2024 starben im Bundesland Bayern so viele Radfahrer im Straßenverkehr, wie noch nie zuvor. 94 Leben kostete die unsichere Situation für Radfahrer auf der Straße. In der neusten Unfallstudie versuchte versuchte der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) Bayern auch Ursachen für die gestiegene Anzahl tödlicher Unfälle auszumachen. Allerdings ergibt sich aus der Statistik keine klare Hauptunfallursache sondern ein generelles Bild tödlicher Vorkommnisse mir Radfahrern im Straßenverkehr. So hatte mit 47 Personen die Hälfte der getöteten Radfahrer keinen Unfallgegner. Sie starben bei Stürzen und Problemen ohne Zutun einer zweiten Person. Streckenbeschaffenheit, Geschwindigkeit und Alkoholeinfluss vermutet der ADFC als häufige Ursachen für tödliche Radunfälle. Über alle Verkehrsarten hinweg verzeichnete Bayern im letzten Jahr 495 Tote im Straßenverkehr. Jeder fünfte Verkehrstote war mit dem Rad unterwegs.
Der Tag an dem die Unfallszahlen veröffentlicht werden, ist für uns jedes Jahr ein schwarzer Tag: Selbst wenn – wie in diesem Jahr - die Anzahl der Unfälle, bei denen Radfahrende verletzt wurden, etwas zurückgegangen ist: Die Zahl der Personen, die beim Radfahren ihr Leben verloren haben, ist jedes Jahr hoch - in diesem Jahr mit 94 sogar so hoch wie noch nie! Dass im Schnitt jede Woche ein bis zwei Menschen in Bayern das Radfahren mit dem Leben bezahlen, zeigt wie dringend der Ausbau eines sicheren Radwegenetzes und der Schutz vor den immer größeren und schwereren motorisierten Fahrzeugen ist! - Bernadette Felsch, Vorsitzende ADFC Bayern
Auffällig ist in der Unfallstatistik ein deutliches Alters-Gap. Der Anteil der getöteten Radfahrer im bayerischen Straßenverkehr war 2024 bei älteren Personen signifikant höher als in anderen Altersgruppen. In konkreten zahlen waren 67 der 94 Getöteten über 65 Jahre alt. Gleichzeitig waren mit 42 Personen fast die Hälfte auf Pedelecs unterwegs. Der ADFC appelliert deshalb an ältere Personen sich der positiven Auswirkungen, aber auch der Gefahren des Radfahrens bewusst zu sein. Wer zum Beispiel nach längerer Fahrpause wieder auf ein Pedelec steigt, dem solle unbedingt ein Fahrsicherheitstraining ans Herz gelegt werden. Aus anderen Studien geht keine Erhöhte Unfallgefahr für E-Bike-Nutzer hervor. Am kritischsten bleibt die Kombination von alten Menschen und Pedelecs.
34.000 der bundesweit über 240.000 ADFC-Mitglieder stammt aus Bayern. Damit ist der ADFC nicht nur die größte Interessenvertretung für Radfahrer in Bayern, sondern auch in Deutschland und sogar weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC für die konsequente Förderung des Radverkehrs und weißt regelmäßig auf Gefahren im Straßenverkehr hin. Auf Basis seiner Expertise äußert der ADFC auch deutliche Kritik an der Verkehrsunfallstatistik in Bayern. Diese weist teilweise erhebliche Lücken auf und lässt nur vereinzelt Rückschlüsse für die Unfallprävention auf. Zum Beispiel wird in der offiziellen Studie nicht erfasst, warum genau Personen vom Fahrrad stürzen und bei Fremdbeteiligung bleibt offen, ob der Radfahrer oder der Unfallgegner betrunken war.
Die Verkehrsunfallstatistik Bayern 2024 vermeldet jedoch auch positive Nachrichten für Radfahrer. Insgesamt sind Unfälle, an denen Radfahrende beteiligt waren im Vergleich zu 19.455 im Vorjahr auf 19.207 leicht zurückgegangen. Die Anzahl der Verletzten sank von 18.154 in 2023 auf 17.857 in 2024 deutlicher.
Als Fahrradpendler bin ich regelmäßig im bayerischen Straßenverkehr unterwegs und kenne auch brenzlige Situationen. Der Ausbau sicherer Radwege ist eine Forderung an die Politik, welche seit vielen Jahren nicht ausreichend gehört wird. Nach wie vor besitzt die Lobby-Arbeit der Automobilindustrie in Deutschland einen langen Hebel. Umso wichtiger ist angesichts der bestürzenden Todeszahlen eine gute Aufklärung für Radfahrer. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur