Mozart-RadwegSymphonie im Sattel

Jörg Spaniol

 · 14.03.2025

Elegante Ouvertüre: Aus dem historischen Zentrum Salzburgs führt ein gut angelegter Radweg ins Umland. Am Wegesrand locken regionale Betriebe mit  kulinarischen Genüssen.
Foto: Jörg Spaniol
Der Mozart-Radweg verbindet auf 450 Kilometern die wichtigsten Stationen im Leben des berühmten Komponisten. Er führt durch malerische Landschaften und historische Städte. Am Wegesrand locken regionale Betriebe mit kulinarischen Genüssen. Eine Radreise in zwei Akten.

Runde Sache: Auf den Spuren des genialen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart führt die 450 Kilometer lange Radreise durch das Salzburger Land, ein Stückchen Tirol, den Chiemgau, vorbei am Chiemsee und das Berchtesgadener Land in Bayern. Selbst für Unmusikalische ist viel geboten: die gesamte Region am Alpenrand glänzt mit lokalen Leckereien und nachhaltigen Konzepten – genug Stoff für eine zweiteilige Reisereportage. Der erste Teil mäandert in drei Etappen von der Mozartstadt Salzburg durch ein hügeliges Land voller Seen ins erhaben breite Inntal. Fans des Meisters folgen im Geiste den zahlreichen Spuren seiner Kutsche: Über zehn seiner 35 Lebensjahre war Mozart auf Reisen. An vielen Punkten des Mozart-Radweges rollte er durchreisend vorbei oder blieb Tage, Nächte, Wochen. Auch Mozart-Abstinenzler sind in der Region richtig. Sie erfreuen sich an Bier und Badestränden, an Kulinarik und Landschaft. www.mozartradweg.com

Jenseits des flachen Salzach-Ufers wird der Mozart-Radweg hügelig, aber nie extrem steil. Ein E-Bike ist deshalb angenehm, aber nicht wirklich notwendig.Foto: Jörg SpaniolJenseits des flachen Salzach-Ufers wird der Mozart-Radweg hügelig, aber nie extrem steil. Ein E-Bike ist deshalb angenehm, aber nicht wirklich notwendig.


Mozart-Radweg: Seen sehen

Etappe 1: Salzburg - Salzburger Seenland - Oberndorf,
ca. 77 km / 700 hm

Noch schnell ein obligatorisches Salzburg-Panorama vom Müllnersteg aus fotografieren, dann verlässt der Mozart-Radweg auf erstaunlich eleganten Schleichwegen das trubelige Zentrum der Landeshauptstadt. Die Cafés an der Salzach-Promenade bleiben im Tal zurück, aus dem uns die sanft steigende Trasse einer ehemaligen Bahnstrecke ins Salzburger Seenland schickt. Fast immer sind es schmale Asphaltbänder, die sich abseits der großen Siedlungen zwischen 400 und 600 m Höhe bewegen. Sie schlängeln sich zwischen Wallersee und Mattsee, Obertrumer- und Grabensee hindurch – immer in Sichtweite, aber selten direkt am Ufer. Wer baden will, fährt spontan einen Abstecher, etwa zum Gratis-Strandbad am Westende des Wallersees. Die grün-weißen Rad-Wegweiser sind reichlich vorhanden. Während in Salzburg halbmeterhohe Goldbuchstaben an „Mozarts Geburtshaus“ strahlen, erinnert beim Gasthof Gerbl im Zentrum von Neumarkt am Wallersee eine Tafel an die alte Postkutschenstation, wo auch auf Mozarts Reisen die Pferde gewechselt wurden. Der Wolferl-Faktor im nördlichen Umland ist eher gering. Der abwechslungsreiche Weg lässt das aber locker verschmerzen.
Infos: www.salzburgerland.com

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Charakter

Der Mozart-Radweg meidet zweistellige Steigungsprozente, doch in langen Wellen sammelt schon die erste Etappe etwa 700 Höhenmeter ein. Passagen auf ehemaligen Bahntrassen führen fast mühelos durchs Salzburger Land.

