinzelt und vor allem im Süden des Gebirges schon ein paar erlaubte Trails gibt - insgesamt tut sich die Schwäbische Alb mit der Legalisierung noch schwer. Obwohl die Begeisterung für den Bikesport eigentlich groß ist. Immerhin wurden in Albstadt bereits neun Worldcup-Rennen im Cross Country ausgetragen. 2020 hätte man dort sogar die Weltmeisterschaften ausgerichtet - wenn das Coronavirus nicht gewesen wäre. Und auch in Trochtelfingen wird nächstes Jahr großes Jubiläum gefeiert: Die legendäre Alb-Gold-Trophy wird 30 Jahre!
Um so erstaunlicher, dass man sich im nördlicher gelegenen Bad Urach so schwer tut. Auch hier ist die Mountainbike-Community nicht untätig. Im Zusammenschluss von drei Radsport-Vereinen, dem Bikepark Pfullingen, der Hochschule, der DIMB und des DAV Reutlingen versucht man hier seit 2023 ein größeres, regionsverbindendes und nachhaltiges Trail-Netz im Großraum Reutlingen zu legalisieren. Bisher leider noch ohne durchschlagenden Erfolg. Aber die Jungs und Mädels bleiben dran. Aktuelle Infos dazu: dimb-ig-reutlingen.de