Bamberg liegt in der bayerischen Region Oberfranken, rund 60 Kilometer nördlich von Nürnberg und 60 Kilometer westlich von Bayreuth. Seine rund 75000 Einwohner werden ergänzt durch zahlreiche Studierende, die der alten Stadt eine ordentliche Prise Dynamik einhauchen. Welch große Bedeutung Bamberg als historisches Zentrum der Region hat, bestätigt sein Status als Weltkulturerbe. Keine Frage, die verwinkelte Altstadt mit dem Rathaus inmitten der Regnitz muss man einmal gesehen haben. Ebenso den mächtigen, viertürmigen Dom. Die Region ist geprägt von den Tälern der Regnitz, des Mains und des Main-Donau-Kanals, der in Bamberg parallel zur Regnitz seinen Ausgang nimmt. Das sogenannte Bamberger Land besitzt nördlich der Stadt Anteile an den Haßbergen, im Süden am Steigerwald und reicht im Osten bis in die Ausläufer der Fränkischen Schweiz hinein. Biker erwartet also eine hügelige, sanfte Mittelgebirgslandschaft. Die Anstiege sind zahlreich, die längsten davon erstrecken sich über rund 150 Höhenmeter am Stück. Wer seinen Aktionsradius über die Touren der Locals hinaus erweitern will, findet in Heiligenstadt, zirka 20 Kilometer östlich von Bamberg, drei ausgeschilderte Routen mit bis zu 50 Kilometern Länge.
Die Tour führt nach Osten aus der Stadt, an den Rand der Fränkischen Schweiz. Kurz nach Start kann man an der Schleuse Bamberg Frachtschiffe auf der Fahrt in den Main-Donau-Kanal beobachten. Die Wald- und Wurzel-Trails Richtung Geisfeld kennen nur die Locals. Nach dem Griess Keller folgt der Anstieg zur Friesener Warte, und der ist härter als man erwartet. Am Rand des Segelflugplatzes wartet dafür das schönste Panorama der Region. Km 35: Regnitz-Überfahrt bitte nur per Fähre - das Betreten der Eisenbahnbrücke ist nicht erlaubt und kann mit einem Bußgeld belegt werden. Letztes Highlight ist der fünf Kilometer lange Indianerpfad, der erst vor den Toren Bambergs endet.
Startpunkt
Kostenloser Park&Ride-Parkplatz am Heinrichsdamm (Bamberg Süd, Main-Donau-Kanal). Camper-Tipp: Hier befindet sich auch ein offizieller Wohnmobilstellplatz.
Highlights
Trail am Gipfelplateau der Friesener Warte (km 20). Indianerpfad durch den Bruderwald (km 36)
Schlüsselstellen
Die Trails zwischen Bamberg und Geisfeld sind je nach Jahreszeit etwas eingewachsen. An der Friesener Warte (Felskante) unbedingt Rücksicht auf die Natur nehmen!
Einkehr
Griess Keller in Geisfeld (km 13,5)
Direkt aus dem historischen Zentrum geht es am Dom vorbei hinauf zur Altenburg. Auf den Wiesen unterhalb der Burg hat man den besten Blick über die Dächer und Türme der Stadt. Nach einer kleinen Achterbahn hinterm Gipfel könnte man direkt hinüber zum Trailpark abkürzen. Doch die Route dreht zuerst noch eine Schleife im Süden Bambergs. Denn der Indianerpfad macht stadtauswärts noch mehr Spaß. Weiter geht’s über Trails am Distelberg und vorbei am Wolfsbrunnteich. Ein letzter Anstieg im Michelsberger Wald, und man landet direkt am Einstieg zu den neu gebauten Strecken. Was darf‘s denn fürs Finale sein? Flow-, Enduro- oder Jumpline?
Startpunkt
Bamberg Mitte am alten Rathaus. Anfahrt mit dem Bike empfohlen. Parkplatztipp: kostenloser Park&Ride am Heinrichsdamm (s. auch Start Tour 1)
Highlights
Aussicht von der Altenburg (km 2,3). Indianerpfad durch den Bruderwald (km 6,3). Bamberger Trailpark (km 28,5).
Schlüsselstellen
Die Wege und Pfade sind ohne größere Schwierigkeiten fahrbar. Auswahl im Trailpark je nach Leistungsvermögen
Biker dürften die Haßberge eher lieben als hassen. Denn sie sind durchzogen von flowigen Trails. Auch die Fahrt entlang des Mains, zwischen Dörfleins und Baunach macht richtig Spaß. Nach einem Espresso im Café des bekannten Bikeparts-Großhändlers kommt der pfadlastige Anstieg zur Stufenburg gerade recht. Wellig geht es weiter zum Mönchsweiher, der umsponnen wird von einem eigenen kleinen Trail-Netzwerk. Dann folgt die Route ein Stück dem Rennweg, einem historischen Kurierweg über die Kammhöhen der Haßberge. Die letzte Abfahrt vom Kreuzberg führt wieder zurück ins Maintal. Variante: Für eine kürzere Runde in Dörfleins (Hallstadt) oder Baunach starten.
