Kurztrip HaßbergeBurgen, Berge, biken - in den Haßbergen: Touren-Tipps Unterfranken

Christiane Bertelsmann

 · 23.01.2024

Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert zieren die Altstadt von Königsberg
Foto: Martin Kirchner
Einsame Wege durch Buchenwälder; Burgruinen, hübsche Fachwerkstädtchen und wenig Verkehr auf den Straßen: Die Haßberge warten förmlich darauf, per Rad entdeckt zu werden. MYBIKE gibt zwei Touren-Tipps für ein gelungenes Fahrrad-Wochenende.

„Wo wollt Ihr hin? Mit dem Fahrrad in die Haßberge? Wo ist das denn?“ - Dass unsere Berliner Freunde nicht wissen, was und wo die Haßberge sind – geschenkt. Doch selbst Bekannte aus München hatten noch nie von den Haßbergen gehört.

Um gleich aufzuklären: Die Region Haßberge findet sich in Unterfranken in Bayern. Genauer gesagt zwischen Schweinfurt und Bamberg, so ziemlich in der geografischen Mitte Deutschlands, nahe der großen Verkehrsströme und von München übrigens etwa genauso weit weg wie von Berlin.

Was den wenig schmeichelhaften Namen angeht: Mit hassen oder hässlich hat der nichts zu tun, doch woher er genau kommt, darüber streiten sich die Wissenschaftler. Möglicherweise wurde der Name vom germanischen Stamm der Chatten abgeleitet, der hier gesiedelt haben soll.

Das Wort könnte aber auch von hasa kommen, da steckt das althochdeutsche Wort hasan drin, was grau oder grauglänzend bedeutet – was wiederum auf eine Sumpf-, Moor- und Riedlandschaft hinweist. Wie auch immer: touristisch gesehen sind die Haßberge noch fast so etwas wie ein Geheimtipp. Gut so, ist unser Fazit nach zwei Tagen, in denen wir mit den Rädern die Region erkunden.

Pflastergassen, Bauerngärten und Fachwerkhäuser: Die Altstadt von Königsberg lohnt einen ausgedehnten Besichtigungsstopp.Foto: Martin KirchnerPflastergassen, Bauerngärten und Fachwerkhäuser: Die Altstadt von Königsberg lohnt einen ausgedehnten Besichtigungsstopp.

Zum Warmwerden schauen wir uns Königsberg an. Ein Fachwerkstädtchen, so gut erhalten, dass man sich nicht wundern würde, wenn gleich eine Kutsche mit trötendem Postillion übers Kopfsteinpflaster gerattert käme. Sprossenfenster in jedem Haus, die Anstriche der Häuser zart-pastellig, üppig blühende Bauerngärten. “Das haben wir unserem ehemaligen Bürgermeister zu verdanken”, sagt Walter Schneider, der uns durch das Idyll führt. Schneider war bis zu seinem Ruhestand Geschäftsführer im Rathaus und ist heute Gästeführer.

“Schon 1970 hat die Stadtverwaltung eine Verordnung zum Schutz der Altstadt erlassen”, sagt Schneider. Fürs Freilegen von Fachwerk, das vielerorts mit dicken Farbschichten überpinselt war, gab es Fördermöglichkeiten, Schaufenster, die die Fassade verändern würden, waren verboten, ebenso Leuchtreklamen.

Das hat dem Städtchen gut getan. Dessen inzwischen natürlich denkmalgeschützte Häuser wirken wie aus einem Guss – und das liegt am Krieg: Im 30jährigen Krieg brannte die Stadt fast komplett nieder, wurde erst im 17. und 18. Jahrhundert wieder aufgebaut – fast genau so, wie sie heute noch zu sehen ist. Berühmte Menschen lebten hier, erzählt uns Schneider, allen voran der Astronomen und Mathematiker Regiomontanus, dessen schmuckes Haus heute noch zu besichtigen ist.

