BIKE Magazin
· 05.12.2022
Paketrücksendungen zu Onlinehändlern sorgen für einen signifikanten CO2-Ausstoß. Warum es so viele Retouren gibt und welche Folgen sie haben, zeigt nun eine neue Studie. Außerdem haben wir mit Rose Bikes gesprochen, wie das Thema dort gehandhabt wird.
*Die Angaben beziehen sich auf das Jahr 2021 in Deutschland und wurden von der Uni Bamberg ermittelt.
Wir sind Europameister! Leider nur, was die Retouren angeht. Wir Deutschen bestellten 2021 für rund 99 Milliarden Euro Waren im Internet. Davon schickten wir jedes vierte Paket zurück, wie die Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg nun herausfanden. Laut ihrer Studie verursachten diese Retouren einen CO2-Ausstoß von schätzungsweise 795 000 Tonnen – so viel wie etwa 6,6 Millionen Autos auf der Fahrt von München nach Hamburg ausstoßen. Auch Versandhäuser für Fahrradartikel sehen sich mit dem Problem konfrontiert.
Wir haben eine Retourenquote von 17 Prozent. – Elena Breuer, Rose Bikes
Das Problem ist schnell ausgemacht: Es nennt sich kostenlose Retoure, wie von Amazon, Otto und Zalando angeboten und zelebriert. Auch die großen Fahrradartikel-Versender, wie Rose, Bike24 oder Bike-Components, verfahren nach dem gleichen Prinzip. Das Mode-Label Zara verlangt seit Kurzem Gebühren, um der Retourenwelle vorzubeugen. Die meisten Online-Anbieter belassen es beim Appell. „Wir setzen auf gezielte Entscheidungshilfen, wie z. B. die Maße der Models anzugeben, die auf dem Produktfoto im Netz zu sehen sind“, sagt Janka Bockholt von Rose. Moderne Ganzkörper-Scanner könnten die Lösung sein. Mehr dazu im Interview mit Elena Breuer von Rose Bikes.
>> Weitere Informationen zur Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Uni Bamberg findest Du hier: retourenforschung.de <<
BIKE: Ihr habt in einem Eurer Stores einen Körper-Scanner im Einsatz. Der könnte das Retourenproblem lösen. Wie funktioniert der Scanner?
Elena Breuer: Leider nicht mehr. Der jetzige Scanner entspricht noch nicht unseren Anforderungen. Die Idee ist aber super, nämlich alle Körpermaße zu erfassen: Schuhgröße, Beinlänge, Hüft- und Brustumfang, Hände etc. Sind die Daten im System, könnte der Kunde bei der Online-Bestellung sichergehen, dass er das Produkt in der richtigen Größe bestellt. Eine Win-Win-Situation. Gut für die Umwelt, den Kunden und für uns.
Ganz oben auf der Hitlist der Retouren steht Bekleidung, auch bei Euch?
Ja, hier liegt die Quote bei 37 Prozent. Insgesamt kann sich unsere Retourenquote sehen lassen – nur 17 Prozent all unserer Waren wird zurückgeschickt. Das ist weniger als im gesamten Online-Handel, da liegt die Quote bei circa 25 Prozent.
Genau wie Eure Mitbewerber verlangt auch Ihr keine Gebühren für Retouren. Wäre es nicht zeitgemäßer, auch der Umwelt zuliebe?
Wir beschreiben die Produkte in unserem Portfolio so gut wie möglich und weisen auf Größentabellen hin. Die Kosten bei einer Retoure liegen bei bis zu 20 Euro, je nach Produkt. Die Kosten tragen wir. Der Kunde kommt an erster Stelle.
Gut für den Kunden, wie setzt sich die immense Summe zusammen?
Aus Versand, Personalkosten, Verpackung und Portokosten für die Ersatzware. Besonders bei Bike-Produkten muss die Ware akribisch inspiziert werden, bevor sie wieder in den Verkauf geht. Oftmals muss sie nochmals zwischen Versand und Rose Store verschickt werden.
Viele sind sich bei der Rahmengröße des Bikes nicht sicher. Gibt es Kunden, die sich zwei Rahmengrößen liefern lassen – genau, wie das andere bei Schuhen machen?
Das kommt selten vor – die Größentabelle liefert eine gute Orientierung. Dennoch: Hier ist der stationäre Handel im Vorteil. Ein Stopp bei einem unserer Rose Stores hilft.
Man hört häufig, dass Retourenware weggeworfen wird. Wie wird das bei Euch gehandhabt?
Wir werfen fast nichts weg. Retouren mit Mängeln werden als B-Ware verkauft, der Rest auf einem Flohmarkt – der Erlös geht an einen guten Zweck. Ein Grund dafür, warum wir kürzlich mit dem „Save Our Returns“-Siegel ausgezeichnet wurden.