Gitta Beimfohr
· 29.04.2021
St. Ingbert, Neunkirchen, Perl, Freisen und Ottweiler – fünf völlig unterschiedliche Mountainbike-Spots im Saarland. Was sie eint: die Liebe zu schönen Kurven.
Eine MTB-Tour mit 44 Prozent Trail-Anteil bei einer Touren-Länge von 53 Kilometern – gefunden in Deutschland! Genauer gesagt in St. Ingbert im Saarland, mitten im Biosphärenreservat Bliesgau. Einem Schutzgebiet also, aus dem Mountainbiker traditionell eher ausgeschlossen werden. Hier aber fordert eine lückenlose Beschilderung zum Befahren der Trails sogar offiziell auf.
Bei aller Freude, Saarlands beste Bikespots vier Tage lang erleben zu dürfen, habe ich mich unterwegs auch ein bisschen geschämt. Einige dieser Touren-Runden existieren bereits seit 2007, und obwohl ich mich nun wirklich hauptberuflich mit dem Thema Trails beschäftige, hatte ich das Saarland bisher nicht mal ansatzweise auf dem Schirm. Wie konnte das passieren?
Vielleicht, weil sich das kleine Bundesland am Westrand der Republik reliefmäßig nicht besonders hervortut. Höchster Gipfel ist der Dollberg, und der steht mit seinen 695 Metern schon halb bei den nördlichen Nachbarn in Rheinland-Pfalz. Vielleicht ging das Saarland aber auch einfach unter, weil es von namhaften Bike-Revieren wie Pfälzerwald, Vogesen, Luxemburg und Hunsrück geradezu umstellt ist.
Letztendlich waren es die Saarländer selbst, die uns nun förmlich mit der Nase auf ihre Goldgrube stießen. Kilometerlange Naturpfade, angelegt von den Bergmännern, die einst durch die Wälder zu den Steinkohleminen gelangen mussten. Oder das Pfadnetz, das in Grenznähe zu Frankreich zwischen den Kriegsbunkern getrampelt wurde. Alles noch da: gehegt, gepflegt und ausgeschildert.
Im Sankt Wendeler Land rund um Freisen darf sich seit einiger Zeit sogar ein Trail-Bau-Profi austoben. Er soll bestehende Pfade mit Tables, Jumps und Sharkfins aufmöbeln und obendrein auch neue Trails im Wald anlegen. Einige Kilometer sind dabei schon zusammengekommen. Alles Trails, wie man sie mit derartig schwungvoller Handschrift sonst nur in einem schottischen Trailcenter vermuten würde.
Und warum macht man auf solch ein legales Mountainbike-Paradies nicht viel mehr aufmerksam, wenn man doch sieht, wie hart Biker in anderen Bundesländern um einzelne Singletrails verhandeln müssen? Eine Frage, die meinen Guide in St. Ingbert erstaunt: „Wieso, unsere Tour heißt doch sogar Pur-Route. Also: Trails pur!“ Dieses und weitere Aha-Erlebnisse haben wir nun in diesem Special übers Saarland zusammengetragen. Viel Spaß beim Lesen!
Intro – Das Saarland ist weder groß, noch hat es nennenswerte Berge. Dennoch könnten diese fünf Bikespots nicht unterschiedlicher sein
St. Ingbert – Kohlebergbau und Krieg haben ihre Spuren hinterlassen: eine der trail-haltigsten und bestbeschildertsten Marathon-Touren Deutschlands
Freisen im Sankt Wendeler Land – Dort, wo der Verein Grüne Hölle Freisen zu Hause ist, wächst ein Trailcenter, das den schottischen Vorbildern sehr ähnelt
Flowtrail Ottweiler – seit 2012 eine feste Institution. Vier Kilometer Abfahrts-Trails am Betzelhübel mit allen Spielereien, die sonst nur Bikeparks bieten
Neunkirchen – Nach 20 Jahren Renaturierung sollen in den Laubwäldern rund um das Kohlebergwerk Reden nun auch die Trails für Biker sprießen
Perl – Weinreben, römische Villen und ein Trailcenter wie in Tschechien. Grenzenloses MTB-Vergnügen im Dreiländereck zu Frankreich und Luxemburg
Infos Saarland – Das kleine Bundesland hat Großes vor: 400 km rund ums Saarland, Trailcenter Freisen, Saarschleifen Bike Marathon und eine neue Touren-App
Kehrt man von einem Saarland-Rundtrip zurück, gibt es eine Frage, die immer wieder gestellt wird: „Und, welcher Spot ist der beste?“ Das Gute ist, die Antwort fällt immer unterschiedlich aus. Je nachdem, wer fragt.
