Max Fuchs
· 16.03.2020
Es ist soweit: Canyon schickt die zweite Version des Spectral:On auf die Trails. Neben dem Fahrspaß lenkt der Versender den Fokus beim neuen E-MTB besonders auf Integration und eine cleane Optik.
Mit dem Spectral:On stellte Canyon 2018 sein erstes E-MTB überhaupt vor. Schon damals hat uns das Konzept des äußerst verspielten Trailbikes im Test überzeugt. Unter E-Mountainbikes eher eine Seltenheit. Einziger Kritikpunkt: Entgegen dem Trend verbaute Canyon damals keinen integrierten Akku. Diesen Makel wussten die Koblenzer zu beheben. Und siehe da: Rund zwei Jahre später setzt der Versender voll auf Integrität und präsentiert seine zweite Generation an E-Mountainbikes. Darunter auch das brandneue Canyon Spectral:On für 2020. Trotz der neuen Optik und aller Liebe zum Detail bleibt die Berufung des Spectral:On dieselbe: Maximaler Fahrspaß auf dem Trail. Wir konnten mit dem neuen E-MTB bereits die ersten Trail-Kilometer sammeln.
Das Spectral:On ist ab dem 17. März in vier Ausstattungsvarianten inkl. Frauen-Modell und in fünf verschiedenen Farben erhältlich. Die Preisspanne erstreckt sich von 4599 Euro bis 6999 Euro. Es bietet sowohl am Heck als auch an der Front satte 150 mm Federweg. Um den verspielten Charakter des Trail-Bikes noch deutlicher zu machen, setzten die Koblenzer auf einen Laufradgrößen-Mix. So rollt das Spectral:On mit 27,5-Zoll-Laufräd am Heck und einem 29-Zoll-Laufrad an der Front daher.
Kern des neuen E-Trailbikes ist der Hauptrahmen aus Carbon. Bei der Wahl des Antriebs ziehen die Ingenieure den besseren Kundenservice und ein schlankes Design der Akkukapazität vor und verbauen wie auch im neuen Neuron:On den mittlerweile gut drei Jahre alten Shimano E8000 Motor (>> zum Vergleichstest E-Mountainbike-Motoren).
Anstatt dem externen Aufsatz-Akku steckt beim neuen Modell der schlanke Shimano BT-E8035 mit 504 Wattstunden E-Power im Unterrohr. Bereits vor Kurzem hatte Canyon das E-Hardtail Grand Canyon:On und das beliebte Neuron:On präsentiert – beides E-Bikes mit integriertem Akku. Jetzt schiebt der Versender aus Koblenz die integrierte Version des beliebten E-Trailbikes hinterher.
Rein von der technischen Seite aus betrachtet, bringt ein integrierter Akku keinerlei Vorteile für das Fahrverhalten. Ganz im Gegenteil. Um den Akku im Unterrohr zu verstauen, steigt bei gleicher Bauweise auch das Rahmengewicht. Um den schweren Akku sicher im Rahmen zu befestigen, müssen die Rohre dicker gebaut werden. Diesen Nachteil relativiert Canyon mit einem Hauptrahmen aus Carbon. Somit schaffen es die Koblenzer das Rahmengewicht des Alu-Vorgängers sogar um knapp 400 Gramm zu unterbieten. Eine Einsparung, die der Kunde mit einem Preisaufschlag von etwa 1000 Euro bezahlen muss. Doch die Investition zahlt sich aus. Insgesamt wiegt das neue Topmodell 21,6 Kilo (Größe M). Hängt man im Vergleich das alte Spectral:On an die Waage, pendelt sich die Anzeige erst bei 22,7 Kilogramm ein.
Nicht nur beim Akku setzt Canyon neuerdings auf Integration, sondern auch bei der Entwicklung ihrer eigenen Lenker-Vorbau-Einheit aus Carbon. Das brandneue Cockpit ist in allen Topmodellen der Spectral:On-Palette verbaut. Ausgehend vom Shimano-Display verlaufen alle Kabel versteckt durch den Lenker. Das innovative Design des Cockpits (Canyon CF:On CP0012) passt perfekt zum innovativen Gesamtkonzept des neuen E-Bikes.
