Henri Lesewitz
· 05.08.2015
Die kleine Firma Supurb hat sich auf Kinder-Bikes in hoher Qualität spezialisiert. Lohnt sich der verhältnismäßig hohe Anschaffungspreis? Wir haben einen Minibiker mit dem neuen BO16 rumtoben lassen.
Biken, Biken, jede freie Minute Biken. Sebastian Tegtmeier lebt seine Mountainbike-Leidenschaft wann immer möglich ungezügelt aus. Doch als er seinen zweijährigen Sohn auf den Geschmack bringen wollte, hatte er ein Problem. Es ließ sich einfach kein brauchbares Bike für den Nachwuchs finden. Sebastian klickte sich durch Internet-Seiten, blätterte in Katalogen, recherchierte in Internet-Foren. Doch Pustekuchen. Der Markt gab nichts her. Zwar hatte nahezu jede große Firma Kinder-Bikes im Sortiment. Aber die waren entweder zu schwer, zu ramschig, oder zu lieblos zusammen geschraubt. Meist sowohl als auch. Die knallige Multicolor-Optik kaschierte oft nur Billigmurks.
Aus lauter Verzweiflung entschloss sich "Basti" schließlich eine eigene Marke zu gründen. Super Urban Mobility, kurz: Supurb. Dass er als Mitarbeiter der Rahmenmanufaktur Alutech sowohl über das technische Know How, als auch über die entsprechende Infrastruktur verfügte, machte die Entscheidung noch leichter. Inzwischen existiert Supurb seit eineinhalb Jahren. Das miniaturhafte BO12 (12-Zoll-Laufräder), ursprünglich entwickelt für Sebastians zweijährigen Sohn, war das erste Modell. Mittlerweile ist die Produktpalette auf fünf Bikes angewachsen.
Neu ist unter anderem die Alu-Version des B016 (16-Zoll-Laufräder). Der in Silber und Acidgelb lackierte Flitzer wiegt dank konsequenter Leichtbauweise nur 7,2 Kilo – etwa zwei Kilo weniger als die 16-Zöller der preis/leistungs-orientierten Großserien-Hersteller. Ein super Wert, wenn man das extreme Verhältnis aus Körpergewicht und Fahrradgewicht bei Kindern bedenkt. Ein Günstigmodell der 16-Zoll-Liga wiegt meist die Hälfte seines Fahrers. Was ungefähr so ist, als würde ein Erwachsener mit einem 40-Kilo-Klopper auf Tour gehen. Na, schönen Dank auch!
Noch erfreulicher wirken die 7,2 Kilo, wenn man einen Blick auf die Hinterradnabe wirft – verbaut ist die automatisch schaltende Zwei-Gang-Nabe Sram "Automatix", was flottes Vorwärtskommen verspricht. Für die Verzögerung sorgen V-Brakes von Avid. Die Hebel sind ultrakompakt und in der Hebelweite verstellbar – wunderbar.
Die Kurbeln bestehen aus Alu, die Pedale aus leichtem, aber griffigem Kunststoff, im fetten Steuerrohr drehen sich solide FSA-Lager. Das Cockpit bildet eine Lenker-Vorbau-Einheit aus Alu. Die Klemmung für die Sattelstütze ist elegant im Oberrohr integriert. Für die größte Begeisterung beim Nachwuchs sorgt aber das Stickerset, mit dem der Rahmen nach Lust und Laune gestaltet werden kann.
Der dreijährige Sohn von BIKE-Reporter Henri Lesewitz, der seit einer Danny-MacAskill-Show glühender Fan des Mountainbike-Sports ist, hat dem Rad bereits ordentlich die Sporen gegeben. Der Umstieg vom 12-Zöller auf das 16-Zoll-Modell war problemlos. Draufsetzen, losfahren, fertig. Der tiefe Einstieg macht das Aufsitzen leicht. Die hohe Front in Kombination mit dem Stummelvorbau sorgt für eine entspannte, aufrechte Sitzposition, so dass der Blick immer schön noch vorne gerichtet ist. Zudem ist der Körperschwerpunkt recht tief. Gut für das Balance-Gefühl.
Als absoluter Clou entpuppte sich schnell die Automatik-Nabe. Sie erleichtert das Beschleunigen und schaltet bei etwa 10 Km/h in den größeren Langstrecken-Gang. Ausfahrten von mehreren Kilometern Länge sind kein Problem. Bei 08/15-Möhren kurbeln sich Kinder meist entweder einen Wolf, oder verbiegen sich beim Antritt die Beine. Perfekt auch die Bremsen am BO16. Die Ergonomie der Hebel passt super für Kinderhände. Die V-Brake-Zangen packen bei Bedarf ordentlich zu und lassen sich gut dosieren.
Auf dem Weg zur Eisdiele können gerne auch Schleichwege durch unbebaute Zonen genommen werden. Leichte Steigungen und Schotter meistert das BO16 dank Automatik-Schaltung und Stollenreifen souverän. Ein erstklassiges und im Detail durchdachtes Bike zum Cruisen, Crossen und Rumheizen. Aber Achtung! Das BO16 macht so viel Laune, dass sich der Nachwuchs schnell mal im Besitz von Superheldenkräften wähnt. Reporter Lesewitz blieb vor Schreck fast das Herz stehen, als sein Sohnemann das BO16 plötzlich und ohne Vorwarnung ins Treppenhaus schob, um in feinster Downhill-Manier die Stufen runterfahren zu wollen. "Wie Danny MacAskill!", rief er mit zuckersüßer Kieksstimme. Papa Lesewitz konnte ihn gerade noch schnappen. Zur Abschreckung wurde daraufhin erst mal auf Youtube das Video "Best of Crash MTB-Downhill" geguckt.
Das BO16 kostet 499 Euro. Das ist eine Menge Geld. Günstige 16-Zoll-Bikes gibt es schon für unter 300 Euro. Doch wer es sich leisten kann, dem sei das Supurb wärmstens empfohlen. Es erleichtert dem Nachwuchs den Einstieg ins Biken. Ärger wegen technischer Mängel ist nicht zu erwarten. Und der Wiederverkaufswert dürfte recht hoch sein. www.supurb.de