Peter Nilges
· 03.06.2022
Mit Canyon, Santa Cruz und YT buhlen gleich drei absolute Neuheiten um die Enduro-Krone. Wir haben sechs Bikes auf die felsigen Trails in Latsch gebeten.
Sechs Enduros in zwei Preisklassen. Hoch in Nals und runter in Latsch. Beim Ausloten der Qualitäten eines Enduros zählt die Uphill-Tauglichkeit zur Kür. Die Downhill-Fähigkeit rückt mehr denn je in den Fokus. Doch was ist überhaupt Enduro?
Noch potenter, noch EWS-tauglicher, noch schwerer. Machen wir uns nichts vor: Die Tage, an denen ein Enduro wirklich überall Spaß gemacht hat, sind gezählt. Überall bedeutet in diesem Falle auch bergauf und auf flachen, tretlastigen Trails, ohne Hilfe der ins Tal ziehenden Schwerkraft. Die Alleskönnermentalität ist einer bedingungslosen Souveränität gewichen, die sich nur durch Spezialisierung erreichen lässt. Laufruhige Race-Geometrien, ausgeklügelte Hinterbausysteme und fette Gabeln dominieren den Markt der Enduros. Wogen unsere Enduros im letztjährigen Special noch alle unter 16 Kilo, so ist es jetzt gerade mal die Hälfte, die sich knapp unter diesem Wert hält. Mit durchschnittlich 16,1 Kilo, 170 Millimetern vorne und gut 160 am Heck braucht es schon ein ordentliches Gefälle und oftmals mehr als nur Mittelgebirgs-Trails, um den begnadeten Abfahrern eine „artgerechte Haltung“ zu bieten. Wer seinen Fokus weniger auf die Abfahrts-Performance legt (Stichwort Alleskönner), greift besser zum All Mountain oder sogar zum noch tretfreundlicheren Trailbike. So viel zum Einsatzgebiet eines modernen Enduros.
Mit dem Canyon Strive CFR, Santa Cruz Megatower und der neuen Alu-Version des YT Capra stehen gleich drei absolute Neuheiten in diesem Test. Das ebenfalls erst vor Kurzem vorgestellte Norco Range, das Cube One77 und Radon Swoop komplettieren den Test. Cube, Radon und YT zielen mit einem Preis von unter 3300 Euro auf den preisbewussten Shredder. Die anderen Kandidaten mit Carbon-Rahmen fangen bei 6000 Euro an. Da das bisherige Strive des Koblenzer Versenders bereits Staub angesetzt hatte und vom All Mountain Spectral überholt wurde, war es Zeit für ein Update. Das neue Strive hat sich ganz klar Enduro-Racing auf die Fahnen geschrieben und bricht radikal mit der Geometrie des Vorgängers. Drei Grad weniger beim Lenkwinkel, mehr als sieben Zentimeter mehr Radstand und mehr Federweg am Heck wappnen das Strive für die Zukunft. Auch das Norco Range wurde als Race-Enduro konzipiert. In unserem Test entpuppte sich das Bike aber mehr als Mini-Downhiller denn als Racer. Langer Radstand, Stahlfeder-Setup und ein Gewicht von 17,2 Kilo sprechen für sich. Demgegenüber steht das Radon Swoop, das die Tugenden eines pedalierbaren, klassischen Enduros vertritt.
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