Startpunkt
Bamberg Mitte am alten Rathaus. Anfahrt mit dem Bike empfohlen. Parkplatztipp: kostenloser Park&Ride am Heinrichsdamm (s. auch Start Tour 1)
Highlights
Trail-Abschnitt über die Ruine Stufenburg (km 20–22), inklusive fordernder Auffahrt. Launige Trails am Mönchsweiher (km 27) und vom Kreuzberg ins Maintal (km 32). Aber auch der Dirtparcours direkt vor dem Messingschlager Concept-Store!
Schlüsselstellen
Alle Trails sind für Biker mit solider Fahrtechnik problemlos fahrbar. Hin und wieder kurze, etwas anspruchsvollere Passagen
Einkehr
Messingschlager Concept Bike-Café (km 18), Dillerkeller in Dörfleins (km 34).
Fränkisches Rom, Klein-Venedig - Bamberg wird mit vielen Kosenamen bedacht. Tatsächlich umweht die Stadt und ihre neuen ausgewiesenen Biketrails ein fast schon mediterranes Flair.
Bahn: Bamberg ist perfekt ans Netz der Deutschen Bahn angeschlossen, inklusive ICE-Trasse. Fahrradmitnahme in allen Zügen möglich bzw. reservierungspflichtig. Info: www.bahn.de
Auto: Bamberg liegt am Autobahnkreuz A70 (Ost-West Bayreuth-Schweinfurt) und A73 (Nord-Süd Nürnberg-Erfurt). Entfernung von München 230 km, von Frankfurt/M. 215 km und von Leipzig 250 km.
Wegen seiner historischen Altstadt ist Bamberg touristisch stark frequentiert. Selbst in der Nebensaison tut man deshalb gut daran, eine Unterkunft vorab zu buchen. Erst recht im Innenbereich. Zum Beispiel im fahrradfreundlichen Hotel Tandem direkt am Ufer der Regnitz, nur einen Katzensprung vom Nachtleben entfernt. Ruhigere Alternative: Ebenfalls gut aufgehoben sind Radler im Landgasthof Büttel in Geisfeld. Der liegt zwar ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, aber dafür ist man hier ruckzuck auf den Trails.
Kompass-Karten Nr. 167 „Nördlicher Steigerwald“ und Nr. 171 „Südliche Fränkische Schweiz“ (Maßstab 1:50000).
Der Radladen Bamberg für Ersatzteile, Reparaturen und Tipps. Das vierköpfige Radladen-Team ist die Bamberger Kompetenz in allen Fahrradbereichen. Steinweg 4a, www.radladen-bamberg.de
Sundayrides – die Mountainbikeschule: MTB-Coach Oliver Sonntag und sein Team vermitteln ihre ganze Erfahrung als Enduro-Racer. Neben Fahrtechnikkursen und Camps im In- und Ausland werden auf Anfrage geführte Touren in der Region angeboten. Geplant ist auch ein Bike-Verleih. www.sundayrides.de
Bamberg Tourismus, Geyerswörthstraße 5, 96047 Bamberg, Tel. 0951/2976-200, www.bamberg.info
Seit Juni 2022 dürfen die Trails am stadtnahen Michelsberg endlich befahren werden. Zur Wahl stehen vier Strecken: Flowline, Enduroline, Jumpline und eine Kidsline. Stets aktuelle Infos findet man auf der Website des Betreibervereins Zweiradsportler Bamberg, www.zrs-bamberg.de oder auf deren Facebook-Seite.
Auf dem Vereinsgelände befindet sich auch ein Dirtjump-Parcours, der aber nur bei Veranstaltungen öffentlich nutzbar ist. Weitere Bike-Spielplätze in der Region: Pumptrack Litzendorf (9 km von Bamberg), die Dirtline der Fa. Messingschlager Baunach (12 km von Bamberg entfernt), Pumptrack Burgebrach (15 km entfernt).
Neben dem berühmten alten Rathaus, das mitten in den Fluss Regnitz gebaut wurde, ist der Stadtteil Klein-Venedig ein besonderes Highlight. Die Fachwerkhäuser dieser mittelalterlichen Fischersiedlung wurden dicht am Nordufer der Regnitz gebaut, mit eigenen Anlegestellen an den winzigen Vorgärten. Ein Spaziergang am Gegenufer bietet den besten Blick auf diese pittoreske Zeile.
