Editor’s ChoiceDie 5 besten Trailtouren in Deutschlands Süden

Gitta Beimfohr

 · 19.02.2024

Die Trails rund um Baiersbronn haben durchaus sportlichen Charakter.
Foto: Max Schumann
Die Auswahl der schönsten Trail-Touren in Bayern und Baden-Württemberg ergab ein Problem: Kann man die Allgäuer Alpen mit den Abfahrten in der Fränkischen Schweiz vergleichen? Nein. Wir haben uns daher auf die Schätze der Mittelgebirge fokussiert.

Es wäre unfair, die langen Trail-Abfahrten inklusive Hochgebirgspanorama mit den eher blickdichten Wald-Trails im bayerischen Fichtelgebirge zu vergleichen. Dachten wir jedenfalls zu Beginn der Auswahl. Doch je länger wir uns mit der Auswahl der südlichen Mittelgebirgstouren beschäftigten – also die Trail-Längen verglichen, landschaftlichen Highlights bewerteten und über den jeweiligen Abenteuer-Faktor diskutierten –, fiel uns auf: Eigentlich müssen sich die Mittelgebirge in Bayern und Baden-Württemberg gar nicht ducken vor den hochalpinen Brüdern ganz im Süden. Klar, beim Panorama können sie nicht mithalten, aber in Sachen Trail-Längen und Erlebniswert durchaus! Trotzdem haben wir die Alpentouren in dieser Folge noch mal ausgeklammert, bringen sie dann aber in der nächsten Ausgabe.

Hier nun also unsere fünf Favoriten in den südlichen Mittelgebirgen. Es sind Klassiker dabei, aber auch Trail-Touren, die erst seit letztem Sommer existieren. Zu unserer großen Überraschung schafften es sogar zwei Touren aus dem Land der Zwei-Meter-Regelung in die Top 5! Dagegen haben wir zwei Touren, die eigentlich in diese Auswahl gehört hätten, außen vor gelassen: Einmal die kilometerlangen Isar-Trails im Süden von München – über ihnen baumelt noch immer das Damoklesschwert einer möglichen Sperrung. Und zum anderen die Freiburger Trails, weil es sich dabei eher um Abfahrten handelt. Hier nun also unsere 5 Top-Trail-Runden des Südens:

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Schwarzwald: Baiersbronn

Leuchtfeuer-Tour

Offiziell zum Übernachten im Wald gedacht: die versteckten Trekking-Schlafplätze im Nordschwarzwald.Foto: Max SchumannOffiziell zum Übernachten im Wald gedacht: die versteckten Trekking-Schlafplätze im Nordschwarzwald.
  • Länge: 139 Kilometer
  • Bergauf: 3993 Höhenmeter
  • Dauer: 3 Tage
  • Schwierigkeit: mittel bis schwer

Baden-Württemberg und Schwarzwald – zwei Ortsangaben, die wohl bei jedem Trail-affinen Biker die gleiche Reaktion auslösen: Zwei-Meter-Regelung, viele Wanderer – braucht man gar nicht erst hinzufahren. Dann erklärte der Ort Baiersbronn im nördlichen Schwarzwald vor ein paar Jahren: „Wir haben elf Biketouren mit bis zu 33 Prozent Singletrails ausgewiesen!“ Klar, was diese Tourismus-Leute eben so als Singletrails bezeichnen, dachte man. Doch inzwischen kehren immer mehr Biker aus Baiersbronn zurück und sind begeistert. So auch Enduro-Profi und Fotograf Max Schumann. Er ist gleich für drei Tage in die Wälder zwischen Baiersbronn und Sasbachwalden abgetaucht. Nicht, weil die Distanz zwischen den beiden Orten zu groß wäre, sondern weil es dazwischen so viel zu tun gibt in Sachen Trails, Höhenmeter und Landschaft. Einige der erlaubten Routen führen sogar durch den Schwarzwald-Nationalpark. Und dann warten da noch die versteckten Übernachtungsplätze mitten im Wald, die so einem Drei-Tages-Ausflug noch mal ordentlich Würze geben. Supertour!

Info Leuchtfeuertour

Highlights der Tour Tag 1 führt von Tonbach nach Gutellbach (43,6 km/1280 hm) und sammelt bereits die besten Trails rund um Baiersbronn auf, zwei idyllische Karseen und einen Wasserfall im Nationalpark.