Einen Marathon-Racer, der schnelle Trails mag und Strecke machen möchte, schickt man nach St. Ingbert auf die Pur-Routen. Vielleicht sogar im Juli, wenn der Saarschleifen Bike Marathon in der Region stattfindet. Auch bei schlechtem Wetter: Hier trocknet der Sandsteinboden am schnellsten ab.
Familien mit Kindern haben sicher am meisten Spaß in den Weinbergen von Perl. Hier können sich die Kleinen auf dem Pumptrack und den Supertrails im Meeswald austoben, während die Eltern lange Schleifen hoch über der Mosel ziehen.
Wer dagegen Enduro-Spaß sucht, der sollte die Grüne Hölle von Freisen ansteuern. Hier warten die höchsten Berge mit langen Abfahrten und professionellem Strecken-Shape, aber auch Touren-Runden mit leichterer, großartiger Trail-Unterhaltung.
Nach Neunkirchen kommt man dagegen nicht der Trails wegen, sondern aufgrund seiner Bergwerkskulisse, die sich Wunder Natur hier mit aller Macht zurückerobert. Und wenn Sie auf der Bundesstraße dorthin unterwegs sind: Stoppen Sie beim Flowtrail Ottweiler, Saarlands Spot mit Bikepark-Besteck! Ach, am Ende ist ein Roadtrip zu allen Spots vielleicht doch die beste Idee. Dann ist auch ein Besuch beim Wahrzeichen, der Saarschleife, noch drin.
Unser 20-Seiten-Special mit den besten Mountainbike-Spots und -Touren im Saarland findet man auch als XXL-Beilage in BIKE 6/2021 oder einzeln in der BIKE App. Bestellen Sie sich Ihre Wunschausgabe der BIKE versandkostenfrei nach Hause oder lesen Sie die Digital-Ausgabe in der BIKE App für iOS oder Android. Besonders günstig und bequem lesen Sie BIKE im Abo.
Laubwald, Sandsteinboden und schmale Pfade: Die große Marathon-Runde um St. Ingbert ist eine der trail-haltigsten Touren Deutschlands.
Da sind diese kleinen roten Pfeile mit der Aufschrift „50 m“. Ein Service, der so ungewöhnlich ist, dass man auf die naheliegendste Bedeutung zunächst nicht kommt: „Na, Trail-Abzweig in 50 Metern!“ Jörg Grünbeck ist nicht nur Trail-Beauftragter in St. Ingbert, sondern hauptberuflich Verkehrsplaner und in seiner Freizeit ambitionierter Marathon-Fahrer. Das erklärt den Charakter dieser in Perfektion ausgeschilderten Grünen-Pur-Route rund um St. Ingbert.
Vom P+R-Platz in Sengscheid rollt man auf einem der wenigen Asphaltstücke der Tour zum Trail-Einstieg, und los geht’s: Die Hauptroute setzt sich zu 80 Prozent aus einem schnörkellosen Pfad-Waldweg-Geflecht zusammen, von dem verspielte Extra-Schleifen abzweigen. Zum Beispiel die Granaten-Trails, die Totenkopf-Abfahrt oder der Schützengraben.