GPX-Daten zur 1. Etappe des Mozart-Radwegs

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Übernachtung

Hotel Alt Oberndorf

Gut gegessen und geschlafen haben wir im Hotel Alt Oberndorf. Das angeschlossene Restaurant Bauernbräu zieht auch einheimische Esser an. www.hotel-altoberndorf.at

Mit dem „Bio Art Campus“ hat Geschäftsführer Robert Rosenstatter ein Zentrum für viele Bio-Betriebe geschaffen.Foto: Jörg SpaniolMit dem „Bio Art Campus“ hat Geschäftsführer Robert Rosenstatter ein Zentrum für viele Bio-Betriebe geschaffen.

Regional & Gut: Tipps für die erste Etappe des Mozart-Radwegs

BioArt Campus Seeham

Mit dem „Bio Art Campus“ hat Geschäftsführer Robert Rosenstatter ein Zentrum für viele Bio-Betriebe geschaffen. Die schmucken Schulungsräume und Büros liegen im ersten Stock, doch im Erdgeschoss gibt es „Bio“ zum Anfassen (und Kaufen). Hier wird Kaffee geröstet, Öl gepresst oder Schnaps destilliert und Essen serviert. Satte 80 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen rundum werden biologisch bewirtschaftet. Ein Umstand, der dem kleinen Seeham schon zum Titel einer „Biohauptstadt Europas“ verhalf. www.bioartcampus.at

Obst und Gemüse Egger, Grünmarkt am Universitätsplatz

Auf dem Grünmarkt mitten in Salzburg mischen sich neugierige Touristen und qualitätsbewusste Einheimische. Zwischen Käse-, Wurst- und Delikatessenständen nimmt der Gemüsestand der Familie Egger besonders viel Platz ein. Der Jahreszeit geschuldet, glänzen Erdbeeren und Spargel um die Wette. Oliver Egger kennt seine Stammkunden mit Namen – und weiß genau, was er Ihnen heute besonders empfehlen kann. www.salzburg.info

Beliebt bei Einheimischen und Touristen: der Gemüsestand der Familie Egger auf dem Grünmarkt mitten in Salzburg.Foto: Jörg SpaniolBeliebt bei Einheimischen und Touristen: der Gemüsestand der Familie Egger auf dem Grünmarkt mitten in Salzburg.

Moor und Meer

Etappe 2: Oberndorf/Laufen - Schönramer Moos - Waging - Seebruck - Seeon, ca. 70 km / 500 hm

Wenn ein Ort „Fisching“ heißt und am See liegt, erklärt sich das fast von selbst. Bei „Waging“ wird es schon schwierig, und unter dem Begriff „Petting“ können sich nur Menschen etwas vorstellen, die alt genug sind, um auch Faxgeräte oder gar Fernschreiber zu kennen. Egal: Im Chiemgau heißen Orte so. Und ein „Moos“ oder „Filz“ ist ein Moor. Das bei Schönram ist ein erster Anlass für eine Pause auf dem Weg zum Waginger See. Der Boden federt, Libellen schwirren, der Moorsee glänzt ölig. Familien radeln vorbei und lernen auf Infotafeln, wie wichtig und gefährdet der Lebensraum ist. Nur wenige Kilometer weiter prahlt der Chiemsee, das „bayerische Meer, mit glitzernden Wellen, weißen Segeln und der gezackten blaugrauen Alpenkette als Horizont. Wir sind schnell links abgebogen, haben eine Bucht im Schilfgürtel gesucht – und erst nach 100 Metern Watstrecke ausreichend Wassertiefe zum Schwimmen gefunden. Der bessere Badetipp ist das Flussbad von Truchtlaching, wo die Alz den Chiemsee entwässert. Nördlich des Chiemsees geht es generell ruhig und beschaulich zu. Doch den Gipfel in diesen Disziplinen markiert die Übernachtung der Etappe: Das frühere Kloster Seeon liegt auf einer Halbinsel. Auch in seiner neuen Bestimmung als Tagungsort und Hotel ist es ein wenig der weltlichen Hektik entrückt. Dort zu übernachten, wenn ein Gewitter über den Bergen flackert und der morgendliche See spiegelglatt liegt, ist ein großes Erlebnis. Mozart, der Namensgeber der Radrunde, war übrigens auch gleich mehrfach dort. Eine Vitrine präsentiert einschlägige Reliquien.
Infos: www.chiemgau-chiemsee.de / www.chiemsee-alpenland.de

