Adrian Kaether
· 29.04.2022
Mit Carbonrahmen, Smart System, 170 Millimeter Federweg und einem guten Preis ist das neue Radon Deft eine echte Kampfansage. Wir konnten das E-Enduro aus Bonn bereits fahren.
Ist das ein Render? Nein, das neue Radon E-Enduro hört auf den Namen Deft (engl. "flink", "geschickt") und sieht seinem kleinen Bruder zum Verwechseln ähnlich. Lediglich die akzentuierte Querverstrebung im Rahmen und die massiven Anbauteile verraten den jüngsten Spross in der E-MTB Familie des Bonner Versenders. Der soll mit viel Federweg und großen Laufrädern bergab kaum Grenzen kennen – und trotzdem kompetent und ausdauernd klettern. Ob der Spagat gelingt?
Wie das Render setzt auch das neue Deft auf einen Carbon-Hauptrahmen mit Alu-Hinterbau, allerdings diesmal mit satten 170 Millimetern Federweg vorne wie hinten. Dazu kombiniert Radon einen Satz großer 29-Zoll-Laufräder für gute Überoll- und Klettereigenschaften. Im Rahmen, der nur in den Größen M, L und XL verfügbar ist, steckt das Bosch Smart System mit 750er-Powertube und dem Performance-CX-Antrieb. Das zulässige Systemgewicht liegt bei 135 Kilogramm.
Mit seiner gemäßigten Geometrie soll das neue Deft viele Fahrertypen glücklich machen. Der Lenkwinkel fällt mit 64,6 Grad modern, aber nicht zu flach aus, sodass das Bike handlich genug bleibt. Der Reach liegt bei ebenfalls modernen aber nicht extremen 470 Millimetern in Größe L, der Sitzwinkel beträgt 76 Grad. Die langen Kettenstreben von 459 Millimetern könnte sich mancher Fan von verspieltem Handling aber etwas kürzer wünschen.
Drei Ausstattungsvarianten des neuen Deft wird es geben. Das Deft 8.0 kommt für 5199 Euro bereits mit Carbon-Hauptrahmen, Smart System und Fox-Performance-Fahrwerk. Geschaltet wird mit einem Shimano-Deore/XT-Mix, gebremst mit Maguras MT5. Zu diesem Preis ein starkes Paket.
Das Deft 9.0 für 5999 Euro hebt sich vor allem durch das starke Fox-Performance-Elite-Fahrwerk mit der besseren Gabel von seinem kleineren Bruder ab. Das Topmodell Deft 10.0 für 6799 Euro lässt mit einem Fox-Factory-Fahrwerk, der MT7-Bremse von Magura und leichten Newman-Laufrädern kaum noch Wünsche offen. Nur der GX/X01-Schaltmix schafft vielleicht etwas Tuning-Potenzial.
Im Rahmen eines Presse-Events konnten wir das neue Radon Deft bereits eineinhalb Tage auf den Trails im Vinschgau erleben. Der erste Eindruck: Gelungen! Das Deft klettert für ein federwegstarkes Enduro erstaunlich gut. Dank der langen Kettenstreben und der nicht zu hohen Front steigt das Vorderrad spät, das Handling bleibt gut kontrollierbar. Der Hinterbau sackt in Steilpassagen kaum weg, bleibt aber über Hindernissen und Stufen sehr sensibel. In Kombination mit dem starken Bosch-Motor kann man sich auch an den einen oder anderen Rockgarden bergauf heranwagen. Nur den Sitzwinkel hätten wir uns für eine noch weiter zum Vorderrad orientierten Sitzposition etwas steiler gewünscht.
Bergab zeigt das Deft Nehmerqualitäten. Das starke Fahrwerk und der lange Federweg in Kombination mit den großen Laufrädern schlucken auch üble Hindernisse. Dem Hinterbau gelingt ein guter Mix aus Fahrkomfort bergab und genug Progression und Reserven für Stufen und Sprünge. Bei geringer Geschwindigkeit machen sich jedoch die langen Kettenstreben unangenehm bemerkbar. Engere Kurven gelingen noch gut, um das Vorderrad anzuheben oder für einen Bunny-Hop braucht man aber trotz des gelungenen Fahrwerks viel Einsatz. Hier bleibt das kleinere Render – wenig verwunderlich – das etwas agilere Rad.
Freerider Lukas Schäfer gibt dem neuen Radon Deft die Sporen.