Nach Monaten der Unsicherheit und des Wartens ist der Mercedes-Benz UCI Mountainbike-Worldcup 2020 endlich zurück. Nach dem nassen, überraschenden Short Track-Rennen am Dienstag, ging es für die Cross-Country-Elite gestern erstmals in dieser Saison in Nove Mesto über die volle, olympische Renndistanz.

Red Bull Content Pool,Bartek Wolinski Der Brite Tom Pidcock hat das U23-Rennen der Herren gewonnen. Er gilt als Radsport-Supertalent und gewann jüngst erst den Giro d'Italia der Nachwuchsfahrer. Wie Mathieu van der Poel, der aufgrund von Straßenrennen in Nove Mesto nicht am Start ist, schafft es Pidcok, im Cyclocross, auf der Straße und im Mountainbiken Erfolge zu feiern.
Damen: Drei Französinnen unter den ersten Vier
Nachdem die junge Cyclocross-Spezialistin Evie Richards (Trek) am Dienstag bei ihrem ersten Short Track-Rennen gesiegt hatte, war sie die letzte in der Startaufstellung und mischte gleich vorne mit. Zusammen mit Pauline Ferrand-Prevot und Anne Terpstra bildete sie die erste Führungsgruppe des Rennens. Zu ihnen gesellten sich Sina Frei, die junge Österreicherin Laura Stigger, Kate Courtney von Scott-Sram und die Fanzösin Loana Lecomte (21).

Merlin Muth,EGO-Promotion Glitschige Rockgardens und nasse Wurzeln: Die Strecke in Nove Mesto hatte es bergauf wie bergab in sich.
Bald war es die Weltmeisterin Ferrand-Prevot, die sich an die Spitze setzte und das Tempo vorgab. Hinter ihr war es die junge französische Fahrerin Loana Lecomte, die die Verfolgung aufnahm. Nove Mesto war Lecomtes erstes Rennen in der Elita, aber nach ihrem dritten Platz im Short Track war hatte sie von Anfang das nötige Selbstvertrauen.

Red Bull Content Pool,Bartek Wolinski Die Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prevot diktierte lange das Renngeschehen an der Spitze.

Merlin Muth,EGO-Promotion Immer in Reichweite zur Weltmeisterin: Loana Lecomte (rechts).

Merlin Muth,EGO-Promotion Abhaken und weitermachen: Nach dem Defekt in der ersten Runde fand Elisabeth Brandau nicht richtig ins Rennen.
Bis zur Rennmitte hatte die französische U23-Meisterin ihre Landsfrau eingefangen und die Weltmeisterin überholt. Für Ferrand-Prevot sah es bis zur letzten Runde nach einem sicheren zweiten Platz aus. Doch hinter ihr schaffte es Anne Terpstra (Ghost) nochmals eine Schippe draufzulegen und der Abstand zur Weltmeisterin schrumpfte.
Schließlich teilte sich die Gruppe der Verfolgerinnen dahinter. Lena Gerault (FRA) und Stigger fuhren ihr Rennen souverän zu Ende und sicherten sich den vierten bzw. fünften Platz. Terpstras starkes Finale brachte ihr am Ende den zweiten Platz und Ferrand-Prevot, die lange Zeit Führende, musste sich mit Rang drei zufrieden geben.

Armin M. Küstenbrück,EGO-Promotion Loana Lecomte setzte sich nach zwei Dritteln alleine an die Spitze und baute ihren Vorsprung aus.

Armin M. Küstenbrück,EGO-Promotion Erstes Rennen in der Elite-Klasse, erster Sieg für die 21-jährige Französin.
Lecomte (Massi) war im Rennverlauf eindeutig die stärkste Fahrerin, mit mehr als 30 Sekunden Vorsprung hatte sie genügend Zeit, die letzten Meter bei ihrem ersten Worldcup-Sieg in der Elite zu genießen. Elisabeth Brandau, die beim Short Track-Rennen Fünfte wurde, wurde von einem Hinterrad-Defekt in der ersten Runde weit nach hinten durchgereicht und kämpfte auch danach mit technischen Problemen. Am Ende kam Rang 57 dabei heraus.