Charakter

In einem Mix aus Radwegen, kleinen Straßen und ein paar Stücken glatter Forstpiste wellt sich auch diese Etappe steigungs- und verkehrsarm durch ländliche Ruhe. Ein paar Kilometer am Chiemsee-Ufer sind touristisch stark frequentiert – vorsichtig fahren!

GPX-Daten zur 2. Etappe des Mozart-Radwegs

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Übernachten

Kloster Seeon

Das längst verweltlichte Klostergebäude auf einer Halbinsel im Klostersee wäre alleine zum Übernachten und das morgendliche Seebad eine Reise wert. Äußerst stilvoll und modern renoviert, ehrwürdig und völlig ruhig. www.kloster-seeon.de

Von Wasser umgeben und nur über eine Brücke erreichbar, liegt das Übernachtungsziel Kloster Seeon.Foto: Jörg SpaniolVon Wasser umgeben und nur über eine Brücke erreichbar, liegt das Übernachtungsziel Kloster Seeon.

Regional & Gut: Spezialitäten am Wegesrand des Mozart-Radwegs

Landhaus Tanner Waging am See

Ganz früh, bevor der Tau verdampft, pflückt Küchenchef Franz Tanner in seinem Kräutergarten die Blüten und Blätter für alle Leckereien, die im Tagesverlauf die Küche verlassen. Tanner hat Obstbäume gepflanzt, ein Bienenvolk angesiedelt und kauft Wild, Fisch und Fleisch von Produzenten des Umlands. Wer sich bei Tanner an den weiß gedeckten Tisch setzt, kommt zum Speisen, nicht zum hastigen Futtern. www.landhaus-tanner.de

Im Landhaus Tanner in Waging am See, verarbeitet Küchenchef Franz Tanner am liebsten Produkte aus dem eigenen Garten.Foto: Jörg SpaniolIm Landhaus Tanner in Waging am See, verarbeitet Küchenchef Franz Tanner am liebsten Produkte aus dem eigenen Garten.

Landbrauerei Schönram

Bayerische Rohstoffe und ein Familienbetrieb in achter (fast neunter) Generation, das klingt auf fast altmodische Art „nachhaltig“. Obendrein ist die Schönramer Brauerei besucherfreundlich: An drei Tagen pro Woche gibt es Führungen durch die Produktion. Unser Guide, der Biersommelier Oliver Klamminger, erklärte geduldig, wie Temperatur, Hefe und Eiweiß den Geschmack bestimmen. Mit diesem Vorwissen schmecken die Probeschlucke noch besser. www.schoenramer.de

In der Schönramer Brauerei, erklärt Biersommelier Oliver Klamminger, wie Temperatur, Hefe und Eiweiß den Geschmack bestimmen.Foto: Jörg SpaniolIn der Schönramer Brauerei, erklärt Biersommelier Oliver Klamminger, wie Temperatur, Hefe und Eiweiß den Geschmack bestimmen.