Tag 2 schlängelt sich ereignisreich weiter durch Mittel- und Obertal und klettert die Hochschwarzwaldstraße hinauf, die mit Fernblicken übers Rheintal und bis weit nach Frankreich hinein aufwartet.

An Tag 3 startet der Tag mit der Auffahrt zur Hornisgrinde, auf deren Gipfel eine nicht enden wollende Abfahrt wartet: erst auf einem Felsenpfad, dann auf dem Flowtrail Sasbachwalden. Danach geht's auf Nationalpark-Wegen zurück nach Tonbach (51,2 km/1552 hm).

Schlüsselstellen Bis auf den gebauten Flowtrail bekommt man es auf der Tour mit naturbelassenen, auch kernig-wurzeligen Wald-Trails zu tun.

Camp-Tipp An die Campplätze im Wald mit Feuerholz und Toilette kommt man über: trekking-schwarzwald.de

Fränkische Schweiz/ Pegnitz

Pottenstein-Trails

Das Sägezahn-Profil der Tour sammelt auch in der Fränkischen Schweiz Höhenmeter im alpinen Bereich.Foto: Christian PenningDas Sägezahn-Profil der Tour sammelt auch in der Fränkischen Schweiz Höhenmeter im alpinen Bereich.
  • Länge: 55,4 Kilometer
  • Bergauf: 1162 Höhenmeter
  • Dauer: 5 Stunden
  • Schwierigkeit: mittel bis schwer

Zwischen Nürnberg, Bamberg und Bayreuth werfen sich die Waldberge der Fränkischen Schweiz auf. Ihre Gipfel sind gerade mal 600 Meter hoch, doch für Biker gibt es hier ohnehin interessantere Dinge: bizarre Jura-Felstürme mitten im Wald und ein weitverzweigtes Netz aus Flüssen und Bächen. Deren Ufer werden nämlich üppig von Trails flankiert.

Die meisten Highlights der „Fränggischen“ sammelt nun diese lange, anspruchsvolle Klassikerrunde mit Start in Pegnitz auf: Ein Trail-Waldweg-Mix nimmt direkt den Kleinen Kulm, den mit 626 Metern höchsten Gipfel der Region, ins Visier. Wer mit diesem anfangs felsigen und gen Ende sehr steilen Pfad hadert, sollte überlegen, ob er wieder umdreht, denn es bleibt knifflig: Diese Runde enthält auf ihrem Weg Richtung Pottenstein einige steile Waldweg-Rampen. Bergauf wie bergab. Manche Pfade haben samtweichen Untergrund, andere erfordern mit ihren Wurzel- und Felsteppichen beherztes Tempo und Fahrtechnik. Vor allem der vier Kilometer lange Jägersteig und der Trail am Dianafelsen auf dem Rückweg. Die sollte man besser nicht bei Nässe fahren!

Infos Pottenstein-Trails

Highlights der Tour Enduro-Biker mit guter Kondition oder E-Antrieb werden die Trails dieses Tourenklassikers lieben. Obwohl die große Runde mit dem 626 Meter hohen Kleinen Kulm bereits ihren höchsten Punkt erreicht, hat sie wegen ihrer felsigen Waldpfade fast schon alpinen Charakter. Untergrund, Richtung und Anspruch der kilometerlangen Pfade wechseln ständig. Da ist schon beim rechtzeitigen Gangwechsel Konzentration gefragt. Aber in Ailsbachtal wartet auch ein flowiger Trail und an der Burg Rabenstein eine schöne Aussicht.

Schlüsselstellen Hinter der Burg Rabenstein muss man das Bike kurz bergab schieben, und der vier Kilometer lange Jägersteig auf dem Rückweg ist bei Nässe extrem rutschig. Wirklich schwierig zu fahren sind etwa 20 Prozent der Trails. 50 Prozent erfordern mittlere Fahrtechnik.

Tipp In Pottenstein kann man in der Teufelshöhle einen Blick in die Unterwelt der Fränkischen Schweiz werfen!