Armin M. Küstenbrück,EGO-Promotion Anne Terpstra war bei ihrem zweiten Platz im Damen-Rennen mit einem neuen Race-Fully von Ghost unterwegs. Das Bike scheint noch ein Prototyp zu sein.

Merlin Muth,EGO-Promotion Nadine Rieder, deutsche Marathon-Meisterin, landete auf Rang 25 und war damit beste Deutsche.
Herren: Schurter zündet spät und kommt von hinten
Nachdem der mexikanische Meister Jose Ulloa Arevalo überraschend das Short Track-Rennen abgeräumt hatte, war er in den ersten Runden beim Cross-Country-Rennen erneut in der Spitzengruppe, stürzte dann aber auf den nassen Wurzeln und fiel aus.

Armin M. Küstenbrück,EGO-Promotion Kurz nach dem Start, ganz vorne mit Nummer 1 der mexikanische Short Track-Sieger Jose Ulloa Arevalo.
Henrique Avancini (Cannondale) war von Anfang an an der Spitze und bestimmte das Tempo. Das Trikot des niederländischen Meisters von Milan Vader (KMC Orbea) war nie weit vom Führenden entfernt. Der junge Däne Simon Andreassen (Specialized) musste sich dagegen bei seinem ersten Elite-Rennen von weit hinten langsam Richtung Spitzengruppe vorkämpfen, da er kein Short Track gefahren war.

Armin M. Küstenbrück,EGO-Promotion Durch seine hintere Startposition musste sich Simon Andreassen erst nach vorne arbeiten.
Mathias Flückiger (Thömus) war der erste Fahrer, der die Autorität von Avancini an der Spitze herausforderte. Doch wenig später schied Flückiger mit Magenproblemen aus. Avancini selbst fiel schließlich zurück. Anders Weltmeister Nino Schurter. Der hatte in der frühen Rennphase Schwierigkeiten und war bis auf Rang 25 zurückgefallen. Doch er fand seinen Rhythmus wieder und kämpfte sich stetig nach vorne.
Als die Spitzengruppe zusammenbrach, begannen die Young Guns Vader (24) und Andreassen (23) sich abzusetzen. Nur Maxime Marotte (Cannondale) hielt mit und konnte Druck ausüben, so dass Vader in der letzten Runde wegplatzte. Eine halbe Runde vor Schluss setzte sich dann der U23-Vizeweltmeister Andreassen von Marotte ab und fuhr seinen ersten Worldcup-Sieg in der Elite ein, vor Maxime Marotte und Milan Vader.

Red Bull Content Pool,Bartek Wolinski In der letzten Runde drückte Maxime Marotte aufs Gas. Milan Vader platzte weg, Andreassen konnte mithalten und sich danach sogar absetzen.

Red Bull Content Pool,Bartek Wolinski War vor allem in den rutschigen Abfahrten sicher und schnell unterwegs: der dänische Meister Simon Andreassen.

Armin M. Küstenbrück,EGO-Promotion 23 Jahre jung, U23-Vizeweltmeister und seit gestern Worldcup-Sieger: Simon Andreassen vom Team Specialized.
Der Kampf um den vierten Platz endete mit einem Sprint zwischen Schurter und Avancini. Der Weltmeister setzte sich um ein paar Zentimeter gegen den brasilianischen Meister durch.
Der Deutsche Meister Maximilian Brandl, ebenfalls im ersten Elite-Jahr, setzte nach seinem starken fünften Platz im Short Track ein weiteres Ausrufezeichen. Auf Rang 11 war er bester Deutscher. Julian Schelb wurde 21., während Manuel Fumic auf einer nassen Wurzel wegrutschte, auf die linke Schulter stürzte und ausstieg.

Merlin Muth,EGO-Promotion Maximilian Brandl im letzten Rockgarden der Runde.

Merlin Muth,EGO-Promotion Max Brandl (Lexware) konnte mit dem elften Platz im ersten Elite-Rennen ein weiteres Ausrufezeichen setzen.

Bartek Wolinski,Red Bull Content Pool Einer der ersten Gratulanten von Simon Andreassen: Nino Schurter.