Ludwig Döhl
· 24.01.2018
Um das neue Anthem fit für den ersten Startblock zu bekommen, hat Giant seinem Marathon-Bike eine ordentliche Diät verpasst. Das 2018er Giant Anthem Advanced im Test.
Im Vergleich alten Giant Anthem verzichten die Taiwanesen auf eine Umwerferaufnahme und wollen Gewicht mit einer integrierten Sattelklemme und einem Umlenkhebel aus Carbon sparen. Das Rahmengewicht von 2262 Gramm liegt jetzt auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Die konsequente Ausrichtung auf den Rennsport macht sich beim Giant Anthem Advanced Pro 29 in langen Anstiegen bezahlt. Denn, hat man das komplette Fahrwerk via Fox-Dual-Pull-Hebel gesperrt, klettert das 10,1 Kilo leichte Bike stark, muss sich aber dennoch dem Epic geschlagen geben. Selbst im offenen Zustand wippt der Maestro-Hinterbau kaum. Der 80 Millimeter kurze Vorbau kompensiert das lange Oberrohr und sorgt mit dem gekröpften Lenker für eine angenehme Sitzposition. Wer sich an der extremen Lenkerbreite von 780 Millimetern stört, muss die Carbon-Säge ansetzen. Im Singletrail sorgt das Cockpit für ein direktes Handling. Bei der Geometrie wagt man keine Experimente. Reach-Wert, Lenk- und Sitzwinkel entsprechen in etwa dem, was sich bereits die letzten Jahre am Markt etabliert hat. In langen Abfahrten kommen Srams Level-Bremsen, trotz 180er-Bremsscheibe am Vorderrad, an ihr Limit. Dafür funktioniert der Maestro-Hinterbau so gut, dass sogar eine 32er-Fox-Float-Factory Mühe hat, mitzukommen. Außerdem fühlt sich der Hinterbau auf dem Trail nach deutlich mehr als den angegebenen 90 Millimetern Federweg an. Und tatsächlich, unser Prüfstand drückt ordentliche 103 Millimeter aus dem Kohlefaser-Chassis. Wer ein Rad für Einsätze auf der Langdistanz sucht, wird einen zweiten Flaschenhalter vermissen. Ansonsten passt das neue 2018er Giant Anthem perfekt in Startblock A.
Beim Etappenrennen in den Anden hat mir vor allem das Fahrwerk mit seiner Lockout-Funktion und das geringe Gesamtgewicht beim Giant Anthem Advanced Pro 29 gefallen. Die Eagle-Schaltung hält zudem genügend Bandbreite für abwechslungsreiche Marathons parat. Kritik gibt es nur für den fehlenden zweiten Flaschenhalter – im Marathon-Bereich für mich ein wichtiges Kriterium.
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