Odenwald: Eberbach

Alle 12

Der Alle Farben Trail ist nur ein Highlight von 12 im Neckarkessel rund um Eberbach.Foto: Matthias RotterDer Alle Farben Trail ist nur ein Highlight von 12 im Neckarkessel rund um Eberbach.
  • Länge: 42,3 Kilometer
  • Bergauf: 1721 Höhenmeter
  • Dauer: 5 Stunden
  • Schwierigkeit: mittel bis schwer

Die zweite Tour aus dem Bundesland der Zwei-Meter-Regelung, die es in diese Top-5-Auswahl geschafft hat! Möglich machte das die sehr engagierte Bike-Community von Eberbach. Nach jahrelanger Überzeugungsarbeit bei den Behörden durften sie letztes Jahr die Eröffnung ihrer Bikeländ-Trails feiern. Zwölf Stück an der Zahl. Sternförmig in den Neckar-Talhängen rund um Eberbach angeordnet, eignen sie sich hervorragend für eine große Runde um die Kleinstadt herum – wenn man die nötige Zeit und Kondition mitbringt. Schafft man nur die Hälfte, ist das hier allerdings auch nicht tragisch, denn die Stadt liegt ja immer nur eine Abfahrt entfernt. Ebenfalls wichtig zu wissen: Die Trails sind nicht nur ausgeschildert, sondern auch nach ihren jeweiligen Schwierigkeitsgraden markiert. Angaben, die man unbedingt ernst nehmen sollte, denn wo schwarz draufsteht, ist auch Adrenalinhaltiges in Form von steil, rutschig, verwurzelt und stufig drin. Selbst rot markierte Pfade enthalten Spuren von eher dunkelroten schrägen Traversen. Absolut top!

Infos Alle 12

Highlights der Tour 23 Prozent Enduro-Trail-Anteil – also, wenn in Baden-Württemberg Trails für Mountainbiker freigegeben werden, dann aber richtig. Entsprechend groß war im letzten Jahr der Andrang im Eberbacher Talkessel, und die Trail-Pfleger hatten alle Hände voll zu tun. Das Herauspicken von einzelnen Trail-Highlights ist schwierig, weil alle 12 Anstiege nun mal mit 12 Highlights belohnt werden. Herausragend ist aber der Itterberg, weil er neben der Abfahrt noch eine besonders schöne Aussicht über Eberbach und das Neckartal bietet.

Bike-Shop Brands4sport in der Friedrichsdorfer Landstraße plant in diesem Sommer geführte Touren und Fahrtechnikkurse. Was im Bikeländ durchaus Sinn macht, wenn man technisch noch nicht so versiert ist.

Einkehrtipp Im Café Bohne trifft man sich zum stilvollen Hallo-wach-Espresso vor der Tour. Und zum Après-Bier im Olivia Garten.

Fichtelgebirge

Felslabyrinth

Kein Tag ohne Wow-Moment auf dieser großen Runde von Marktredwitz.Foto: Matthias RotterKein Tag ohne Wow-Moment auf dieser großen Runde von Marktredwitz.
  • Länge: 162,2 Kilometer
  • Bergauf: 3825 Höhenmeter
  • Dauer: 3 Tage
  • Schwierigkeit: mittel

Das Fichtelgebirge drückt sich mit viel blickdichtem Wald recht unscheinbar an die bayrisch-tschechische Grenze. Es ist die Heimat von Andreas Köppel aus Marktredwitz, der auf seiner Homepage unter dem Pseudonym „Mountainbike Man“ sein Trail-Wissen gern mit Gleichgesinnten teilt. Frei nach dem Motto: Das Abenteuer beginnt vor der Haustür, hat er für unseren Besuch gleich mal einen Dreitagesritt aus seiner Schatzsammlung gezückt. Der grobe Umriss der Tour: Im Zickzack geht es von Marktredwitz über die höchsten Gipfel des Reviers. Erst ins zentrale Fichtelgebirge hinein, dann über Ochsenkopf und Schneeberg (höchster Gipfel mit 1051 Metern) und schließlich in einer Nordschleife über den Großen Kornberg wieder zurück nach Marktredwitz. Im Detail erlebt man auf dieser Tour kilometerlange Trails, bergauf wie bergab. Den Bikepark am Ochsenkopf mit der besten Burger-Adresse im Bullhead-House, gigantische Granitstein-Felsenmeere und -türme (die schon Goethe beeindruckt haben), den Großen Kornberg und das idyllische Egertal.

