Ob und wann die Bike-Saison endet, bestimmt immer noch der eigene Schweinehund. Es gibt sogar einige offizielle Bike- und Trailparks, die den Winter über geöffnet bleiben. Selbst in Österreich, wo das Biken im Wald von November bis April generell verboten ist.
Alle Wege, die nicht offiziell für Mountainbiker ausgeschildert sind, dürfen in Österreich nicht befahren werden - ein Umstand, der immer noch Kopfschütteln auslöst, an den man sich aber inzwischen gewöhnt hat. Was man beim Vorbeipedalieren an solch einer Forstweg-Beschilderung aber gern übersieht: das Kleingedruckte darunter. Dort steht nämlich, dass die Freigabe für Radfahrer (z. B. in Tirol) nur für die Zeit vom 1.4. bis 31.10. gilt. Sprich: In den Wintermonaten ist das Befahren dieser Forstwege verboten.
Doch einige österreichische Bundesländer haben reagiert und lassen zumindest ein paar offizielle Trailparks in den Mittelgebirgen geöffnet. Darunter auch der einzige Bikepark in den Alpen, der wirklich inklusive Lift das ganze Jahr über geöffnet hat.
In Deutschland gibt es das Problem Gott sei Dank nicht. Hier dürfen Biker auch im Winter alle Wege befahren, die den Sommer über erlaubt sind. Hier kann es nur hin und wieder sein, dass Forstmaschinen den Weg versperren, die auf gefrorenem Boden häufiger im Wald unterwegs sind. Dennoch sollte man seine Rides freiwillig auf das verkürzte Tageslicht anpassen und dem futtersuchenden Wild ab Dämmerung Ruhe gönnen. Auch von den offiziellen Trailparks haben einige den Winter über geöffnet:
Kein Eintritt, das ganze Jahr geöffnet und keine Wanderer auf den Trails erlaubt - nur hochstrampeln muss man selbst. Der Trailpark Harz in Ilsenburg, an der steilen Nordkante des Mittelgebirges, ist der jüngste Bikespot von insgesamt 6 Bikeparks im Harz. Seit 2022 hegt und pflegt der lokale MTB-Verein Kilometer lange und für Wanderer gesperrte Enduro-Abfahrten mit hauptsächlich natürlichen Elementen wie steiles, staubiges Gelände, kurze Gegenanstiege, Wurzeln, hakelige Stufen und Felsen. Ab und an bespaßen aber auch ein paar künstliche Einbauten um Gewässer zu überbrücken oder Felsen zu umfahren. Achtung: Nordseite! Die Trail-Abschnitte im unteren Bereich liegen früh im Schatten und können dauerhaft gefroren und damit rutschig sein!
Insgesamt warten in den Bergen rund um Ilsenburg 9,8 Kilometer und 1205 Tiefenmeter legaler, anspruchsvoller Trail-Spaß und an einer weiteren Line wird derzeit gebaut (eine Übersicht gibt’s bei Trailforks). Unterstützt hat das Projekt die Firma Rose mit einer Batterie von Trail-Werkzeugen. Da die Instandhaltung der Trails aber recht aufwändig ist, sollte man als Gast unbedingt den grünen "Wohnmobilstellplatz im Sandtal" nutzen. Hier kann man übernachten, aber auch tagsüber sein Auto abstellen. Ein Teil der zu bezahlenden Parkgebühr fließt in den Verein Trailpark Harz e. V. und damit direkt in die ehrenamtliche Trail-Pflege!
Info zum Park: trailparkharzev.de
Ebenfalls das ganze Jahr über geöffnet hat im Harz der Racepark Schulenberg: Hier gibt es mittlerweile 6 unterschiedliche Strecken von jeweils über einem Kilometer Länge. Mitzubringen sind allerdings gute Skills, dann ist man hier in allerbester Gesellschaft. Wobei zwei Abfahrten einen, sagen wir mal, dunkelblauen Schwierigkeitsgrad für eher fortgeschrittene Einsteiger haben. Sonst schaut man einfach bei schönem Wetter am Wochenende an der Talstation des Schlepplifts vorbei, lässt sich Glühwein und eine Bratwurst vom Grill schmecken und schaut den Profis beim Sprung-Training zu.
