DeutschlandSupertrail Feichteck

Peter Brodschelm

 · 15.11.2009

Deutschland: Supertrail FeichteckFoto: Franz Faltermaier
Deutschland: Supertrail Feichteck

Steil, loses Geröll, Stufen – das hört sich nach MTB-Trail am Gardasee an. Aber falsch, denn der Lieblings-Trail von Peter Brodschelm wickelt sich von seinem Hausberg, dem Feichteck, runter.

Also, der Samerberg gehört definitiv zu den schönsten Ecken Bayerns. Und laut Landkarte ist “der Samerberg” auch gar kein Berg, sondern eine Gemeinde im Landkreis Rosenheim. Doch die kleinen idyllischen Orte und saftigen Almen verteilen sich nun mal in einem Voralpen-Hochtal und deshalb sagen wir Einheimischen eben doch: Wir wohnen am Samerberg, statt in Samerberg. Aber egal wie, unsere kleine Postkartenidylle an der Grenze zu Tirol ist jedenfalls ein Paradies für Biker und von meiner Haustür aus kann ich bei schönem Wetter bis ins 80 Kilometer entfernte München blicken.

Peter Brodschelm lebt gesund: Die Buttermilch auf der Doaglalm ist praktisch Pflicht auf der MTB-Tour an der Hochries.Foto: Franz Faltermaier
Peter Brodschelm lebt gesund: Die Buttermilch auf der Doaglalm ist praktisch Pflicht auf der MTB-Tour an der Hochries.

Von der Hochries auf Trails bergab

Er wickelt sich von unserem höchsten Gipfel, der 1569 Meter hohen Hochries, hinunter. Schon als Sechsjähriger war ich fasziniert von diesem Berg. Unsere bergwanderbesessene und Himalaya erprobte Grundschullehrerin schleppte damals unsere ganze Klasse regelmäßig auf die Almen der Hochries. Von der Hochrieshütte selbst hat man nämlich einen gigantischen Rundumblick über den Simssee, den Chiemsee, das Inntal und den Bayerischen Wald und auf der anderen Seite kann man sogar den weißen Großglockner im Alpenhauptkamm ausmachen. Aber eine dieser Wanderungen blieb mir besonders in Erinnerung und sollte mein späteres Biker-Leben prägen: das Feichteck im Hochriesgebiet. Die Aussicht war damals schon umwerfend. Wie ein König steht man da oben und blickt übers Land. Schon damals überlegte ich mir, wie abenteuerlich es wohl sein müsste, über all diese Berge gen Süden zu wandern.

Hoffentlich bleibt die Buttermilch von der Doaglalm drin, denn danach geht’s noch mal richtig steil zur Sache.Foto: Franz Faltermaier
Hoffentlich bleibt die Buttermilch von der Doaglalm drin, denn danach geht’s noch mal richtig steil zur Sache.

Doch dann bekam ich mit zwölf Jahren mein erstes Mountainbike und die Wanderschuhe baumelten schnell am Haken. Es gab bald keinen Weg, den ich nicht ausprobiert hätte, hier am Samerberg. Nur mein heutiger Lieblings-Trail von der Hochries – den habe ich schnell zu umfahren gelernt. Völlig unfahrbar, stellte ich schmerzhaft fest. Aber die Schotterwege über die Wagneralm an der Südflanke waren ja runterwärts auch ganz schön. Damals.

Durch das Trockenbachtal bergauf

Heute stürzt man sich förmlich in die Nordflanke des Berges! Allerdings muss man erst mal raufkommen und das ist mit ein paar Mühen verbunden: Mit dem Auto erreicht man den hoch gelegenen Waldparkplatz nahe der Duftalm noch bequem. Doch von hier aus geht’s schon gleich hübsch steil bergauf. Aber immerhin im schattigen Wald. Kurz nach der Wagner Alm öffnet sich die Landschaft und gibt den Blick frei auf die andere Seite unserer Auffahrt: das Trockenbachtal. Dahinter reihen sich Spitzstein, Klausenberg, Predigtstuhl und die markanten Zacken der Kampenwand – alles meine Hausberge. Am Grat, zwischen Karkopf und Hochries, lohnt sich eine kleine Rast, schon weil die Aussicht so unglaublich ist.

Jetzt noch ein paar Forstweg-Serpentinen klettern, dann ist es geschafft: Ein verwachsener Weg zieht sich zunächst am steilen Nordhang entlang. Nach einigen hundert Metern schlägt der Weg vier Serpentinen-Kurven, wo plötzlich rechts ein unscheinbarer Wanderweg abzweigt. Hier kippt man steil nach unten und jetzt geht’s erst richtig los. Festhalten und gut konzentrieren: Schon nach 150 Metern mündet man in den alten Weg, der einst zur Stromversorgung der Pölcheralm vom Tal heraufgebaut wurde.

"Völlig unfahrbar" – als 12-Jähriger machte Peter einen respektvollen Bogen um den Trail von der Hochries ...Foto: Franz Faltermaier
"Völlig unfahrbar" – als 12-Jähriger machte Peter einen respektvollen Bogen um den Trail von der Hochries ...

Heute ist es ein mit losen Steinen und Felsen durchsetzter Trail à la Gardasee. Am Ende, kurz vor der Doaglalm, wird man von mehreren höheren Absätzen und tiefen Furchen überrascht. Man dropt und surft den schmalen Pfad entlang. Vermeintlich kann man die Bremsen bald aufmachen, aber Vorsicht, am Ende des Weges wartet eine Schranke. Also Vollbremsung – was aber eh gut ist, denn hier wartet wieder eine grandiose Aussicht. Wer jetzt Lust auf eine frischgezapfte Buttermilch hat, der macht an der Doaglalm kurz Halt und gönnt sich erst mal ein Glas.

Danach kann man auf der 500 Meter langen Betonabfahrt noch mal Schwung holen, denn am Waldrand wartet die nächste Prüfung: Ein Wanderwegabkürzer mit großen Steinen und Bachlauf-Passage, ein langer Wurzelteppich, der noch mal richtig durchschüttelt – und schließlich in den Parklatz der Spatenau am Samerberg mündet.

Der MTB-Supertrail von Peter Brodschelm am Feichteck, Hochries.Foto: BIKE Redaktion
Der MTB-Supertrail von Peter Brodschelm am Feichteck, Hochries.
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