Nach insgesamt fast 10 Jahren kommt das Lenkungskonzept Münchner Isar-Trails jetzt endlich ins Rollen. Seit April 2025 arbeitet die Projektleiterin Bea Draese von der Münchner Sektion des Alpenvereins an den Gestattungsverträgen mit den Grundeigentümern. Parallel dazu wurden die Verträge für die Finanzierung des Projekts unterzeichnet. Nachdem die Grundpfeiler nun stehen, geht der Alpenverein an die Öffentlichkeit. Auch, um für alle Beteiligten möglichst große Transparenz zu schaffen. Wir bekamen ein erstes Interview mit der Projektleiterin und wollten wissen: Wie sicher ist es, dass die Trails tatsächlich bis Ende 2028 fahrbereit sind?
BIKE: Die gemeinste Frage vielleicht gleich mal vorweg: Viele trauen dem Alpenverein nicht zu, dass er Trails bauen kann, die Mountainbikern Spaß machen. Und dass es nur typisch-bayerische Klüngelei gewesen sein kann, dass ihr die Trägerschaft bekommen habt. Was sagt ihr diesen Leuten?
Bea: Ja, das lesen wir auch in den Bike-Foren. Dazu muss man sagen: Es gab natürlich noch andere Vereine, die im Isartal tätig sind. Aber von denen hat keiner „Hier!“ geschrien, als es um die Vergabe ging. Vermutlich, weil ihnen das Projekt zu groß ist. Wir als Alpenverein München & Oberland haben dagegen fast 200.000 Mitglieder und sind damit europaweit der viertgrößte Sportverein. Wenn es um ein regionales Netzwerk oder um Wegebau und -pflege geht, haben wir die Kapazitäten und auch das Know-how für solch ein Großprojekt. Was viele auch nicht wissen: Wir sind zwar ein Bergsport-Verein, Mountainbiken gehört aber bei uns zu den Kernsportarten. Und für den Bau der Trails selbst wird ohnehin eine Trail-Baufirma engagiert.
Dann dürfen wir noch zum Durchbruch gratulieren: die Finanzierung steht! Wie stressig war die erste Phase des Projekts?
Ja, die war und ist immer noch sehr stressig. Das Projekt ist sehr komplex und hat eine lange Historie. Dazu kommt, dass das Einzugsgebiet sehr groß ist. Seit wir die Trägerschaft für das Lenkungskonzept im April 2025 übernommen haben, ging es neben der Finanzierungsfrage auch um die Gestattungsverträge der Grundeigentümer.
Aber hatten die Grundeigentümer nicht schon 2017 ihre Zustimmung gegeben?
Nein. Konkrete Verträge wurden damals nicht unterschrieben. Das war in den letzten Monaten meine Hauptaufgabe: Jeden einzelnen Grundeigentümer ansprechen und für jeden einen gesonderten Gestattungsvertrag zu formulieren.
Und jetzt haben alle unterschrieben?
Alle beteiligten Gemeinden und auch institutionelle Grundeigentümer wie die Deutsche Bahn, eine Immobilienfirma etc. haben unterschrieben. Einige private Eigentümer müssen wir dagegen noch überzeugen. Da steckt noch viel Arbeit drin.
Wie überzeugt man die?
Wir haben einen Infoabend organisiert, zu dem allerdings nicht alle Eigentümer gekommen sind. Aber wir brauchen nun mal die Unterschrift von jedem einzelnen, doch die Interessenslagen sind da wirklich sehr unterschiedlich und kompliziert. Manche fragen sogar nach einer Art Wegzoll. Überzeugen wollen wir sie damit, dass in Deutschland zum einen freies Waldbetretungsrecht herrscht und sie ja nur Vorteile davon haben, wenn sich jemand um den Wegeerhalt auf ihrem Grundstück kümmert.
Und was ist, wenn einer nicht unterschreibt?
Dann müssen wir das geplante Teilstück canceln und Umleitungen einplanen. Was aber wieder zusätzliche Arbeit für die Planungsbüros und weitere Kosten bedeuten würde. Und das würden wir gerne vermeiden.
Apropos: Wie hoch sind die Kosten für das gesamte Projekt?
Nach aktuellem Stand ist das Projekt mit 2,7 Millionen Euro veranschlagt. Diese Vorfinanzierung übernehmen die Stadt und der Landkreis, denn die haben ja auch ein Interesse daran, dass es mit dem Projekt endlich voran geht. Am Ende des Projektes hat das Bayerische Umweltministerium eine Förderung zugesagt. Wir sind extrem froh, dass das noch geklappt hat, denn bei der derzeitigen wirtschaftlichen Haushaltslage ist es sehr unwahrscheinlich, dass so ein Projekt in den nächsten 30 Jahren überhaupt noch möglich sein wird.
Die Finanzierung für den Bau selbst steht noch nicht. Heißt das, das Projekt könnte tatsächlich noch vor dem ersten Spatenstich scheitern?
Theoretisch ja. Aber davon gehen wir nicht aus. Staatsminister Thorsten Glauber hat uns auch die finanzielle Unterstützung für die zweite Phase fest zugesagt. Und da er selbst sehr Mountainbike-affin ist, möchte er jetzt auch endlich eine Lösung für die Isar-Trails.
Ab wann können sich die Trail-Baufirmen für den Job bewerben?
Wir gehen davon aus, dass Ende Januar die Routenplanung steht und alle naturschutzrechtlichen Fragen geklärt sind. Es haben sich auch schon einige Trail-Baufirmen bei uns gemeldet.
Auf eurer neu eingerichteten Homepage für die Isartrails schreibt ihr, dass es eine Lenkung, aber keine Verbote für Biker geben wird. Nur einzelne Wege werden aus FFH-Schutzgründen renaturiert und sind dann auch nicht mehr für Wanderer zugänglich. Wie viele Trails werden das sein?
Das kann ich zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen. Das erfahren wir wahrscheinlich, wenn wir Ende Januar die Pläne inklusive der FFH-Verträglichkeitsprüfung zurückbekommen. Aber genau dafür haben wir die neue Homepage eingerichtet: Wir wollen maximale Transparenz und werden solche Informationen dort laufend bekannt geben. Wir überlegen auch, Patenschaften für einzelne Trail-Abschnitte zu vergeben. Jeder, der Interesse an einem Mitwirken hat, darf sich gerne einbringen. Auch über konstruktive Vorschläge per Email freuen wir uns!
Alle Infos zum Projekt: www.Isartrails-muenchen.de
Emails an: isartrails@alpenverein-muenchen.de