Vom Slopestyle-Himmel in den Lockdown

Lisa Gärtitz

 · 07.06.2020

Vom Slopestyle-Himmel in den LockdownFoto: Sebastian Sternemann
Vom Slopestyle-Himmel in den Lockdown

Nachwuchstalent Erik Fedko startete 2018 in der Slopestyle-Szene durch. Mittlerweile zählt der 22-Jährige als bester Slopestyle-Biker Deutschlands. BIKE blick auf seine erste Saisonhälfte zurück.

Mit Platz drei beim Crankworx Rotorua 2020 konnte die Saison für Erik Fedko kaum besser beginnen. Allerdings blieb auch der Sloestyle-Star nicht verschont von den Auswirkungen des Coronavirus'. Der Ausgangssperre in Neuseeland folgten die Ausgangsbeschränkungen in Deutschland. Mittlerweile wurden weitere Events in den Herbst verschoben oder abgesagt. Somit ist Geduld gefragt. Seine Zeit vertreibt sich MTB-Profi Fedko mit Trainings an seinem Homespot und mit vielen Foto-Shootings und Videodrehs. BIKE blickt gemeinsam mit ihm auf eine ungewöhnliche erste Saisonhälfte zurück.

Erster Saisonhöhepunkt vor der Corona-Pandemie

Normalerweise wäre die Bike-Saison gerade in vollem Gange, doch Erik Fedko muss sich noch gedulden, bis er bei den nächsten Wettkämpfen starten darf. Aufgrund der Corona-Beschränkungen sind mit den Audi Nines und dem Dirt Masters die nächsten Contests des Slopestlye-Stars erst für Anfang September terminiert. Dennoch darf der 22-jährige auf einen ersten Saisonhöhepunkt zurückblicken. Kurz bevor die Corona-Pandemie in Europa ihren Lauf nahm, fand Anfang März in Neuseeland der erste Stopp der Crankworx World Tour statt. Bei dem mehrtägigen Bike-Festival zeigten die weltweit besten Fahrer ihr Können in verschiedenen Disziplinen – darunter auch Fedkos Spezialdisziplin Slopestyle. In diesem Jahr wird nach den zwei Events in Rotorua (NZL) und Innsbruck (AUT) der neue Crankworx FMBA Slopestyle-Weltmeister gekrönt werden. In Rotorua sorgte Fedko mit einem Trick, den vor ihm noch niemand im Wettkampf gezeigt hatte, nicht nur für Aufsehen, sondern bewies auch mit dem dritten Platz hinter den Superstars Emil Johansson (SWE) und Nicolai Rogatkin (USA), dass er zur Slopestyle-Weltelite gehört.

  In Rotorua sprang Fedko einen 360 Barspin to Tailwhip an einem Stepdown. Das hat vor ihm noch niemand im Wettkampf gewagt. Foto: Graeme Murray
In Rotorua sprang Fedko einen 360 Barspin to Tailwhip an einem Stepdown. Das hat vor ihm noch niemand im Wettkampf gewagt. 
„Ich habe einen 360 Barspin to Tailwhip an einem Stepdown gemacht (bestehend aus drei 360-Grad-Drehungen: zunächst erfolgt eine 360-Grad-Drehung auf dem Bike samt 360-Grad-Drehung des Lenkers, gefolgt von einer 360-Grad-Drehung des Bikes unterhalb des Körpers). Diesen Trick wollte ich unbedingt machen. Im Training bin ich das ganze sehr langsam angegangen und habe erstmal nur 360 Barspins (360-Grad-Drehung auf dem Bike samt 360-Grad-Drehung des Lenkers) am Stepdown gemacht, damit ich ein Gefühl dafür bekomme, wie es ist, noch einen Tailwhip (360-Grad-Drehung des Bikes unterhalb des Körpers) einzubauen. Am letzten Trainingstag habe ich mich dann sicher genug gefühlt, den Trick zu machen und habe ihn direkt gestanden. Ich war natürlich umso glücklicher, dass am Ende der Trick auch noch in meinem Run geklappt hat.“

„Erwartungen sind bei mir immer hoch.“

  Erik Fedko schafft es in Rotorua (rechts) auf Platz drei hinter Nicolai Rogatkin (links) und Emil Johansson (Mitte). Foto: Graeme Murray
Erik Fedko schafft es in Rotorua (rechts) auf Platz drei hinter Nicolai Rogatkin (links) und Emil Johansson (Mitte). 