Die Region Oberfranken kann bei Bier-Fans mit einer unglaublichen Brauereidichte punkten. Nahezu jedes Dorf besitzt eine eigene Klein-Brauerei mit dazugehörigem Keller. So nennt man hier die Biergärten, die einst direkt über den kühlen Lagerstätten eingerichtet wurden. In Bamberg selbst sorgen 13 Brauereien für stetigen Nachschub an Gerstensaft. Außerdem förderlich für die Entwicklung der Kneipenszene ist der Status Bambergs als Studentenstadt.
Da ist selbst Oliver sprachlos. Mitten im schönsten Flow werden wir von einem Schild jäh ausgebremst. Von Privatgrund ist die Rede. Und von Lebensgefahr für Mountainbiker, wenn sie die Barriere aus Reisig übersteigen und weiterfahren.
„Hier bin ich vor wenigen Wochen noch runter“, sagt Oliver. „Schöner Waldpfad, völlig easy.“ Lebensgefahr? Fragt sich, in welcher Form. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Aber man sieht Oliver die Enttäuschung förmlich an. Schließlich handelt es sich um das Worst-Case-Szenario für einen Local, der einem die besten Trails rund um seine Heimatstadt zeigen will. Andererseits jedoch hat der Vorfall sein Gutes. Er zeigt auf, wie wichtig Initiativen von Bikern wie Oliver sind, die sich mit ihrem Trail-Bauprojekt für ein besseres Miteinander zwischen Mountainbikern, Waldbesitzern und weiteren Waldnutzern stark machen. Aber dazu später. Jetzt lassen wir uns erst mal nicht den Spaß verderben. Eine Umfahrung der Schikane ist schnell ausgemacht, und weiter geht die Fahrt durchs östliche Bamberger Land. Wir, das sind außer Oliver und mir noch Maike und Philipp aus Frankfurt. Die beiden sind eigentlich mit ihrem Camper auf dem Weg in den Urlaub.
„Ein paar Bikeparks in den Alpen abklappern“, erzählt Philipp. „Und zum Verbessern unserer Skills haben wir quasi zum Aufwärmen einen Tag Fahrtechniktraining bei Oliver gebucht.“ Dass der Trainer den Unterricht mit einer Tour kombiniert, ist in diesem Fall eine neue Erfahrung. „Normalerweise sind wir nämlich nicht so die Bergauffahrer“, fügt er grinsend hinzu. Zu spüren ist davon allerdings nichts. Ganz im Gegenteil. Als unser Weg sacksteil zur Friesener Warte hinaufzieht, dem Paradeaussichtsberg der Region, sehe ich die Hinterräder der Gruppe nur noch von Weitem. Ich würde behaupten, einen Lift hat von ihnen bestimmt keiner nötig. Und auch auf den Abfahrten, wenn das Lehrthema Linienwahl und Kurventechnik heißt, bin im Grunde ich derjenige, der ein bisschen Unterricht nötig hätte. Auf diese Weise arbeiten wir uns durch die auslaufenden Wellen des Fränkischen Jura voran. Eine malerische Landschaft, die von den örtlichen Tourismusexperten gerne werbewirksam als Fränkische Toskana bezeichnet wird. Wenngleich das Genussmittel der Wahl Bier statt Wein heißt. Schließlich kann sich Oberfranken mit der höchsten Brauereidichte weltweit rühmen. Die Liebe zum Gerstensaft macht selbst vor dem Sport nicht halt. So wird beim heuer wieder stattfindenden Brauereienlauf, einem echten Marathon, selbstverständlich Bier an den Verpflegungsstationen gereicht. Diese Lebenseinstellung gefällt mir.