Für Inn-Sider

Etappe 3: Seeon - Wasserburg - Rosenheim - Nussdorf,
ca. 85 km / 500 hm

Inn-Sider. Puh, was für ein Kalauer. Doch weil die heutige Strecke lange an der Seite des Inn verläuft, sei er gestattet. Ganz abgesehen von der angenehm flachen Route am Ufer hat dieser zweite Teil der Etappe auch landschaftliche Reize: Nebenarme des Flusses verbreiten ein wenig Dschungel-Flair, die ständig präsente Alpenkulisse des Chiemsee-Alpenlands im Blick rückt immer näher, und je nach Wetter bieten sich ein Badestopp an einem Baggersee oder ein Abstecher in Rosenheims hübsche Altstadt an. Davor und danach wehen an trockenen Tagen kleine, helle Staubfahnen hinter den ruhig auf Naturpiste dahingleitenden Radlern. Doch der spektakulärste Ort am Weg kommt früher am Tag – und lädt einmal mehr zur Wortklauberei ein: Wasserburg, ein selbsterklärender Ortsname. Das Wasser ist der Inn, der an dieser Stelle eine enge Schleife legt, die Burg ist das befestigte, mittelalterliche Zentrum dieser prächtigen Kleinstadt. Zudem weht hier ein Hauch von Mozart übers Pflaster: Auf der sogenannten „Wunderkind"-Reise, bei der Wolfgang Amadeus mit seiner Familie übers Land tourten, übernachtete der Mozart-Tross in Wasserburg. In der Kirche St. Jakob, spielte das Wunderkind zum ersten Mal eine Orgel. Auch bei weiteren Reisen dürfte der Star hier Halt gemacht haben.
Infos: www.chiemsee-alpenland.de, www.chiemgau-chiemsee.de

Charakter

Obwohl die Nebenstraßen ruhig sind, weicht die Strecke teils auf völlig autofreie Naturpisten aus – der flache Inn-Radweg ist ohnehin fein geschottert. Fahrtechnisch und konditionell ist die Etappe eher harmlos: Nach den ersten 17 Kilometern geht es ganz überwiegen flach und bergab.

GPX-Daten zur 3. Etappe des Mozart-Radwegs

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Übernachten

Schneiderwirt Nussdorf

Der Schneiderwirt in Nussdorf ist ein bayerisches Dorfgasthaus im besten Sinne: Ein großer Biergarten, bodenständige Küche und prompter Service erfreuen Stammgäste und Besucher. Separat, auf der anderen Straßenseite, liegen die Gästezimmer. www.schneiderwirt.de

Regional & Gut: Süßes und Fruchtiges am Mozart-Radweg

Café + Bäckerei Deliano

Christine Deliano führt eine Bäckerei, Konditorei und Kaffeerösterei in feinster Pausenlage im Herzen der Altstadt. Aus der kleinen Backstube hinter dem Gastraum kommen ständig frisch gebackene Kuchen – darunter natürlich auch eine „Mozart-Biskuitrolle“. In der Rösterei gegenüber stellt die radaffine Inhaberfamilie Werkzeug und Pumpe zum Ausleihen bereit. www.deliano-wasserburg.de

Die Mozartkugel kennt jeder. Im Café von Christine Deliano gibt es die „Mozartroulade“.Foto: Jörg SpaniolDie Mozartkugel kennt jeder. Im Café von Christine Deliano gibt es die „Mozartroulade“.

Brennerei Schuasdahof

Hunderte Bio-Obstbäume umstehen den Schuasdahof in Neubeuern, in einem ruhigen Seitental des Inns. Aus dem Obst, das nicht als Tafelobst verkauft wird, macht Familie Astner Spirituosen. Keine Frage: So ist Schnaps "nachhaltig", weil die ganze Ernte verwertet wird. Nachhaltig ist auch die Denke von Johann Astner: "Hochstammobst ist ein Generationenprojekt" sagt er, "da haben deine Kinder mehr Freude dran als du selbst." Die Brennerei ist ein Nebenwerwerb, an dem die ganze Familie leidenschaftlich mitwirkt. Der Hofladen ist einen Besuch wert. www.vom-schuasdahof.de

Edle Brände entstehen aus dem Bio-Obst auf dem Schuasdahof der Familie Astner.Foto: Jörg SpaniolEdle Brände entstehen aus dem Bio-Obst auf dem Schuasdahof der Familie Astner.

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