BIKE Redaktion
· 17.01.2022
Biken ist umweltfreundlich. Was wir noch zur Rettung des Planeten beitragen können, erklärt Schwalbes Nachhaltigkeitsexperte Felix Jahn.
Biken ist umweltfreundlich. Denn wenn wir mit dem Fahrrad fahren, verbrennen wir bestenfalls den (bei manchen vielleicht sogar zu schnell) nachwachsenden Rohstoff Körperfett – ein Auto vernichtet in der Regel Energie aus fossilen Quellen. Doch ohne Emmisionen geht es natürlich auch beim Biken nicht, schließlich muss das Fahrrad selbst zuerst hergestellt werden.
Und längst nicht jeder gefahrene Mountainbike-Kilometer dient dem Autoersatz. Was können wir Biker also noch für die Rettung des Planeten tun? "Im Idealfall beginnst Du jede Tour vor der Haustür", empfielt Felix Jahn pragmatisch. BIKE hat für unsere grüne RIDE-GREEN-Ausgabe BIKE 01/2022 den Nachhaltigkeitsexperten der Firma Schwalbe nach seinen persönlichen Tipps gefragt.
BIKE: Wie können Biker nachhaltiger handeln?
FELIX JAHN: Emissionen entstehen fast nur in der Produktion der Bikes. Daher ist es wichtig, dass man hochwertige und langlebige Produkte kauft und diese möglichst lange fährt. Will man dennoch ein neues Bike, sollte man das alte verkaufen. So haben andere noch Spaß damit. Außerdem sollte man seine Touren im Idealfall vor der Haustür starten.
Für Biker stellt sich oft die Frage: Alu oder Carbon? Wie viel umweltfreundlicher ist Alu?
Carbon hat einen signifikant höheren Energieaufwand. Auch wenn die Produktion eines Carbon-Rahmens durch effizientere Fertigungen heute klimafreundlicher ist als noch vor wenigen Jahren. In Sachen Recycling kommt Alu nicht viel besser weg als Carbon. Stahl ist mit Abstand der umweltfreundlichste Werkstoff in der Produktion und bei der Wiederverwertung.
Der Reifenabrieb von Autos hat laut Studien einen enormen Anteil am Mikroplastik in der Umwelt. Spielen Biker hier auch eine Rolle?
Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts* entsteht nur etwa ein Prozent des Reifenabriebs in Deutschland durch Fahrräder. Das heißt aber nicht, dass wir nicht dennoch versuchen sollten, neue und grünere Materialien zu erforschen. Bei Schwalbe verwenden wir umweltfreundlichere Stoffe schon heute teils in Urban-Reifen. Im Performance-Bereich sowie im MTB-Segment stehen aber noch keine vergleichbaren Alternativen parat. Mein Tipp: Der richtige Reifenluftdruck und eine schonende Fahrweise verlängern die Haltbarkeit der Reifen.
Was muss passieren, damit ein Gebrauchsgegenstand wie ein Fahrrad im idealen Kreislauf funktionieren kann?
Neben langlebigen Rahmen müssten die Hersteller Ersatzteile über viele Jahre anbieten. Das ist noch nicht der Fall. Stichwort Standards. Natürlich ist es kontraproduktiv, wenn man einen funktionierenden Rahmen wegwerfen muss, weil es keine passenden Komponenten mehr gibt. Es gibt Initiativen, die Hersteller dazu ermutigen, alte Rahmen anzunehmen, aufzubereiten und wieder zum Verkauf anzubieten.
Würdest Du Dir wünschen, dass der Gesetzgeber häufiger eingreift und nachhaltiges Handeln von der Branche einfordert?
Ja, denn vielen Unternehmen geht es weiterhin primär um die Wirtschaftlichkeit. Appellieren reicht nicht. Würde der Gesetzgeber eingreifen, indem er die für ein Produkt erzeugten Emissionen besteuert, hätte das einen positiven Einfluss auf die Nachhaltigkeit unserer Branche. Zudem würde es die Entwicklung kreislauffähiger Produkte und alternativer Materialien langfristig fördern.