In Sachen Geometrie hält Canyon, bis auf ein paar Ausnahmen am bewährten Konzept des alten Spectral:On fest. Die markanteste Veränderung geht mit den etwas längeren Kettenstreben einher. Mit einer Länge von 435 Millimetern, liegt der Wert genau fünf Millimeter über dem des Vorgängers. Eine Veränderung, von der sich die Entwickler eine nachhaltige Verbesserung der Kletterfähigkeiten versprechen. In der Abfahrt sollen die zusätzlichen fünf Millimeter für mehr Stabilität sorgen. Unterm Strich bleiben die Kettenstreben gerade für das E-Bike-Segment erwähnenswert kurz, was für sehr verspielte Fahreigenschaften spricht. Der Lenkwinkel fällt mit 66,5 Grad angenehm flach aus. Der Reach liegt mit 445 Millimeter bei Größe M im moderaten Mittelmaß. Das Spectral:On ist in allen Ausstattungsvarianten in den Größen S-XL erhältlich. Beim Frauen-Modell beschränken sich die Koblenzer auf die Größen S und M.
Das Spectral:On kann ab sofort in vier verschiedenen Ausführungen auf der Internet-Seite des Direktversenders vorbestellt werden. Mit 4599 Euro ist das Spectral:On CF 7.0 das günstigste E-Bike der Palette. Für das Spectral:On CF 9.0 verlangt der Versender ganze 6999 Euro. Dafür kommt das Topmodell mit feinstem Fox-Factory-Fahrwerk und einer kompletten Shimano XTR-Schaltgruppe. Oben drauf gibt es die hauseigene Lenker-Vorbau-Einheit und Reynolds Carbon-Laufräder.
Auch bei der zweiten Modellvariante lässt Canyon nichts anbrennen. Für 5999 Euro kommt das Fahrwerk von Fox, jedoch in Performance-Ausführung. Dazu gibt’s eine komplette Shimano XT-Ausstattung mit bissigen Vierkolbenbremsen. Auf den Race Face-Laufrädern mit XT-Naben sitzt eine griffige Maxxis-Reifenkombi aus DHF 2.5 und DHR II 2.6, jeweils mit solider Karkasse (vo. EXO / hi. EXO+).
Für 4599 Euro bekommt man bei dem Versender das Einsteiger-Modell, wie gewohnt überzeugend ausgestattet: So kommt das Spectral:On 7.0 mit einem XT-/SLX-Schaltungsmix, Lyrik-Gabel und Deluxe-Dämpfer von Rockshox in der Select-Ausführung. Anders als das Topmodell rollt das 7.0er mit Canyons Iridium Vario-Sattelstütze an.
Für Frauen hat sich Canyon etwas ganz Besonderes einfallen lassen: So ist das Spectral:On 7.0 in der Rahmengröße S und M als Frauen-Modell mit speziellem Sattel erhältlich. Zusätzlich sind alle Modelle in der Rahmengröße S mit einem schmaleren Lenker (740 Millimeter) ausgestattet.
Wir konnten das Canyon Spectral:On beim Presse-Camp in Barcelona bereits ausgiebig testen. Die Geometrie gefällt auf Anhieb. Im Uphill fährt sich das Bike kletterstark. Nur in extremen Anstiegen verliert das Vorderrad durch die eher kurzen Kettenstreben manchmal die Haftung. Auf dem Trail und im Downhill fühlt sich das Spectral:On jedoch am wohlsten. Äußerst verspielt und wendig zeigt sich der Neuling und lässt sich zudem mit Leichtigkeit in den Manual ziehen. Unter E-Mountainbikes eine Seltenheit. Die hohe Front vermittelt selbst in steilem Gelände viel Sicherheit. Für 2000 Höhenmeter verbrauchten wir bei sparsamer Fahrweise knapp anderthalb Akku-Ladungen. Einen ausführlichen Test gibt’s demnächst in EMTB 2/2020.