Überraschend kam diese überragende Leistung des Youngsters aber nicht wirklich. Bereits 2018 war Fedko der endgültige Durchbruch in der Slopestyle-Szene gelungen. Mit seinem sauberen Style und technisch hochanspruchsvollen Tricks hatte er gleich bei zwei Events der Crankworx World Tour auf das Podium springen können. Für 2020 stand er vorab auf vielen Favoritenzetteln der Experten. Nervenstark konnte Erik seine Leistungen abrufen und seine eigenen Erwartungen erfüllen.

„Erwartungen sind bei mir eigentlich immer hoch. Mein Ziel ist es, alles zu geben, um am Ende des Tages auf dem Treppchen zu landen. Ich war mega happy, dass ich bereits mit meinem ersten Run den dritten Platz sicher hatte. Deshalb entschied ich mich auch dazu, dass ich in meinem zweiten Run nichts mehr riskieren werde. Ich war einfach zu gestoked, wieder auf dem Podium zu stehen.“

Ausgangssperre und stornierte Rückflüge

Während in Deutschland und Europa die Pandemie grassierte, feierten Fedko und Bike-Kollege Johansson ihre Triumphe im abenteuerlichen Queenstown auf der Südinsel. „Dort hatten wir eine super geile Zeit – jede Menge Laps im Skyline Bikepark und absolute Dream Sessions an den berühmten Gorge Road Trails!“

  Nicht nur Biken und Springen sind am Homespot angesagt – auch Spaten und Schaufel werden während der Corona-Beschränkungen zum Fitnessgerät. Die Instandhaltung und der Ausbau des wohnungsnahen Dirtparks gehören für Fedko ebenso dazu wie technische Tricks und saubere Moves.Foto: Sebastian Sternemann
Nicht nur Biken und Springen sind am Homespot angesagt – auch Spaten und Schaufel werden während der Corona-Beschränkungen zum Fitnessgerät. Die Instandhaltung und der Ausbau des wohnungsnahen Dirtparks gehören für Fedko ebenso dazu wie technische Tricks und saubere Moves.

Die Normalität fand jedoch auch im idyllischen Neuseeland bald ein jähes Ende. „Kurz bevor es für uns dann wieder nach Hause gegangen wäre, wurden unsere Flüge von der Airline gecancelled. Zur gleichen Zeit begann das Coronavirus sich auch in Neuseeland auszubreiten. Daraufhin ließ die dortige Regierung öffentliche Plätze schließen und verhängte eine Ausgangssperre für das gesamte Land. Nach unzähligen Umbuchungen und Flugstornierungen gelang es uns zum Glück doch, einen Flug nach Deutschland zu bekommen.“ Ende März herrschten dann auch in Deutschland strenge Ausgangsbeschränkungen. Fedko blieb zuversichtlich, ihn betrafen die Einschränkungen nicht ganz so schlimm.

„Freunde treffen oder Bikeparks shredden viel leider flach, weil alles geschlossen war. Glücklicherweise habe ich zuhause meinen eigenen Sprung und konnte deshalb weiterhin trainieren. Auch bin ich viel Rennrad gefahren, um mir die Zeit zu vertreiben und habe auch das ein oder andere Fitnessgerät in der Garage, damit ich mich fit halten kann.“

Zum Glück gibt's den wohnungsnahen Homespot

Vor allem sein Homespot, der im Vorjahr erst fertiggestellt worden war, machte sich in dieser Zeit bezahlt. Anstatt 300 Kilometer zu einem geeigneten Trainingsort zu kutschen, fand Fedko nun wenige Minuten vom Zuhause entfernt ein perfektes Areal zum Üben neuer Tricks.

  Zum Homespot braucht Fedko nur wenige Minuten. Dort kann er den ganzen Tag unter optimalen Bedingungen an seinen Tricks üben.Foto: Sebastian Sternemann
Zum Homespot braucht Fedko nur wenige Minuten. Dort kann er den ganzen Tag unter optimalen Bedingungen an seinen Tricks üben.
„Alle meine Tricks, die ich noch nicht so sicher drin habe, oder neue Tricks, kann ich dort unter optimalen Bedingungen trainieren. Von der Größe ist der Sprung vergleichbar mit den Kickern der Crankworx World Tour, jedoch ist die Landung tonnenweise mit Rindenmulch gespickt, so dass man bei einem Crash weich fällt. Dadurch lässt sich das Verletzungsrisiko minimieren, was absolut notwendig ist, wenn man gerade an neuen Tricks arbeitet. Seitdem ich den Spot habe, fühle ich mich bei den sogenannten 'Banger Moves' viel sicherer, weil ich einfach mehr zum Trainieren komme. Vorher musste ich 300 Kilometer fahren, um meine Tricks zu üben, jetzt keine fünf Minuten mehr."

