Robert Niedring
· 12.02.2017
Viele Testsiege und eine lange Historie kennzeichnen die Remedy-Reihe. Wie sich das dekorierte All Mountain mit 27,5"-Laufrädern fährt, ist bekannt. Die Haltbarkeitsfrage wird hier beantwortet.
Mir war klar, dass ich mit dem Remedy grundsätzlich ein bewährtes und viel gelobtes All Mountain fahren würde. Die 140 mm Federweg in Kombination mit den 27,5-Zoll-Rädern fühlten sich im Downhill absolut souverän und sicher an. Das Bike vermittelt bergab eher ein Enduro-Feeling und verfügt über Reserven, die mich in keiner Situation im Stich gelassen haben. Umso erstaunlicher verhielt sich das Remedy im Uphill. Durch die zuschaltbare Dämpferplattform erkurbelt man sich auch lange, steile Gipfel ohne größere Probleme. Diese Kombination: bergab ruhig und sicher und bergauf starr und vortriebsorientiert, hat Trek gut hinbekommen.
Spannend war jedoch die Frage, ob der 1x11-Antrieb von Sram dem Vorhaben, viel und sehr unterschiedliches Gelände zu befahren, standhalten würde. Meine Hausrunden sind ein ständiges Auf und Ab mit vielen Trails in den Endmoränen westlich von München. Die einzelnen Passagen dauern zwar nicht sonderlich lang, schöpfen, was die Steilheit angeht, jedoch aus dem Vollen. Mit diesen Anforderungen kamen der Einfach-Antrieb und ich erstaunlich gut zurecht. In den Alpen wendete sich jedoch das Blatt. Ob im Wetterstein, Karwendel oder in den Dolomiten – ich hatte immer das Gefühl, es fehle der ein oder andere Gang. Egal, ob ich privat, wie z. B. in Livigno und Finale Ligure, oder im Einsatz als Bike-Fotograf wie z. B. in Slowenien (Spotguide) und der Schweiz (Lake Epic) unterwegs war, reichte die vorhandene Bandbreite an Gängen nicht aus. Auch das angeblich schnelle Wechseln des Kettenblattes zum Anpassen der Übersetzung fand mit einer rund gedrehten Torx-Schraube ein schnelles Ende.
Bremsen (Shimano XT) und Schaltung (Sram) waren trotz gut 2800 Kilometer Laufleistung immer zuverlässig, was man von den anderen Komponenten nicht behaupten kann. Der Dämpfer ging nach rund 500 Kilometern in die Knie und spuckte nach dem Bikepark-Besuch in Livigno relativ bald Öl. Auch die Rock-Shox-Reverb-Sattelstütze musste nach zirka 1500 Kilometern gewartet werden. Das Herzstück, der Rahmen des Remedy 9, zeigt sich jedoch absolut unbeeindruckt und souverän.
Test-Fazit: macht richtig Laune bis auf die Einschränkung durch den 1x11-Antrieb. Schwachstellen waren lediglich die Komponenten.
DEFEKTE / WARTUNG
• 500 km – Dämpfer verliert Öl: Der Fox-DRCV-Dämpfer ölte ordentlich und musste zum Service.
• 1500 km – Teleskopstütze sackte weg: Erst bekam sie Spiel, dann sackte die Rock Shox Reverb immer ein Stück weg. Ein Service schaffte Abhilfe.
TUNING
• 80 km – Reifenwechsel: Die Bontrager-XR3-Reifen boten für den Allround-Einsatz zu wenig Profil und fuhren sich bei Nässe und im Schlamm schnell unangenehm.
• 340 km – Flaschenhalter getauscht: Das Rahmendreieck ist relativ kompakt, wodurch sich eine große Flasche nur schlecht einfädeln lässt. Ein Halter mit seitlichem Eingriff funktionierte.
• 580, 1430 km – Kettenblattwechsel: Nicht aufgrund von Verschleiß, sondern aus Übersetzungsgründen wechselte ich mehrfach das Kettenblatt von 32 auf 28 Zähne und zurück.
DAS SAGEN DIE LESER
"Bin total zufrieden. Hab’ aber auch schon von Kollegen gehört, dass der Lack auf den neuen Rahmen nicht so gut hält und schnell Schrammen bekommt. Würde jedoch wieder Trek kaufen. Ist ein tolles Bike zu einem guten Preis!" Christoph Woller, Facebook
"Ich habe noch eins von 2008. Das läuft super. Und noch das Slash 9 von 2012, auch tipptopp. Würde immer wieder Trek kaufen."
Heiko Dittjen, Facebook
BEZIEHUNGS-HIGHLIGHTS
Bernina-Pass
Das Remedy begleitete mich auf diversen Touren. Am coolsten war jedoch die Tour mit der Rhätischen Bahn. Von der Schweiz rauf und mit dem Bike runter nach Italien und wieder zurück.
DER TESTER
Robert Niedring, Fotograf
44 Jahre / 1,79 m / 75 kg
Fahrerprofil: Lange Uphills und flowige Natur-Trails stehen bei Robert hoch im Kurs.
Lieblingsreviere: Karwendel, Monte Grappa und Slowenien