Max Fuchs
· 09.05.2021
Mit flacher Geometrie und reichlich Federweg schießt das Canyon Torque:ON 8 weit übers Enduro-Terrain hinaus. Wo stößt der Koblenzer Bolide an seine Grenzen?
Extreme Umstände erfordern spezielle Maßnahmen. Bei einer WRC-Rallye wäre ein DTM-Auto genauso fehl am Platz wie Carving-Ski auf der Streif. Genauso will Canyon den steigenden Ansprüchen der wachsenden Gravity-Klientel mit speziellem Gerät gerecht werden. Dafür haben die Koblenzer ihrem neuesten Wurf 180 Millimeter Federweg, 27,5-Zoll-Laufräder und eine Geometrie verpasst, die für ein E-MTB definitiv außergewöhnlich ist.
Die Fakten lassen es erahnen: Das Torque:On ist der Enduro-Klasse entwachsen, spielt eher in der Freeride-Liga. Rockshox-ZEB-Federgabel mit extra dicken Standrohren und ein massiver Alu-Rahmen mit 175 Millimetern Hub: An Potenz sollte es dem Torque nicht fehlen. Ebenso wenig an Laufruhe. Denn der Lenkwinkel ist mit 63 Grad extrem flach und der Reach lang (480 mm in Rahmengröße L). Werte, die selbst ausgewachsenen Downhillbikes gut zu Gesicht stehen würden. Uphillflow und Reichhöhen spielen da eine untergeordnete Rolle. Beim großen Akku-Wettrüsten der 2021er-Modelle zieht Canyon deshalb ganz bewusst nicht mit. 504 Wattstunden müssen für den Lift-Ersatz im Bike- oder Trailpark ausreichen. Wer mehr braucht, sollte einen Zweit-Akku im Auto deponieren – so der Ansatz der Koblenzer. Ausgedehnte Touren und knifflige Anstiege sind nicht vorgesehen.
Trotzdem ist das Torque keine träge Bügelmaschine. Denn mehr noch als die kleinen 27,5-Zoll-Laufräder impfen die äußerst kurzen Kettenstreben dem E-Freerider eine gehörige Dosis Spieltrieb ein.
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