Info Felslabyrinth

Highlights der Tour Tag 1 führt von Marktredwitz nach Fleckl über die Gipfel von Kösseine, Hohe Matze und Platte – und zwar auf vielen Trails durch Felsenlabyrinthe und Blockmeere am Fichtelsee vorbei. Am Ende auf Wurzelpfad durch den Bocksgraben (47,3 km/1370 hm).

Tag 2 klettert sehr Trail-haltig über Ochsenkopf und Schneeberg. Am Rudolfstein beeindrucken Felstürme, und dahinter machen noch drei sehr flowige Trails bis Kirchenlamitz Spaß (51,7 km/1440 hm).

Tag 3: Die längste Etappe führt durch offeneres Gelände über den Großen Kornberg und den Steinberg, das idyllische Egertal und einen letzten Trail am Kohlberg wieder zurück nach Marktredwitz (63,2 km/1015 hm).

Unterkunftstipps Die erste Nacht bietet sich im Bullhead House am Ochsenkopf an, bullheadhouse.de, und die zweite im Gasthaus zur Waldschmiede in Kirchenlamitz, Tel. 0 92 85/9 68 78 08.

Würzburg

M-Weg & Käppele

Stadt, Land, Fluss - und: passionierte Locals! Die Studentenstadt Würzburg ist ein echter Trail-Topspot. | Foto Matthias RotterStadt, Land, Fluss - und: passionierte Locals! Die Studentenstadt Würzburg ist ein echter Trail-Topspot. | Foto Matthias Rotter
  • Länge: 52,6 Kilometer
  • Bergauf: 1120 Höhenmeter
  • Dauer: 5 Stunden
  • Schwierigkeit: mittel

Fast acht Jahre ist es her, dass BIKE-Tourenautor Matthias Rotter in der Studentenstadt am Main zu Besuch war. Seither hat er viele deutsche Trail-Touren erlebt, aber diese lange Experten-Runde im Norden Würzburgs hat sich unverrückbar in seine Favoritenliste gebrannt. Unterwegs war er damals mit den Herzblut-Bikern der Stadt: Michael Herbig, Larry Westney und Markus Dellinger (Eighty-Aid, Cannondale), Christian Gemperlein (Bike Ahead) und den Jungs des RSG Würzburg. Also echten Profis, die sich diesen Trail-Riemen entlang des Mainufers über Jahre zusammengetüftelt haben. Startpunkt ist das Weingut am Stein an der Nordtangente, dann geht's 30 Kilometer an der rechten Flussseite bis nach Zellingen. Dort wird die Uferseite gewechselt und übers Erlabrunner Käppele, eine Kapelle mit schönster Aussicht, wieder zurück nach Würzburg gekurbelt. Dabei fädelt man bei Kilometer fünf in den ersten Trail ein und schießt bei Kilometer 41 aus dem letzten wieder raus. Trail-Anteil insgesamt: 38 Prozent (19,8 Kilometer). Aber das Schönste ist, dass jeder Pfad seinen eigenen Charakter hat.

Infos M-Weg & Käppele

Highlights der Tour Weinreben und Wälder bewachsen die Mainufer nördlich von Würzburg. Darin verzweigt sich ein dichtes Pfadnetz. Die Locals der Stadt finden auch nach Jahren immer wieder neue Wegabschnitte. Ihre Favoriten haben sie in dieser Tour zusammengestrickt und nehmen auch schon mal einen Extra-Anstieg in Kauf, um mit Schwung in den nächsten Trail zu starten. Die besten Abschnitte warten hier: Veitshöchheim, M-Weg, Eckberg, Retzbach, Eschberg (angelegte Trails) und Erlabrunner Käppele!

Schlüsselstellen Die Trails rund um Veitshöchheim sind in recht engen Kehren um die Bäume verlegt. Die Abfahrt vom Eckberg ist steil.

Unterkunftstipp Würzburg ist Universitätsstadt und verfügt über eine hohe Kneipendichte. An lauschigen Sommer-abenden trifft man sich aber am chilligsten auf der alten Mainbrücke, holt sich einen Schoppen Wein und lauscht dabei der Straßenmusik.

GPS-Daten zu den MTB-Touren der Editor’s Choice Süd

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