Der Untergrund besteht übrigens aus Buntsandstein, wie im nahen Pfälzerwald. Regenwasser versickert daher schnell, und die Reifen müssen sich nie durch Schlammpfützen wühlen. In der Kahlenberghütte lohnt sich eine Einkehr auf der Holzterrasse. Nicht nur wegen der Aussicht, sondern auch, damit Kraft und Konzentration bis zum Ende reichen. Die letzten Trail-Abschnitte sind nämlich leicht ausgesetzt. Super-Tour!
Das Revier So, wie die Bergmänner einst schnurstracks durch den Wald zu den Minenschächten oder die Soldaten im Krieg zwischen Bunker und Schützengraben wanderten, verlaufen rund um St. Ingbert heute noch die Trails. Wurzeln oder Steine liegen auf der Hauptroute selten im Weg. Eine perfekte Trainingsrunde für Marathon-Racer!
Fahrtechnisches Nachwürzen ist zusätzlich möglich: Es warten 14 Extra-Schleifen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, die z. B. mit Kompressionen in alte Granattrichter eintauchen, Steilhänge hinunterstürzen, Achterbahnkurven drehen oder durch einen etwas mehr als lenkerbreiten Schützengraben zirkeln.
Es gibt auch noch eine zweite Pur-Runde (blau), die im Nordwesten der Stadt verläuft. Sie ist mit 42,9 km und 960 hm kürzer, hat aber knackigere Anstiege und ist fahrtechnisch anspruchsvoller. Insgesamt umspannt das St. Ingberter Touren-Netz ganze 116 km! Die Startpunkte sind der P+R-Platz in Sengscheid und das Naherholungsgebiet Schüren im Norden.
Übernachtung Alfa-Hotel: 2 ÜF inkl. Sauna, Fitness-Raum, Lunch-Paket und Fahrtechnikkurs: 164 Euro. Infos: www.alfa-hotel.de
Einkehr Die Tour passiert einen Trinkbrunnen bei Km 16 und die gemütliche Kahlenberghütte bei Km 35. Öffnungszeiten: www.kahlenberghütte.de
Bikeshop Gut sortiert und in einer alten Tankstelle untergebracht: Total Normal Bikes, Kaiserstr. 331, www.total-normal.com
Fahrtechnikkurse Christian Stopp, saarpfalz-bike.de
Infos allgemein urlaub-st-ingbert.de
„Grüne Hölle Nr. 9“ heißt die große Runde um Freisen herum. Wir würden sie lieber in „Himmel“ umtaufen, denn solche Spaß-Trails findet man wirklich selten auf Tour.
„Nur“ 19 Prozent Trail-Anteil, könnte man fast sagen – aber die fühlen sich auf dieser Runde definitiv nach mehr an. Vielleicht, weil die Berge rund um Freisen höher und die Abfahrten damit länger sind. Vor allem aber, weil die Trails hier nie den direkten Weg nehmen, sondern jede Kurven- und Spielgelegenheit nutzen.
Kurz nach dem Start allerdings türmt sich erst mal eine Rampe in den Werter Wald hinauf. Sie ist der Zubringer zu den vielen Trails, die sich hier rechts und links um die Buchenstämme schlängeln. Diese große Runde aber klettert weiter bis ganz zum Gipfelkreuz des Füsselbergs hinauf (595 m) und nimmt den Trail ins nächste Tal hinunter. Kleine Anlieger, ein paar Hügel zum Wegdrücken und Speed-Aufnehmen – da hat in Sachen Fahrspaß eindeutig jemand nachgeschaufelt.
Ein Eindruck, der sich im weiteren Verlauf der Tour verstärkt, denn die Route klettert über mehrere windradbestückte Aussichtsberge und belohnt anschließend mit immer kreativeren Abfahrtsgirlanden. Die am Kahlenberg ist so verdreht, dass man kurz überlegen muss, ob man gerade rauf oder runter fährt. Schade nur, dass die finale Abfahrt noch keinen solchen Trail hat. Aber insgesamt: fast wie Schottland!