Mehr als 10 Trails wickeln sich mittlerweile von Freiburgs Hausgipfeln Rosskopf (737 m), Kybfelsen (837 m) und Schönberg hinunter. Ein Netz, das von der lokalen Bike Community vor einigen Jahren gegen die Zwei-Meter-Regelung in Baden-Württemberg durchgesetzt und seither liebevoll gehegt und gepflegt wird. Shuttle und Lift gibt es hier nicht, dafür regelmäßig angebotene Ausfahrten und Fahrtechnik-Kurse. Das Befahren der Trails ist kostenlos, genauso wie der Download der Tracks auf trailguide.net
Infos: mountainbike-freiburg.com
Wie eingangs erwähnt, dürfen Trails und Forststraßen in Österreich im Allgemeinen in der Zeit vom 1. November bis 31. März nicht mit dem Fahrrad befahren werden. Auch nicht, wenn sie im Sommer offiziell für Biker freigegeben sind. Je nach Bundesland variieren die Zeiträume etwas, aber wird man zur falschen Zeit im Wald erwischt, drohen hohe Geldbußen.
Doch es gibt ein paar Trailparks im Land und sogar einen Bikepark, die tatsächlich auch den ganzen Winter über geöffnet haben:
Die Panorama-Trails am Wechsel-Gipfel sind seit Anfang November geschlossen und liegen den Winter über wahrscheinlich unter einer Schneedecke. Aber die Lines im unteren Bereich des Trailparks mit den vielversprechenden Namen “Terence Thrill”, “Chuck Norisk” und die sehr engkurvige “Tiny Turner” sind bei schönem Wetter teilweise geöffnet. Vorausgesetzt, es liegt kein Schnee und es finden gerade keine Baumaßnahmen statt. Die beiden Lifte laufen im Winter nicht, das Ticket für die Trail-Nutzung kann man aber im Online-Shop des Parks lösen (13 Euro). Die Öffnung im Winter ist noch sehr sporadisch, soll sich in den kommenden Jahren aber ändern.
Ganz im Osten Österreichs, noch jenseits von Wien, wartet das Burgenland. Dort ragt mit dem Geschriebenstein (884 m) der östlichste Zipfel der Alpen in den Himmel. Über seinen Gipfel zieht sich nicht nur die Grenze nach Ungarn, sondern auch ein spannendes Singletrail-Netz von insgesamt 40 Kilometern:
4 lange Trail-Abfahrten und einige Trailpark-Runden mit Ups und Downs. Alles angelegte Strecken, die das ganze Jahr über befahren werden dürfen und sogar mit Shuttlebus bedient werden.
Etwas südlicher, gar nicht weit vom Geschriebenstein entfernt, liegt die Stadt Graz. Halb umringt von Alpenausläufern, nach Süden hin offen. So weht durch ihre hübschen Altstadtgassen häufig ein Hauch frühlingshafte Mittelmeerluft, die es jeder Schneeflocke ungemütlich macht. Daher hat man sich am Hausberg Schöckl bereits vor Jahren ganz auf Mountainbiker eingestellt. Wenn es nicht gerade stürmt oder für ein paar Tage Revision ansteht, dann ist die Seilbahn in Betrieb. Allerdings gilt auch hier: Je besser die mitgebrachte Fahrtechnik, desto größer die Freude am Liftticket.
Es gibt rund um Graz aber noch zwei etwas leichtere Trailspots, die ebenfalls den ganzen Winter über befahren werden dürfen: die Radlager Mountainbike Trails und die Westside Trails im Berghang gegenüber.
Hinter “Uppertrails” verbirgt sich eine illustre Gemeinschaft aus Trail Shapern, die von Spendengeldern leben und es sich zum Ziel gesetzt haben, im Bundesland Oberösterreich ein flächendeckendes, legales und vor allem kostenlos nutzbares Trail-Netz zu schaffen, das auch im Winter (9-17 Uhr) allen offen steht. Ihr bereits prämiertes Engagement nach dem Motto “von Mountainbikern für Mountainbiker” reicht vom Behörden-Marathon, über den Trail-Bau samt Beschilderung bis hin zur Sturmschaden-Pflege. Und der Erfolg spricht bereits für sich:
Infos: uppertrails.at
Außerdem legal und das ganze Jahr über in Oberösterreich befahrbar: der 2 Kilometer lange Benitrail am Grillparz-Gipfel bei Kirchdorf (Kremstal). Info: kremstal-trails.at