Schon seit Längerem wird gemunkelt, dass im Wald oberhalb des Weinortes Kiedrich bei Wiesbaden vielversprechende kleine Bagger am Werk seien - jetzt steht fest: Mit dem neuen Hotel über dem Rheingauer Hahnwald eröffnet im März nun ein hauseigener Trailpark für Mountainbiker.
Tatsächlich hat es solch ein Projekt in Deutschland noch nicht gegeben: Mitten im Waldmeer des hessischen Rheingaus baut eine Ingelheimer Unternehmensgruppe ein neues Tagungs- und Wellness-Hotel in besonders aussichtsreicher Gipfellage und legt im Waldhang darunter gleich noch einen ausgewachsenen Trailpark an.
“Das habe ich in der Form auch noch nicht erlebt”, erzählt Kim Christian, der mit seiner Trail-Baufirma Natur-Projekte den Bau dieses Trailparks umsetzen durfte. “Normalerweise bekommen wir die Aufträge von Vereinen oder von den Kommunen. Hier in Kiedrich war es nun der passionierte Besitzer eines Hotels.”
18 Hektar Hahnwald hat das Hotel WALD.WEIT Rheingau Hotel & Retreat extra für sein Outdoor- Projekt bereitgestellt und Trail-Bauer Kim Christian fand darin Platz für 5 Trails mit insgesamt 4,1 Kilometern Länge (3,1 km Flowtrails/ 1 km Uphill):
Außerdem wartet noch ein Übungsparcours: zum Warmfahren und Üben mit Drops, Steilkurven, Tables und verschiedenen Holz-Features.
Gebaut wurde ausschließlich mit heimischen Erden und Hölzern, ganz nach dem Credo der Firma Natur-Projekte, die neben Bike-Trails übrigens auch Pfade für Wanderer anlegt.
Nein. Auch wenn das Wohnen im WALD.WEIT Rheingau Hotel & Retreat sehr spektakulär sein dürfte, denn es thront auf dem Bergplateau über dem Hahnwald mit Sensationsaussicht über Rhein und Waldmeer (daher der Name des Hotels). In der Rooftop-Etage gibt es nicht nur eine Bar, sondern auch drei Themensaunen. Ein Wellnessbereich, der in den kommenden Bauphasen noch ausgebaut werden soll. Außerdem warten Trainingsberatung, ein hauseigenes, schickes Restaurant, ein Sommergarten und ein sehr ausgefeilter Waschplatz-Werkstatt-Zimmer-Korridor für besonders schlammige Trail-Tage.
Wenig überraschend, dass auch die Übernachtungspreise höher angesetzt sind: Die einfachste Doppelzimmer-Kategorie kostet 260 Euro pro Nacht (für 2 Personen inkl. Frühstück). Aber wie gesagt, man muss kein Hotelgast sein, um die Trails nutzen zu dürfen. Der Trailpark und der Sommergarten des Hotels stehen allen Bikern offen. Die Bikeschule Wurzelwerke aus Wiesbaden wird sogar Technik-Kurse mit Yoga-Sessions anbieten und auf dem unteren Sammelplatz des Trailparks soll ein Foodtruck platziert werden, an dem man sich mit Snacks aus der Hotelküche versorgen kann.
Das Hotel hat bereits seit Februar geöffnet, hat aber noch ein paar Bauphasen vor sich. Die Trails sind soweit fertig, werden aber noch verdichtet und an der ein oder anderen Landung muss noch geshaped werden. Eine Feinschliff-Arbeit, die übrigens Slopestyle-Profi Max Mey übernimmt. Er ist im Hotel fest angestellt und wird sich um die Pflege des Trailparks kümmern, aber auch um die Fahrtechnik- und Touren-Programme, sowie um die große Eröffnungsparty am 16.März.
Zugesagt haben bereits die drei Firmen Nicolai, Rotwild und Specialized, die zur Party mit Testbikes anreisen werden.
Wie kommt man auf die Idee, ein Luxus-Hotel mit eigenem Trailpark zu konzipieren? Wir haben Tim Gemünden, den Inhaber des WALD.WEIT-Hotels, per Teams-Schalte zum Interview gebeten:
Ich kämpfe doch nicht jahrelang für legale Trails in der Region, um dann selbst einen Riegel vorzuschieben!