Das Revier Freisen liegt im Sankt Wendeler Land, an der Ostgrenze des Saarlands. Hier sind die Berge höher und die Abfahrts-Trails länger. Es gibt einen engagierten Bike-Verein namens Grüne Hölle Freisen, einen gesprächsbereiten Gemeinderat und einen sehr talentierten Trail-Bauer, der hier ganz in der Nähe wohnt: Nico Reuter. All diese Umstände führten dazu, dass sich die Touren hier nach schottischem Trailcenter anfühlen.
Trail-Hotspot in Freisen ist der 595 Meter hohe Füsselberg mit jetzt fünf sehr spannenden Trails, die mit den aktuellsten Bikepark-Elementen wie Sharkfins, kleinen Doubles und Kickern versehenen sind (Bergwerk Downhill, Jumpline, DoubleNico, neue Jumpline und Dropline). Insgesamt soll das gebaute Netz einmal über 15 Kilometer umspannen. Doch auch die Trails, die man auf der hier vorgestellten Tour Grüne Hölle Nr. 9 aufsammelt, zaubern ein fettes Grinsen ins Gesicht.
MTB-Verein Die Mitglieder des Grüne Hölle Freisen organisieren nicht nur die Trail-Pflege und -Beschilderung, sondern auch Trainings und Events. Aktuelle Infos zum Thema MTB gibt’s daher gebündelt hier: www.g-h-f.org
Events Einzelzeitfahren von U7 bis S4 mit Sonderwertungen für Fatbikes, Singlespeed, Enduro und Youngtimer (Bikes älter als 15 Jahre) und CTF. Termin: 11.–12.9., Infos: www.g-h-f.org
Einkehr Die Locals holen sich ein Eis im Eiscafé Venezia oder essen lecker im Schwimmbad-Restaurant am Startpunkt.
Bikeshop We Cycle, Linxweilerstr. 27a, St. Wendel
Infos allgemein www.bostalsee.de
Seit 2012 unterhält der Bike-Verein seinen Mini-Bikepark am Betzelhübel. Drei Abfahrtsstrecken mit Sprüngen, Roadgaps, Wallride und Tableline.
20 Minuten hochkurbeln – dann hat man die Wahl, was man sich die nächsten 120 Tiefenmeter zutrauen möchte. Die blauen Pfeile weisen einen einfachen, kurvenreichen Flowtrail aus. Folgt man den roten Pfeilen, trifft man unterwegs auf Holz in Form von überrollbaren Sprüngen und einem Wallride. Wählt man die schwarze Route, sollte man Drops sicher landen können und auch bei Roadgaps und Stepups wissen, was zu tun ist.
Insgesamt haben die Vereinsmitglieder des RV Tempo Hirzweiler vier Kilometer Trails gebaut, die unten in eine Tableline münden. Erst im März haben alle Lines ein neues Facelift bekommen und sind seit Anfang April wieder freigegeben.
Info Täglich geöffnet von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Start: Parkplatz Häuser an den Eichenwäldchen, direkt an der B420 (unten) oder Sportplatz Steinbach (oben). www.flowtrail-ottweiler.com
26 Jahre ist es her, dass das Steinkohlebergwerk Reden geschlossen wurde. Seither wächst wieder Natur – und mit ihr soll ein Touren-Netz sprießen.
Sie galt einst als modernste Anlage Deutschlands – doch auf dieser Runde, die sich im Auf und Ab ins Gebiet des ehemaligen Kohlebergwerks vorarbeitet, muss man schon genau hinsehen, um noch ein paar Relikte zu erkennen. Ein Schachteingang mitten im Wald – von Efeu überrankt. Ein schwarzer Trail durch einen lichten Birkenwald – das war’s auch schon.
Doch dann biegt die Tour in die Allee zum Örtchen Madenfelderhof ein, und man rollt plötzlich auf die nackte, 90 Meter hohe Wand der Halde Reden zu. In ihren pyramidenartigen Flanken schraubt sich ein bald breiter werdender Sandpfad hinauf.
