Dimitri Lehner
· 23.04.2014
Winterberg begeistert mit seiner Streckenvielfalt und sehr gut gebauten Features. Für jeden ist etwas dabei. Doch die Trails sind kurz, der Downhill eher einfach.
Es gibt Stimmen, die behaupten der Bikepark Winterberg im Sauerland sei das Whistler Deutschlands. Eine ziemlich selbstbewusste Aussage, denn der "Berg" in Winterberg ragt gerade mal 178 Höhenmeter aus der Umgebung auf, ist also eher ein kleiner Buckel. Doch Streckendesigner des Parks ist Diddie Schneider. Er gilt als der Kursbauer mit der meisten Erfahrung (über 350 Stecken weltweit) und hat auch den Bikepark Geißkopf gebaut – den Spitzenreiter des letzten Tests. Vielversprechend: Insgesamt sind neun Strecken in der Übersicht eingezeichnet, der Hügel ist also vollgepackt mit Trails und Stunts. Bonuspunkte gibt es für die Bandbreite: Von leicht bis anspruchsvoll ist alles dabei.
Unten an der Bikestation mit Werkstatt und Verkauf steht ein großzügiger Übungsparcours (Tables und Bodenwellen) – hier findet wirklich jeder Beginner ein paar Linien, um sich einzufahren bzw. langsam an den Sport heranzutasten. Die ein oder andere Dirtline fanden wir leider etwas unrhythmisch – eswar nicht einfach alle Sprünge durchzuspringen, zu oft landeten wir auf dem Table. Das tut nicht weh, ist aber etwas ärgerlich.
Der "Continental Track" ist die nächste Stufe zum Glück. Hier geht es auf Brechsandlinien oder alternativ auf breiten, eher niedrigen Northshore-Bauten dahin. Die Idee ist gut, die Strecke eher flach und leicht zu fahren. Neulinge probieren sich hier aus und Könner springen über die eher kurzen Tablesprünge. In Winterberg wimmelt es vor Northshore-Bauten und Holzrampen, alle sind solide und gut gebaut, allerdings ohne Drahtbezug. Bei Regen und Nässe wird’s schnell rutschig.Über die Fourcross-Strecke gelangt man zum Slopestyle-Parcours. Der Fourcross ist sehr breit angelegt und gut gewartet. Die Tablesprünge sind für Fourcross-Verhältnisse moderat, auch nicht allzu erfahrene Biker können hier Spaß haben und sich an den Sprüngen ausprobieren.
Der Slopestyle-Park ist sicher das Markenzeichen von Winterberg – hier können die Trick-Fans sich austoben. Die Hindernisse sind vernünftig gebaut und nicht zu krass. Neben einer Jump-Box finden sich diverse Dirtjumps, Drops sowie eine Bowl – alles sehr spaßig. Der "Fun Ride" und der "Giro Free Cross" sind dagegen schon etwas flotter in der Gangart. Der "Free Cross" ist eine Freeride-Strecke aus Brechsand mit teilweise eingesetzten, störenden Betonelementen. Diese sollen die Bildung von Bremswellen unterdrücken, leider unterdrücken sie aber auch die Bremswirkung – gerade bei Nässe. Die Streckenführung ist etwas monoton – es geht quasi in Serpentinen hinunter – hier hätten wir uns über ein wenig mehr Abwechslung gefreut.
Der "Fun Ride" ist nur halb so lang wie der "Free Cross", auch er schlängelt sich in Serpentinen zu Tal, nur ohne Brechsand. Parallel dazu verlaufen ziemlich lange Northshore-Bauten. Zwar schön und breit gebaut, herunterstürzen sollte man hier aber nicht – streckenweise sind sie über zwei Meter hoch. Am Ende dieses Abschnittes steht ein etwa 3,5 Meter hohes Roadgap mit guter Landung. Dennoch gibt es einen Adrena-lin-Boost, denn nach der Landung geht’s gleich um die Kurve. Downhiller kommen in Winterberg nicht wirklich auf ihre Kosten, denn der "iXS-Downhill Track"ist ziemlich flach und nur einen Kilometer lang. Wer also ernsthaft an seinen Downhill-Qualitäten arbeiten will, wird sich in Winterberg unterfordert fühlen. Spaßig ist der Kurs dennoch.
Gesamtwertung: 8 von 10 möglichen Punkten
Dirtjump- und Slopestyleangebote sind eindeutig die Stärke dieses Parks, was kaum Federweg voraussetzt. Nervig: der langsame Lift.
Weitere Infos unter http://bikepark-winterberg.de/de/