Adrian Kaether
· 08.08.2022
Das erste E-Bike von Evil hört auf den klangvollen Namen Epocalypse. Satter Federweg und bulliger Hinterbau passen zum Namen, die Geometrie ist auf Fahrspaß bergab ausgelegt. Shimano-Antrieb und Batterie sind eher konventionell, der Preis ist evil-typisch hoch.
Schon die motorlosen Bikes der US-Kultmarke Evil sind echte Hingucker. Carbon soweit das Auge reicht, dazu die krasse Hinterbaukonstruktion mit der brachialen Schwinge. Mit dem Wechsel auf die dunkle Seite der Macht hat sich Evil jedoch lange Zeit gelassen. Doch jetzt stellen die Amerikaner ihr erstes E-MTB vor. Das Evil Epocalypse.
Zunächst zum konventionellen Teil der neuen Evil-Konstruktion. Im Rahmen des E-MTBs steckt ein Shimano-Akku mit 630 Wattstunden und der bekannte EP8 Antrieb (85 Nm). Der lässt sich zwar gut über die App konfigurieren und wiegt nicht viel, in Sachen Spitzenleistung hat er gegenüber der Konkurrenz aber das Nachsehen.
Dafür lässt der Shimano-Antrieb den Ingenieuren dank seiner kompakten Bauform viel Freiheit in Sachen Geometrie und Hinterbaukonstruktion. Und die nutzt man bei Evil voll aus. So bekommt das Epocalypse trotz Motor die Evil-typische, bullige Hinterbaukonstruktion, die zusammen mit Fahrwerks-Guru Dave Weagle entwickelt wurde.
Die Kettenstreben sind länger als bei den unmotorisierten Evil Bikes, fallen mit 442 Millimeter für ein E-Enduro mit 29-Zoll aber noch relativ kurz aus. Damit das Bike handlich bleibt, setzt Evil eher auf einen gemäßigten Lenkwinkel von 65,3 Grad. Sitzwinkel (77 Grad) und Reach (482mm in Größe L) fallen aber modern aus. So soll das Evil anständig klettern und Bikerinnen und Bikern vor allem bergab mit viel Spieltrieb überzeugen. Wer mehr Laufruhe möchte, kann mit einem Flip-Chip den Lenkwinkel um ein halbes Grad abflachen und damit auch das Tretlager weiter absenken oder gleich zum hauseigenen Winkelsteuersatz greifen.
Ebenso durchdacht wie die Geometrie wirken die Details am neuen Evil-E-MTB. Ein eigens konstruierter Carbonlenker nimmt das Kabel zum U-Stufen-Schalter auf und sorgt so für ein aufgeräumtes Cockpit. Der Rahmen bietet Platz für eine Trinkflasche und viel Freiheit für lange Variostützen. Ein dicker Gummi-Schutz dämpft Kettenschlagen an Kettenstrebe und Sitzstrebe des Hinterbaus. Auch der Motor selbst wird durch einen Unterfahrschutz abgeschirmt, das Akku-Cover hat Evil ebenfalls verstärkt.
Nur der sogenannte Superboost-Standard im Heck dürfte nicht allen gefallen. Das breite 157-Millimeter-Maß ist zwar gut für die Steifigkeit, schränkt jedoch die Laufrad-Auswahl stark ein. Anders als der Name suggeriert, ist Superboost nämlich bislang alles andere als Standard.
Leider fällt der Preis des neuen Evil-E-MTBs extrem hoch aus. Schon das günstigste Modell, das Rockshox XT I9 Hydra kostet 12.000 Euro weniger einen Cent. Immerhin ist die Ausstattung dafür mit Rockshox Ultimate-Fahrwerk, XT-Komponenten und hochwertigen Alu-Laufrädern von Industry Nine über jeden Zweifel erhaben – die Zielgruppe des Bikes wird so trotzdem klein bleiben. Noch exklusiver gibt sich das Modell Fox XT Loopholes Hydra. Mit Carbon-Felgen und Fox-Factory-Fahrwerk wird es satte 13.999,99 Euro kosten.
Auch böse aber nicht motorisiert. Hier geht’s zum Test-Duell des Evil The Following MB gegen Santa Cruz 5010 CC X01 Res