Er gipfelt auf einem Plateau mit 360-Grad-Aussicht und dem großen Biergarten der Bergmanns Alm. Die Abfahrt auf der Südwestseite der Halde ist leider asphaltiert, doch bald taucht die Tour wieder in dichten Wald ein und schlängelt sich um idyllische kleine Seen.
Der landschaftlich schönste Teil der Runde führt am Ende auf einem Trail-Waldwege-Mix durch das Biosphärenreservat Bliesgau, das ein wenig an die Toskana erinnert. Danach könnte man auf der Landstraße nach Furpach hinunterrollen, aber ein letzter Abstecher wird mit einem spaßigen Abfahrts-Trail direkt zum Parkplatz belohnt.
Das Revier Die Rekultivierung des ehemaligen Kohlebergwerks ist eine langwierige Angelegenheit. Die Verhandlungen über umweltverträgliche Trail-Runden dauern daher in Neunkirchen etwas länger, zumal einige Touren-Abschnitte durch Natura-2000-Schutzgebiete führen. Geplant ist aber ein MTB-Projekt mit drei offiziell ausgeschilderten Routen rund um die Kreisstadt, die langfristig an die Streckennetze von St. Ingbert und Sankt Wendel angeschlossen werden sollen.
Die hier vorgestellte Tour um Neunkirchen enthält den schönsten Aussichtspunkt aller Routen dieses Specials, dreht eine große Schleife durch die stillgelegte Bergwerkanlage und hat fast schon was von einem Freilichtmuseum. Immerhin waren die ergiebigen Saargruben immer wieder Zankapfel zwischen Deutschland und Frankreich. Startpunkt der Berghalde-Reden-Tour: der Parkplatz am Schwimmbad Furpach.
Einkehr Die Bergmanns Alm auf der Halde Reden bietet „Alm Food“ an (Fr–So, Sommerferien tägl.). Infos: www.bergmannsalm.de Tipp für abends: die Waldeslust. Charme einer Fernfahrerkneipe, aber mit sehr leckerem, einfachem Essen. Waldstr. 32, Neunkirchen
Geschichte Die komplette Historie der Halde Reden samt heutigem Sanierungs- und Rückbaukonzept kann man hier nachlesen: www.erlebnisort-reden.de
Bikeshops Fahrrad Schweitzer, Steinwaldstr. 99 in Neunkirchen und Intersport Stiwi in Illingen, www.sportstiwi.de
Infos allgemein www.regionneunkirchen.de
Die Weinregion des Saarlands klebt an den Hängen der Obermosel. Dort fühlten sich schon die Römer wohl. Heute warten hier Supertrails nach tschechischem Vorbild.
Bequem zurückgelehnt in der Liegestuhlbank schweift der Blick über ein geschlossenes Waldmeer. Das Besondere an dieser Aussicht muss Guide Manuel erklären: „Geradeaus ist schon Luxemburg, links davon Frankreich – also drei Länder auf einen Blick.“ Die Trails dort drüben sollen so gut sein wie diesseits der Mosel, doch das wäre dann die Dreiländereck-Tour, für die man etwas mehr Zeit und Kondition mitbringen müsste.
Dieser Gladiator-Ride spricht dagegen Trailfans an, die weniger Wert auf Strecke, sondern mehr auf lückenlosen Fahrspaß legen. Neun Trail-Kilometer wickeln sich inzwischen maximal verspielt durch den Meeswald rund um die römische Villa Borg. Anlieger, Kurven, kleine Drops – mangels größerem Gefälle muss man hier nicht nur aktiv lenken, sondern auch immer im Tritt bleiben. So, wie in den tschechischen Trailcentern, die als klares Vorbild dienten.
Besonderes Highlight ist eine Art halbierte Halfpipe. Dort quert der Trail den kleinen, steilen Hang nicht quer, sondern mehrmals rauf und runter. Unten gilt es, in einem U-Turn genügend Schwung mitzunehmen, um den Hang auch wieder hochzukommen und in die nächste Abfahrt einzulenken. Sehr spaßige Tour mit schöner Einrollphase auf Feldwegen, die weite Blicke ins Moseltal gewähren.