Radtouren in den Haßbergen - die Möglichkeiten sind schier unendlich

Stunden könnte man noch mit Schneider durch die Gassen laufen und sich Geschichten erzählen lassen. Aber irgendwann geht es weiter, aufs Rad, mehr sehen. Unsere erste Tour gibt schon mal super Einblicke in die kleinteilige und idyllische Welt der Haßberge, wir kommen vorbei an Schlössern und Burgen, manchmal auch an Burgruinen.

Herrlich, so einsam durch die Buchenwälder zu fahren, auf feinem Schotter – und fast immer alleine. Dabei sind die Voraussetzungen für Radtouren hier ganz hervorragend. Abwechslungsreich, nicht zu fordernd, die Tourenmöglichkeiten schier unendlich. Ein Stück unserer Tour folgen wir dem Main auf dem nicht mehr ganz so einsamen Main-Radweg und fahren mit den Booten und Kähnen um die Wette.

Maintal-Radweg, Mündung der Wässernach in den Main bei WülflingenFoto: Martin KirchnerMaintal-Radweg, Mündung der Wässernach in den Main bei Wülflingen

Die Touristik-Fachleute haben in der Region ganze Arbeit geleistet. Man kann eine Entdecker-App aufs Handy laden und sich an jeder Burg, an jedem Schloss, in fast jedem Ort erzählen lassen, wie es hier früher einmal aussah. Sogar 3D-Animationen der Burgen kann man sich anschauen, dazu Zeitdokumente – es ist fast so, als hätte man ein kleines mobiles Museum bei sich in der Radtrikottasche.

Doch wir lassen uns lieber die gute frische Haßberge-Luft um die Nasen wehen als selbige ins Handy zu stecken und pedalieren gemütlich über Waldwege und über Felder.

Auf der zweiten Tour – die uns ganz schön fordernd auf und ab durch Buchenwälder und von Burgruine zu Burgruine geführt hat - erwachen meine Prinzessinnen-Gene, als wir an Schloss Eyrichshof kurz vor Ebern stoppen. Im Hof des Wasserschlosses rüstet man schon für die nächste Hochzeit, mit weiß gedeckten Stehtischen und üppigem Blumenschmuck. Das muss wunderschön sein, die Braut im bodenlangen Kleid vor der Schlosskulisse, nachts dann der Ball im Freien, hach!

Abends sitze ich aber dann noch ganz glücklich im Biergarten in Ebern, das Radtrikot nicht gegen ein Rüschenkleid, sondern ein normales T-Short getauscht und froh, dass man als moderne Prinzessin radfahren kann. Zumindest in den Haßbergen.

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MYBIKE-Touren Haßberge: Info & Download GPX-Daten

Tour 1: Durch Fachwerkstädtchen und Flusstäler

  • 44 km, leichte Tour
  • 430 Höhenmeter, max. Steigung 10 Prozent
  • Fahrbahnbelag Asphalt und Schotter

Vom Marktplatz in Haßfurt ausgehend, führt die Tour zunächst dem Tal des Flüsschens Nassach folgend bis nach Unterhohenried. Dann weiter auf der alten Bahnstrecke des "Hofheimerle" über das Fachwerkidyll Königsberg i. Bayern durch den Haßberggau bis nach Hofheim i. UFr.. Nach einem kurzen Besuch des historischen Marktplatzes des kleinen Städtchens geht es durch die sanft hügelige Land und schattigen Wälder bis in das inmitten einer Rodungsinsel gelegene Sailershausen. Eine kurze, aber steile Abfahrt (Achtung, Schotter!) führt runter ins Wässernachtal. Dann immer dem Flüsschen nach und runter nach Wülflingen bis ins Maintal. Am Main entlang gemütlich bis nach Haßfurt.

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Den GPX-Track zur Tour 1 in den Haßbergen erhalten Sie hier als kostenlosen Download oder in der MYBIKE-Collection auf komoot

Die Auffahrt zur Burgruine Bramberg kostet Kraft, aber die Aussicht entlohnt für die Strapazen.Foto: Martin KirchnerDie Auffahrt zur Burgruine Bramberg kostet Kraft, aber die Aussicht entlohnt für die Strapazen.

