Barbara Merz-Weigandt
· 21.08.2023
Die Idee, ein Fahrzeug nicht zu kaufen, sondern nur für die Nutzung zu bezahlen, kommt vor allem in urbanen Zentren gut an. Und die Auswahl an Fahrzeugen ist groß: Sie reicht vom Elektroroller bis zum Auto. Ein Pionier in Sachen «Mobility as a Service» ist das 2014 gegründete niederländische Unternehmen Swapfiets. Bereits 2017 stieg Pon.Bike über die Investmentgesellschaft Ponooc in das junge Unternehmen ein. Die Fahrräder mit dem markanten blauen Vorderreifen werden mittlerweile in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Belgien, Frankreich, Spanien, Italien, Dänemark und Großbritannien angeboten.
Die Expansion in andere Märkte hat das Unternehmen bisher nicht aus den roten Zahlen geführt, wie die Bilanz des vergangenen Jahres zeigt. Mit 269.068 stieg die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer gegenüber dem Vorjahr noch einmal um 5 Prozent. Deutlich stärker stieg der Umsatz, nämlich um 37 Prozent auf 71,1 Millionen Euro. Grund dafür ist, dass sich die im Jahr 2020 eingeführten E-Bikes mit höheren Abokosten zunehmender Beliebtheit erfreuen. Gleichzeitig stieg der Verlust nochmals um rund 5,5 Prozent auf 30,9 Millionen Euro. Ein Grund dafür ist der Umgang mit den Abo-Rädern: Sie werden häufig ins Wasser geworfen, gestohlen oder mutwillig beschädigt, was zu Abschreibungen in Höhe von 18,2 Millionen Euro führte.
Ein weiteres Problem von Swapfiets ist die schlechte Zahlungsmoral der Kunden: Viele nutzen ihr Swapfiets-Fahrrad weiter, obwohl das Abo abgelaufen ist, oder zahlen ihre Rechnungen nicht. Um mehr Einnahmen zu generieren, will Swapfiets verstärkt ausstehende Beträge eintreiben und säumigen Kunden die Räder abnehmen. Zudem zieht sich das Unternehmen aus Italien zurück und nimmt die Elektroroller aus dem Sortiment. Dass sich Swapfiets die anhaltenden Verluste leisten kann, liegt am Goodwill von Ponooc: Seit der Übernahme hat der Investor insgesamt 109 Millionen Euro in das Unternehmen gesteckt, davon allein 34,5 Millionen Euro im Jahr 2022.