Das Revier Die Weinanbau-Idylle an der Obermosel grenzt direkt an Luxemburg und Frankreich, zwei ausgesprochen bike-freundliche Nationen. Kein Wunder, dass sich die Gemeinde Perl an deren Singletrail-Netze nur zu gern mit angeschlossen und sich auch an deren Beschilderungssystem orientiert hat.
Unter der Federführung des ehemaligen Rennfahrers Patrick Müller wird in Perl vor allem an die junge Generation Mountainbiker gedacht. So entstanden im Ortsteil Sehndorf letztes Jahr ein großer Asphalt-Pumptrack und ein Cross-Country-Shorttrack.
Der Spaß wird nur noch übertroffen von den Trails im Meeswald: Hier wurden auf kleinstem Raum so viele Trail-Kilometer wie möglich in Schleifen gelegt. Vorbild waren hier die tschechischen Trailcenter, die zu den besten der Welt zählen.
Die Planung übernahm Patrick Müller, beim Bau halfen Schüler und Vereine, für die Pflege hat die Gemeinde einen MTB-Beauftragten engagiert. Wer etwas mehr Auslauf braucht, der folgt einfach der nahtlosen Beschilderung über die Dreiländereck-Grenzen hinaus.
Übernachtung Landgasthaus Sonnenhof mit Wochenendangebot: 2 Ü mit Halbpension inkl. geführter Touren und diverser Ausflüge: 180 Euro (Kinder 160 Euro), www.sonnenhof-perl.de
MTB-School Der Verein MTB-Saar-Obermosel organisiert Fahrtechnikkurse, Trainings und Rennen. Infos: www.mtb-saarobermosel.de
Skill Center Sehndorf Die Anlage (Foto oben) wurde 2020 fertig und ist das ganze Jahr über freigegeben. Infos allgemein: https://freizeit.perl.saarland/mountainbike.html
Für Biker: Eine 400 Kilometer lange Trail-Runde entlang der Landesgrenze, die neue Touren-App, der Saarschleifen Marathon und ein eigener Landestrainer für den Montainbike-Sport – das Saarland bietet Mountainbikern mehr.
FUNFACT: Sogar die Schweiz ist knapp 16 Mal größer als das Saarland. Doch dafür kann man das Saarland in unter zehn Stunden mit dem Rad umrunden. Zumindest können das scheinbar die schnellsten Rennradfahrer, die in der Hall-of-Fame-Liste der Website „Saarlandschwein“ aufgeführt sind. 300 Kilometer und 3600 Höhenmeter misst diese Radwegrunde, die sich bereits dicht an der Landesgrenze entlanghangelt.
Und genau so eine Strecke rund ums Saarland haben die Tourismus-Verantwortlichen nun für Mountainbiker geplant. Gescoutet wurde die Runde von Sascha Schwindling. Der promovierte Sportwissenschaftler hat dabei auf einen hohen Trail-Anteil geachtet und ist dafür auch tiefer in die Nachbarwälder von Rheinland-Pfalz und Frankreich abgebogen. Die ausgearbeitete Strecke misst fast 400 Kilometer und wurde nun zur Genehmigung an die zuständigen Behörden weitergereicht. Wenn alles klappt, kann spätestens 2023 mit der Beschilderung begonnen werden.
Touren-App und Trail-Netz Saarbrücken
Alle Saarland-Touren samt GPS-Daten inkl. Notruffunktion und „Mängeldetektiv“ bei z. B. umgestürzten Bäumen gibt’s gratis bei Google Play und im iTunes-Store. Alle Infos: www.urlaub.saarland
Mit 150 Mitgliedern startete der neu gegründete MTB-Verein Saarbrücken. Wie überall in Deutschland hat Corona auch im Saarland für hohen Nutzerdruck im Wald und Diskussionen geführt. Bereits im Frühjahr 2020 hatte man ein umfassendes Konzept für ein legales Trail-Netz beim Saarländischen Umweltministerium eingereicht. Dieses wurde von allen offiziellen Stellen positiv aufgenommen. Für weitere Gespräche und Arbeitsschritte war nun eine Vereinsgründung nötig. Aktuelle Infos zu den Entwicklungen gibt’s im vereinseigenen YouTube-Kanal und auf mv-sb.de
BIKE: Nico, Du hast gerade zwei neue Trails in Freisen fertiggestellt, aber das Projekt ist noch nicht komplett, oder?