Tour 2: Ins Herz der Haßberge

  • 44,7 km, sportliche Tour
  • 680 hm, max. Steigung 14 Prozent,
  • Fahrbahnbelag: Asphalt, Schotter, Waldwege

Eindeutig sportlich fordernd ist die zweite Tour. Wir starten im hübschen Fachwerkstädtchens Ebern und fahren uns durch Heubach und Eichelberg bis zum ersten Anstieg warm. Der führt uns auf den immerhin 457 Meter hohen Tonberg und nach Kirchlauter. Unterwegs lohnt ein Stopp am Guttenberg’sche Wasserschloss, bevor es hoch auf den Rennweg geht, den historischen Kammweg der Haßberge. Über gut befahrbaren Schotter bis zur Wegkreuzung “Am Dornbusch”.

Hier ist der Scheitelpunkt unserer Route, theoretisch geht’s jetzt retour. Vorher heißt es nochmal zackig hoch zur Burgruine Bramberg. Oben belohnt uns ein Rundum-Panorama-Blick über die Haßberge. Weiter durch den Wald an der nächsten Burgruine (Raueneck) vorbei und über den Hauberg nach Eyrichshof – hier wartet mit Schloss Eyrichshof in Ebern ein besonders gut erhaltener ehemaliger Adelssitz. Von hier aus entspanntes Ausradeln bis zum Marktplatz in Ebern.

Den GPX-Track zur Tour 2 in den Haßbergen erhalten Sie hier als kostenlosen Download oder in der MYBIKE-Collection auf komoot

Allgemeine Infos zu den Radtouren in den Haßbergen

Anreise


Auto: Über die Mainautobahn A70 im Süden sowie die westlich und östlich angrenzenden Autobahnen A71 (Bad Neustadt a.d. Saale) und A73 (Breitengüßbach).

Bahn: von den ICE-Bahnhöfen Bamberg, Schweinfurt und Coburg sind folgende Orte per Bahn erreichbar: Haßfurt, Ebern, Zeil am Main, Ebelsbach, Baunach, Hallstadt, Oberhaid, Rentweinsdorf (Treinfeld), Bad Neustadt, Ebern

Beste Reisezeit

April bis Anfang Oktober

Unterkunft

Ganz im Grünen liegt das Landhotel Rügheim, ein neu gebautes, größeres Landhotel mit schönem Garten und Restaurant. Doppelzimmer ab 111 Euro mit Frühstück. www.landhotel-ruegheim.de
Typisch fränkisch: Gasthof Frankenstube in Ebern mit Restaurant. Gut per Bahn erreichbar. Doppelzimmer ab 85 Euro mit Frühstück. www.gasthof-frankenstuben.de

Essen

Eine Brauereigaststätte wie man sie sich uriger kaum vorstellen kann: die Brauerei Göller „Zur Alten Freyung“ - mit entsprechend großer Bierauswahl und traditionellen fränkischen Speisen im schattigen Biergarten. Der Name erinnert an die mittelalterliche Funktion einer Freyung, also einer Freistatt, in der kein weltlicher Richter sein Amt ausüben durfte. Brauereigaststätte "Göller" Zur Alten Freyung Speiersgasse 21 97475 Zeil a. Main, www.zur-alten-freyung.de

Fahrradservice

z. B. Haßfurt: www.bike-emotions.de

Karte

Naturpark Haßberge 1 : 50 000, Umgebungskarte, Topographische Karte Bayern, Band 2(UK 50-2). 8,70 €
Tipp: Kostenlose (E)-Bike-Tourenkarte mit 23 Radtouren von den Haßbergen bis zum Steigerwald, bestellbar hier: https://shop.hassberge-tourismus.de/E-Radtouren-von-den-Hassbergen-bis-in-den-Steigerwald/H0010

Auskunft (allgemein)

www.hassberge-tourismus.de

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