„Ich mache generell nur Tricks, die ich cool finde.“

Doch die Entscheidung, welche Tricks er bei den Wettkämpfen zeigt, fällt Fedko kurzfristig. „Meistens ist es wirklich so, dass ich mir abends Gedanken darüber mache, welche Tricks man an bestimmten Hindernissen machen kann.“

Bis er die nächsten „Banger Moves“ im Wettkampf darbieten kann, wird es jedoch noch dauern. Die Saison schreibt Fedko aber noch nicht ab. Der Youngster arrangiert sich mit der aktuellen Situation und macht das Beste daraus.

  Welche Tricks Fedko beim Contest zeigt, enscheidet er in der Regel erst am Vorabend. Von vornherein gewiss ist aber, dass er nur Tricks zeigt, die er selbst cool findet.  Foto: Graeme Murray
Welche Tricks Fedko beim Contest zeigt, enscheidet er in der Regel erst am Vorabend. Von vornherein gewiss ist aber, dass er nur Tricks zeigt, die er selbst cool findet.  
„Ich bereite mich auf alles vor. Die Audi Nines sind weiter für Anfang September geplant, und ich hoffe, dass der Contest möglich sein wird. Auf der anderen Seite genieße ich es mal einen ganz entspannten Sommer zu haben und versuche möglichst viel Zeit auf meinem Bike zu verbringen. Aber ich bin ziemlich geknickt, wie die Saison läuft. Das Dirtmasters Festival und Crankworx Innsbruck mussten leider in den Herbst verschoben werden. Mega schade ist, dass der Red Bull Joyride und der Red Bull District Ride abgesagt wurden. Der District Ride ist mein absolutes Lieblingsevent. Fingers crossed, dass es nächstes Jahr stattfinden kann.“

2020 wird die Crankworx World Tour auf zwei Events reduziert. Der zweite Wettkampf im Rahmen der Crankworx FMBA Slopestyle World Championships 2020 wurde wegen der Corona-Pandemie auf den 3. Oktober verschoben und findet in Innsbruck statt. Das prestigeträchtigste dritte Crankworx-Event, der Red Bull Joyride in Whistler (CAN), musste aufgrund des Coronavirus' leider völlig abgesagt werden. Fedkos Motivation tut das keinen Abbruch.

„Gezielt bereite ich mich nie auf Contests vor, ich mache eigentlich immer mein Ding. Ich setze mir keine Tricks in den Kopf, die ich beispielsweise auf einem Event wie dem Red Bull Joyride in Whistler zeigen möchte, sondern mache generell nur die Tricks, die ich selbst auch cool finde. Mein Ziel ist es, alle meine Tricks so sicher zu können, dass ich sie an jedem Sprung machen kann.“
  Die Zeit während der Corona-Beschränkungen vertreibt sich Fedko neben Trainingseinheiten mit <a href="https://youtu.be/8xRyoc6UySQ" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">Foto-Shootings und Videodrehs</a> . Jüngst filmte Fedko mit dem <a href="https://www.freeride-magazine.com/" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">FREERIDE</a> Magazin eine Fahrtechnik-Serie. Das Ergebnis gibt's demnächst in FREERIDE .Foto: Lukas Faltenbacher
Die Zeit während der Corona-Beschränkungen vertreibt sich Fedko neben Trainingseinheiten mit Foto-Shootings und Videodrehs . Jüngst filmte Fedko mit dem FREERIDE Magazin eine Fahrtechnik-Serie. Das Ergebnis gibt's demnächst in FREERIDE .

So bereitet sich Fedko also mit Fun-Sessions auf sein Ziel vor, in Innsbruck auf dem Podium stehen. Nebenbei vertreibt er sich die Zeit mit Foto-Shootings und Videodrehs.

Was bei Erik Fedko gerade sonst so passiert und wie seine Saison verläuft, kann man auf Instagram und YouTube verfolgen.

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