BIKE: Herr Gemünden, lassen Sie uns raten: Sie sind selbst passionierter Mountainbiker, oder?
Tim Gemünden: Natürlich! Mein erstes Mountainbike habe ich mir 1988 gekauft - das hatte noch einen gemufften Stahlrahmen. Damit war ich wild im Binger Wald unterwegs, zusammen mit Thomas Kleinjohann von der Dimb und den Jungs vom MTB-Club Beinhart. Bis heute treffe ich mich zwei Mal die Woche mit Freunden, um eine Trail-Runde zu drehen.
Dann bekommen Sie ja durch Thomas Kleinjohann einiges mit zum Thema Trail-Legalisierung?
Hautnah sogar. Das Flowtrail-Konzept der DIMB habe ich auch als Sponsor unterstützt. Vor allem natürlich den Stromberg Flowtrail hier um die Ecke. Aber ich habe auch gesehen, wie zermürbend es sein kann, wenn man versucht, weitere Trails für Mountainbiker zu legalisieren. Das kann Jahre dauern.
Und so beschlossen Sie den Hahnwald vor Ihrer Hoteltür einfach mit zu kaufen?
Genau genommen war der Wald schon dabei. Mein Vater hat diesen Berg einst gekauft. Die Idee, oben auf dem Bergplateau mit unserem Bauunternehmen dieses Hotel zu bauen, kam irgendwann. Und dann war klar: Der Waldhang darunter gehört uns auch, da können wir jetzt Trails nach unseren Vorstellungen anlegen - in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde natürlich und einer ökologischen Baubegleitung.
Auf eine schonende Bauweise haben Sie Wert gelegt. Immerhin wurde Kim Christian von der Trail-Baufirma “Natur-Projekte” angeheuert.
Kim Christian ist vor allem eins: ein Künstler in seinem Metier. Wenn man bedenkt, dass er vor diesen 18 Hektar Waldhang stand, die ja viele Jahre nicht bewirtschaftet wurden. Da lag so einiges an Totholz rum, wie man sich vorstellen kann. Und selbst aus diesem Holz hat er noch kreative Obstacles für unsere Trails gezimmert.
Und kein Krümelchen Brechsand rangekarrt?
Da muss ich sagen, haben wir wirklich unverschämtes Glück: Der untere Hangbereich besteht aus gebrochenem Schiefer. Auf solch einem Untergrund trocknet Oberflächenwasser super schnell ab. Und der Reifengrip ist perfekt. Der obere Bereich wird dagegen wohl pflegeintensiver, weil es sich um normalen lösshaltigen Boden handelt. Aber darum wird sich künftig Max Mey kümmern. Als Slopestyler kennt er sich mit penibler Trail-Pflege ja perfekt aus.
Müssen Sie eigentlich den Trailpark öffentlich zugänglich machen, wegen des freien Waldbetretungsrechts in Deutschland?
Nein. Der Berg ist im Privatbesitz. Wir könnten um die Trails ganz einfach einen Zaun drumrum aufstellen, wenn wir wollten. Aber ich kämpfe doch nicht mein halbes Leben lang um legale Trails in der Region, um dann selbst einen Riegel vorzuschieben!
Wie groß ist die Freude, dass auch Firmen wie Nicolai, Rotwild und Specialized bei der Einweihungsparty dabei sein werden?
Riesig! Wir haben auch andere Bikefirmen eingeladen. Aber es freut mich ganz besonders, dass die Marken vertreten sein werden, von denen ich selbst schon mal ein Bike hatte. Jetzt muss halt nur noch das Wetter am 16. März passen. Wenn ich hier aus dem Fenster schaue, hängt gerade viel Nebel und Feuchtigkeit im Wald und noch nicht alle Trail-Abschnitte sind fertig verdichtet. Aber: das wird schon!
Wir drücken beide Daumen und wünschen viel Erfolg!
Alle Infos zu den aktuellen Trail-Öffnungszeiten und zum Hotel: wald-weit.com