Florentin Vesenbeckh
· 24.08.2020
Eins für alles, so kündigt Haibike seine neuen E-MTBs mit Yamaha-Antrieb an. Vollcarbon, sportliche Gene, 160 Millimeter: Die Bikes sollen sich im ernsten Gelände wohlfühlen. Und das zum fairen Preis.
Mit seinem neuesten Wurf will Haibike in neue Sphären vordringen. Denn, so sagt es Haibike selbst, die zwei neuen Modelle sind die ersten Bikes der Marke, die sich voll und ganz dem Spaß auf dem Trail und der Leistung im Gelände widmen. Dafür haben die Entwickler eine komplett neue Rahmenplattform entwickelt, die den kraftvollen Yamaha PW-X2-Antrieb beherbergt. Dabei gehen die Schweinfurter in die Vollen. Carbon-Hauptrahmen, Carbon-Hinterbau, Carbon-Umlenkwippe. Klingt kostspielig? Ja. Doch die Preise der Bikes bleiben erstaunlich fair!
Für den nötigen Vortrieb ist an den neuen Haibikes Yamahas Top-Antrieb PW-X2 verantwortlich. Ein Motor, der nicht so breit verfügbar ist wie die Konkurrenz von Bosch und Shimano. Dabei muss er sich nicht vor den großen Playern verstecken. Insbesondere die starke Kraftentfaltung bei niedrigen Trittfrequenzen macht das Kraftpaket zu einem guten Partner für sorglosen Tourenspaß. Die Energie liefert ein Yamaha-Akku mit 600 Wattstunden.
Um die Einordnung der beiden neuen Bikes besser zu verstehen, hilft ein Blick auf auf die komplette E-MTB-Serie der Schweinfurter:
Die neuen Modelle All Mtn 6 und All Mtn 7 mit Yamaha-Antrieb werden von Haibike klar als sportliche Speerspitze beschrieben. Wer sein E-MTB in erster Linie für ernsten Geländeeinsatz kauft, ist hier richtig. Anspruchsvolle Uphills, Spaß auf dem Trail oder gar im Bikepark – hier soll sich die Yamaha-Linie wohlfühlen. Dafür stehen 160 Millimeter Federweg zur Verfügung. Der Laufradmix aus 29er vorne und 27,5 Zoll hinten vereint das Beste beider Welten.
Die Bosch-Bikes aus Schweinfurt (All Mtn 5, 4 und 3) sind auf Vielseitigkeit ausgelegt. Vom gemäßigten Alltagseinsatz über extralange Touren (dank Bosch-Doppelakku), bis hin zu Trail-Einsätzen sollen diese Bikes alles mitmachen und dabei eher auf der komfortablen Seite liegen.
Als Highlight-Linie thronen die exklusiven Flyon-Bikes mit TQ-Antrieb über den anderen Haibike-Modellen. Enorme Motor-Power (120 Newtonmeter), besondere Optik – hier sind alle richtig, die ein besonders exklusives E-MTB suchen. Mit Gewichten von über 28 Kilo und einer eingeschränkten Reichweite sind diese Bikes im extremen Gelände und auf Tour allerdings etwas eingeschränkt.
Modern, aber nicht extrem. So könnte man die Geometrie der neuen Haibikes beschreiben. Ein 65er-Lenkwinkel, ein Reach von 461 mm in Größe L, hier ist man keine Experimente eingegangen. Der Sitzwinkel fällt steil aus, in der Praxis macht sich das mit einer zentralen, angenehm kompakten Sitzposition bemerkbar.
Auffällig: Die Kettenstreben fallen mit 460 mm für ein spaßiges Trailbike recht lang aus. Das ist dem Yamaha-Antrieb geschuldet, der mehr Bauraum einnimmt als die Konkurrenz von Bosch, Brose und Shimano. Kürzere Kettenstreben seien damit kaum realisierbar, so die Haibike-Kontrukteure.
Vom neuen Yamaha-Bike gibt´s zwei Ausstattungsvarianten. Los geht´s bei 5699 Euro, das teure Modell kostet 6199 Euro. Beide Varianten setzen dabei auf den identischen Vollcarbon-Rahmen.
Nachdem Haibike in den letzten Jahren, speziell mit den Flyon-Modellen, Probleme mit der Auslieferung und Verfügbarkeit hatte, geloben die Schweinfurter bei den aktuellen Neuheiten Besserung. Die Bikes sollen im Laufe des Septembers beim Händler verfügbar sein.
In unserer aktuellen Ausgabe EMTB 4/2020 haben wir sieben E-Enduros bis 6000 Euro getestet. Ok, das All Mtn 7 liegt 200 Euro darüber. Dennoch landet das Bike in einem vergleichbaren Preisbereich. Mit 23,5 Kilo wäre das Haibike das drittleichteste Bike im Test. Auch wenn diese Gewichtswerte auf den ersten Blick keine Jubelsprünge auslösen: Der Vergleich zeigt, dass das Haibike hier gut mithalten kann. Drei Kandidaten sind sogar über ein Kilo schwerer. Nur Specializeds Kenevo Comp ist mit 22,9 Kilo spürbar leichter. Bei Haibike drückt der etwas schwerere Yamaha-Antrieb und die ebenfalls recht schwere Batterie (3,84 kg bei 600 Wh, ein Bosch Powertube 625 wiegt 3,54 kg) auf die Waage. Außerdem setzen die neuen Haibikes auf die neue, schwerere Fox 38, während die Testbikes mit einer Ausnahme (YT Decoy Shred mit Fox 38) auf leichteren Lyrik- oder 36er-Modellen federn.
Nächster Punkt: kein anderes Bike im Test hat einen Vollcarbonrahmen. Und auch die Ausstattung kann voll mithalten: Fox Factory-Fahrwerk, komplette XT-Ausstattung, Syntace-Laufräder. Im Test kann dieses Paket nur das Cube Stereo Hybrid 160 HPC Action Team für 5999 Euro toppen. Alle anderen Bikes setzen auf deutlich günstigere Komponenten, sogar der Direktversender YT Industries. Das Haibike All Mtn 7 bietet definitiv viel fürs Geld!
Wir konnten das neue Haibike schon ausführlich in abwechslungsreichem Bikepark-Gelände, auf hochalpinen Touren und flacheren Trails an der Isar testen. Eines vorweg: Wir waren angetan. Das All Mtn 7 ist das ausgewogenste und sportlichste E-MTB, das wir von Haibike jemals gefahren sind. Einen ausführlichen Test mit allen Fahreindrücken, Infos und Laborwerten gibt´s in EMTB 5/2020!