NICO REUTER: Nein, wir sind noch voll dabei. Nachdem die ersten Trails am Füsselberg so ein Erfolg sind und pro Tag bereits 200 – 250 Biker anlocken, hat die Gemeinde nun ein Trailcenter mit insgesamt 15–20 Kilometern in Auftrag gegeben und dazu einen Asphalt-Pumptrack am Schwimmbad.
Wann rechnest Du mit der Fertigstellung des Trailcenters?
Die Ingenieursplanungen sind so weit gemacht, demnächst folgt die Ausschreibung, und wenn nichts dazwischenkommt, sollte das Projekt Mitte 2022 abgeschlossen sein.
Ecoparc Concepts steht für nachhaltige Projektentwicklung. Was bedeutet das im Fall von Freisen?
Wir bauen unsere Lines vorwiegend in Holz-Rückegassen, wo der Boden von Harvestern bereits verdichtet ist. Für den Bau selbst verwenden wir nur Erde aus der Region. Zuletzt 30– 40 LKW-Ladungen, die bei einer naheliegenden Baustelle ausgehoben wurden und übrig waren. Außerdem werden wir zusammen mit der Vereinsjugend 666 Bäume pflanzen. Und zwar dort, wo in den letzten Jahren wegen des Borkenkäfers ausgeholzt werden musste. Finanzieren werden wir das mit Spendengeldern, die von den hoffentlich zahlreichen Trail-Nutzern demnächst reinkommen.
Der Bike-Marathon, vorbei am gleichnamigen Wahrzeichen des Landes, ist über die Grenzen hinaus beliebt – auch wegen seines hohen Trail-Gehalts. Doch die Corona-Pandemie macht natürlich dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung: Das große Massenstart-Event im Juli 2021 fällt leider aus. Aber Einzelfahrten sind möglich. Im Zeitraum vom 25. Juli bis 22. August dürfen Biker individuell auf die beiden Strecken (32 und 64 km) gehen, ihre gefahrene Zeit stoppen und einschicken. Einfach online anmelden und das Starterpaket samt GPS-Daten anfordern. Die Siegerehrung findet am 22. August virtuell statt. www.saarschleifen.bike
Schon die Römer bauten an den Hängen der Obermosel Wein an. Rebsorten, die in Perl heute noch von wenigen Traditionsbetrieben kultiviert werden. Ein besonders muschelkalkhaltiger Boden gibt diesen Elbling-Weinen ihren eigenen Charakter.
Dafür ist die saarländische Küche bekannt: Kartoffelgerichte und Schwenkbraten. Bei letzterem handelt es sich praktisch um ein eingelegtes Schweinenackensteak, das auf einem Schwenkrost gegrillt wird.
„Hundsärsch“ – auch eine Spezialität, die einst die Römer ins Saarland brachten. Es sind die Früchte der wild wachsenden Mispel-Bäume (ähnlich Hagebutten), die heute noch zu Gelee eingekocht oder zu Schnaps gebrannt werden.
Wenn’s etwas edler sein darf: Im Saarland servieren auch sieben Sterneköche Haute Cuisine.
An der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken wurde im November 2020 erstmalig durch den Saarländischen Radfahrer-Bund ein hauptamtlicher Landestrainer für den Bereich Mountainbike eingesetzt: Benjamin Schwan. Der gebürtige Saarländer war zuvor als Sportwissenschaftler in Köln tätig und wird sich künftig um die Koordinierung der Vereine und die Förderung des Nachwuchs- und Kader-Bike-Sports kümmern. www.srb-saar.de