Gitta Beimfohr
· 15.03.2018
Er ist der einzige Deutsche, der je den Gesamt-Worldcup im MTB-Downhill gewinnen konnte. Längst abgeschrieben, kam er 2007 furios zurück – bis ihn sein Job einbremste.
Die goldenen Jahre der deutschen Downhill-Mountainbiker liegen weit zurück. So weit, dass man glatt vergessen könnte, dass einmal ein Deutscher die Szene beherrschte: Jürgen Beneke. Downhill war Anfang der Neunzigerjahre neu, Fullys waren noch Exoten, und den Sport bestimmten die Amerikaner. Dann kam Beneke, ein Kerl aus Freiburg, und stahl allen die Show. 1993 gewann er in seinem ersten Profijahr sogar den Gesamt-Worldcup. Kaum einer kam an die Kraft und die technischen Fähigkeiten des Deutschen heran. Während Konkurrent Marcus Klausmann seit Mitte der Neunziger einen Deutschen Meistertitel nach dem anderen einfuhr, blieb es bei Beneke bei einem einzigen Meistertrikot. Denn der Freiburger zog nach seiner Hochzeit mit Downhillerin Stacy Lee Miller 1996 in die USA. Dort blieb er auch, nachdem er 2000 das Bike an den Nagel hängte. In den USA begann er im Häuserbau zu arbeiten. Ein Jahr später machte er sich selbstständig und spezialisierte sich auf Innenausbau und Renovierungen. 2007 brachte er die Bike-Szene erneut zum Beben: Beneke meldete sich zurück, aber nur kurz, da sein Job ihn wenig später wieder einholte.
2007 wolltest Du noch einmal im Downhill angreifen. Du wurdest 17. beim Worldcup in Kanada. Danach stand die DM auf dem Programm, aber Dein Job kam Dir in die Quere. Erzähl mal.
2006 bin ich ein paar kleine Downhill-Rennen gefahren und konnte relativ locker gewinnen. Jemand sagte zu mir, dass ich im Worldcup keine Chance mehr haben würde. Das stachelte mich natürlich an. Na ja, 2007 habe ich es dann mal probiert und sah mich bestätigt. Das bessere Material erlaubte mir komplett neue Linien zu fahren.
Wie ging es dann weiter? Gab es einen Plan, doch noch mal anzugreifen?
Ohne Plan – Biken war ja nur Hobby. Ich hatte mein eigenes Geschäft im Renovierungsbereich und musste da Gas geben. Die DM fiel ins Wasser, weil ein echt großer Auftrag kam – da ist die Kohle schon wichtiger. Als ich mir beim Megavalanche zwei Wirbel im Rücken gebrochen hatte, war das für mich ein Zeichen, dass ich das Downhill-Bike an den Nagel hängen sollte. Ich hatte echt Glück und bin froh, dass ich noch laufen kann.
Wie ist es bei Dir heute ums Biken bestellt?
Heute fahre ich alles andere: Straße, Bahn, Cross Country, Cyclo-Cross und habe super Spaß dabei. Du stellst
Aufbewahrungssysteme für Räder her. Lebst Du davon?
Meine Firma www.dahanger.co läuft auf Hochtouren, und wir bereiten unsere dritte Crowdfunding-Kampagne Anfang 2018 vor. So langsam kann ich davon leben – aber immer noch Sekt anstatt Champagner.
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