BIKE Magazin
· 29.12.2014
Manche Klassiker-Bikes sind schon lange auf dem Markt. Wir zeigen deren Weg und geben Tipps für den Gebrauchtkauf. Diesmal: das Cannondale Jekyll.
Von 2000 bis 2005 galt das Cannondale Jekyll als eines der besten Fullys am Markt. Zuerst mit 100-Millimeter-Fahrwerk, später mit bis zu 135 mm und Geometrieverstellung. Schon damals konnte das Jekyll beides: super rauf- und souverän runterfahren.
Mit der kompletten Neuentwicklung knallte Cannondale 2011 der Konkurrenz einen vor den Latz: Das Jekyll der zweiten Generation setzte Maßstäbe. Es begeisterte mit seinem verstellbaren Fahrwerk mit zwei Federwegen, steifer Konstruktion (weit außen liegende Lagerung, 1,5-Zoll-Steuerrohr) und im Falle der Carbon-Version auch einem geringen Gewicht. In den ersten Tests in BIKE räumte diese voll ab.
Für etwas Ernüchterung sorgten dann allerdings die bezahlbareren Alu-Varianten: 14 Kilo schwer, allerdings genauso souverän und variabel wie die teureren Brüder. Während der Carbon-Rahmen mit Dämpfer knapp unter drei Kilo wiegt, packt die Alu-Version 600 Gramm mehr drauf. Dessen Stärke liegt klar in der Abfahrt.
Das hohe Gewicht ist ein Kritikpunkt der Besitzer, auf den wir bei der Recherche für diese Kaufberatung häufig gestoßen sind. Über echte Probleme wird dagegen kaum geklagt. Sicher, die Abstimmung des Fox-DYAD-Zweikammerdämpfers ist kompliziert, die Zugstufendämpfung arbeitete auch in der offenen Position grenzwertig langsam. Einen Fall hatten wir, bei dem versehentlich eine M-Dämpferwippe in einen L-Rahmen eingebaut war, dadurch lag das Tretlager zu tief, und man setzte mit den Pedalen auf.
Achtung: Der Neupreis des 2013er-Jahrgangs lag wegen Währungsschwankungen um zehn Prozent höher als 2012. Cannondale setzte für 2013 das um, was viele Besitzer schon vorgemacht hatten: eine 160er-Gabel montieren. Sinnvoll ist aber auch hier die Niveau-Regulierung, denn nur so zaubert man zwei Charaktere aus dem Bike.
In der Saison 2014 liefen die 2013er-Jekylls quasi unverändert weiter. Erst Mitte 2014 wurde das Jekyll der dritten Generation präsentiert. Jetzt aufgeblasen auf 160 Millimeter Federweg, mit supersteifer Lefty-Gabel und Laufrädern im 27,5-Zoll-Maß – ein Vollblut-Enduro. Ersatzteile findet man hier: www.cannondale-parts.de
Neupreise 2000-2005: Ab 3749 D-Mark, das Top-Modell kostete in 2001 10990 D-Mark.
Neupreise 2014: 1899 bis 5499 Euro, zwei Alu- und zwei Carbon-Varianten. 2015: 6799 Euro
Fahrerprofil: Vollblut-All-Mountain, ab 2011 als Top-Modell auch noch Marathon-tauglich, mit der 160er-Gabel ab 2013 in Richtung Enduro getrimmt
Stärken: Fahrstabil bergab, durch Fahrwerksverstellung ausgezeichnet bergauf (Alu-Modelle etwas schwer)
Probleme: Vereinzelt gab es gerissene Hinterbauschwingen, abgebrochene Ventile am Dämpfer und träge Dämpfer. Bei einzelnen Alu-Rahmen fehlt die Entwässerungsbohrung im Tretlager.
Unsere Empfehlung: Wer ein vielseitiges All Mountain sucht, liegt beim Cannondale Jekyll richtig – vor allem mit der Carbon- Version. Hohe Steifigkeit zeichnet beide aus, unsere erste Wahl wäre das Carbon 1 mit Teleskop-Stütze.