Man merkt, wie viel Liebe und Leidenschaft der Locals in diesem Prjekt steckt. Da passt jeder Absprung, und die Anlieger greifen geschmeidig wie Zahnräder ineinander - Maike Schäfer, Trail-Besucherin aus Frankfurt
Wir hingegen müssen uns das Feierabendbier erst noch verdienen. Als letztes Highlight der Tour lotst uns Oliver über den sogenannten Indianerpfad. Der ellenlange Singletrail, dessen Namensursprung trotz aller Recherchen nicht eindeutig geklärt werden konnte, schlängelt sich überaus launig durch den – Achtung: Bruderwald. Denn dieser Begriff wiederum hat nichts mit der Blutsbrüderschaft von Winnetou und Old Shatterhand zu tun, sondern geht vermutlich auf die katholische Kirche im Mittelalter zurück. Wie dem auch sei. Mit seinen unzähligen Wellen und Kurven könnte der Indianerpfad glatt als Blaupause für den idealen Singletrail durchgehen. Das lässt sich auch am breiten Grinsen der beiden Gäste aus Frankfurt ablesen. Durchaus möglich, dass sich Oliver im Bruderwald einige Ideen für den Bau seiner eigenen Flowline geholt hat. Wir werden ja bald sehen. Denn der zweite Teil der Fahrschule, quasi das Nachsitzen, soll nachmittags im künftigen Bamberger Trailpark stattfinden. Bis dahin schlendern wir ein bisschen durch die Altstadt. Jeder Meter in den engen Gassen atmet Geschichte. Allerdings nicht immer romantisch, denn auch die Hexenverfolgung und die Hinrichtungen erreichten im Mittelalter hinter den Stadtmauern ihren traurigen Höhepunkt. Der Hafen und die historischen Schiffsanleger zeugen hingehen von der Bedeutung als Handelsplatz am Schnittpunkt von Regnitz und Main.
Die Stadt ist im Prinzip ein gigantisches, begehbares Denkmal. Ein Lauschiges noch dazu. Ein Snack an der Imbissbude. Ein Eisbecher am alten Rathaus. Chillen am Regnitz-Ufer. Auf der Unteren Brücke, eine von zweien, die das Rathaus mit dem Festland verbindet, genießen eine handvoll junger Leute die Sonne. Doch es geht unter den Fachwerkgiebeln nicht jeden Tag so beschaulich zu. Vor allem an den Wochenenden in der Hochsaison wird die Stadt von Touristen regelrecht geflutet. „Am Abend ist auf der Brücke richtig was los“, erzählt Oliver und fügt hinzu. „Manchmal leider auch zu viel des Guten.“ So ist Bamberg in den letzten Jahren als berüchtigte Partymeile sogar hin und wieder in den Schlagzeilen der Boulevardpresse aufgetaucht.
Durchweg positive Nachrichten gibt es hingegen aus der Bamberger Mountainbike-Szene zu berichten. Frisch gestärkt und aufgeladen mit neuer Lernmotivation kurbeln wir direkt aus der Innenstadt hinauf zur Altenburg und weiter in den Michelsberger Wald. An einer kleinen Lichtung starten die drei Lines des neuen Trailparks, den man getrost als Olivers Baby bezeichnen kann. „Eine schwere Geburt“, stöhnt der Bamberger Local, während er die Absperrkette exklusiv für uns öffnet. „Knapp drei Jahre haben die Verhandlungen bis zum ersten Spatenstich gedauert.“ Ein Katalysator war, dass der illegale Trail-Bau in letzter Zeit signifikant angestiegen war. Ein Problem, dem sich heute unzählige Gemeinden in Deutschland gegenübersehen.
Zudem hatten wir Glück, dass der Revierförster der Sache von Anfang an positiv gegenüberstand, erzählt Oliver weiter.
Zur finalen Überzeugung brauchte es dennoch viele Diskussionen und fast ein Dutzend Begehungen des Areals. Schließlich stimmte auch die Stadt dem Projekt zu. Auf der Enduroline erklärt Oliver Maike und Philipp die Basics des Springens, und wie man elegant durch Anlieger zirkelt. Auf einer der Abfahrten treffen wir Olivers Kumpel Daniel, die Kettensäge im Anschlag. Er ist dabei, an noch fehlenden Teilstücken die Trassen freizuschneiden. Ehrenamtlich in seiner Freizeit, wie alle anderen Vereinsmitglieder auch. „Alles Handarbeit“, erklärt Daniel. „Für einen Meter Trail-Bau müssen zehn Mann etwa eine Stunde lang Hacke und Schaufel schwingen. Schweres Gerät ist nicht erlaubt.“ Und wie zum Beweis, dass die Planungen aufgegangen sind, lassen sich die Locals zum Abschluss der Session meterhoch über die Kicker schießen. Da können auch Maike und Philipp nur staunend zuschauen.
Wir lassen den Tag beim Schlenkerla ausklingen, dem wohl traditionellsten Wirtshaus Bambergs. Bei einem Rauchbier philosophiert Oliver über Zukunftspläne. Wenn alles gut läuft, dann sollen die stadtnahen Trails als Initialzündung dienen für weitere Legalisierungen im Umland. Denn bei allem Optimismus gibt es leider auch in dieser Region noch genügend Brennpunkte, das konnten wir auf unserer Tour zur Friesener Warte selbst erleben. Auch das Verhalten der Biker ist entscheidend. Es braucht die Bereitschaft, die illegalen Strecken zugunsten der legalen Trails aufzugeben. Aber immerhin: Ein erster guter Anfang ist gemacht.