Adrian Kaether
· 04.07.2021
Immer speziellere Geräte für immer spitzere Zielgruppen – so entsteht manch eigenwilliges Konzept. Das Trek E-Caliber gehört zweifelsohne dazu.
Der Puls rast, die Beine brennen. „Versäg’ doch mal die Marathon-Jungs auf dem E-Caliber“, haben sie gesagt. „Hast doch 250 Watt extra, das schaffst Du locker!“ 250 Watt gibt der Fazua-Antrieb meines Trek E-Caliber maximal hinzu. Ist das genug, um den Spieß umzudrehen und meine laktatgierigen Gegenspieler ausnahmsweise mal abzuhängen? BIKE-Chefredakteur Henri Lesewitz und sein Kumpel Stephan sind durchtrainierte Langstreckenspezialisten, die am Wochenende zur Entspannung auch mal ein 24-Stunden-Rennen solo fahren. Und beide sind auf ausgezehrten 10-Kilo-Racebikes unterwegs. Ohne E-Antrieb, natürlich. Ich sitze auf der motorisierten Version von Treks Race-Maschine, dem E-Caliber. Kann ich, als durchschnittlich trainierter Touren-Fahrer dank Fazua-Power, im Kräftemessen mit den Laktat-Junkies bestehen? Genau diesen Einsatzzweck hat Trek meinem Gefährt zugedacht. Leistungsunterschiede auf sportlichen Ausfahrten auszugleichen. Geht das Konzept auf? Wir machen den Check auf einer ausgedehnten Runde über die Isar-Trails.
Das E-Caliber teilt sich nicht nur den Namen, sondern auch einen großen Teil der DNA mit dem Cross-Country-Racebike Supercaliber. Beide Bikes verfügen über denselben Hinterbau mit Iso-Strut-Dämpfer und sportlichen 60 Millimetern Federweg. Beide Bikes sind nicht nur optisch unverkennbar Racebikes, sondern auch in Sachen Geometrie. Der Fahrer spannt sich in Angriffsposition übers Bike, mit viel Druck auf den Handgelenken. Eine Tele-Stütze sucht man am Top-Modell vergeblich – das würde auf der Waage nicht gut aussehen. Auf 16,3 Kilo schrumpft die Diät das Gesamtgewicht des Bikes. Das ist für ein E-Fully rekordverdächtig. Dafür muss man allerdings auch auf die Annehmlichkeiten verzichten, die man dank Motorschub an klassischen E-MTBs eigentlich gerne mitnimmt: griffige Reifen, etwas mehr Federweg, Teleskopstütze. Aber vielleicht sind diese Merkmale in der anvisierten Zielgruppe gar nicht gefragt?
Der Test kostet 1,49 Euro. Warum nicht kostenlos? Weil Qualitätsjournalismus einen Preis hat. Dafür garantieren wir Unabhängigkeit und Objektivität. Das betrifft ganz besonders die Tests in EMTB. Die lassen wir uns nicht bezahlen, sondern das Gegenteil ist der Fall: Wir lassen sie uns etwas kosten, und zwar Hunderttausende Euro jedes Jahr.