Ludwig Döhl
· 20.12.2017
Es war ein riesiger Paukenschlag, als Canyon Ende 2014 das neue Strive CF 9.0 Race Team präsentierte.
Nicht nur der Shapeshifter, ein Pneumatikkolben zur Geometrie- und Federwegsverstellung war revolutionär, auch die Reach-Werte waren für damalige Verhältnisse extrem lang. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet war Canyon (neben Mondraker) 2014 seiner Zeit voraus. Doch auch die Reach-Werte anderer Firmen sind in den letzten Jahren gewachsen. Warum? Der lange Hauptrahmen des Strives bietet dem Fahrer viel Bewegungsfreiheit zwischen Lenker und Pedalen und sorgt vor allem für Sicherheit in steilen, technischen Trail-Abschnitten. Trotz Vorreiterrolle beim Reach merkt man der Geometrie des Strives das Alter schon langsam an. Der Lenkwinkel von 66,8 Grad ist etwas zu steil und macht das Bike in High-Speed-Passagen und in Kurven nervös. Dafür arbeitet der Hinterbau mit fast 170 Millimetern Federweg wie ein Staubsauger und schluckt fiese Geröllbrocken deutlich besser weg als manche Konkurrenten. Dennoch, auf moderaten Trails im Mittelgebirge fühlt sich das Strive mittlerweile wohler als auf den alpinen Pisten rund um Alpe d’Huez. Zudem kommt dort, wo man sich jeden Höhenmeter selbst erarbeiten muss, der Shapeshifter erst richtig zur Geltung. Hat man es erst einmal geschafft, den Hebel zu betätigen (kleine Koordinationsübung!), wechselt man von der abfahrtslastigen in die Bergauf-Position. Sitz- und Lenkwinkel werden 0,7 beziehungsweise 1,1 Grad steiler, das Tretlager wandert für mehr Bodenfreiheit acht Millimeter höher, und der Federweg am Heck reduziert sich auf deutlich straffere 149 Millimeter. Auch wenn es leichtere Bikes im Testfeld gibt: bergauf gibt das Strive mit seinem Shapeshifter die Pace vor.
Ludwig Döhl, BIKE-Redakteur: Das Canyon Strive war 2014 mit großem Reach und Shapeshifter seiner Zeit voraus. Mittlerweile ist der Lenkwinkel aber etwas zu steil. Tipp: eine Gabel mit 170 Millimetern flacht den Lenkwinkel ab und macht die Federung an der Front genau so potent wie am Heck. Ansonsten top!
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