Die Red Bull Rampage gilt als das härteste und prestigeträchtigste Freeride-Mountainbike-Event der Welt. Seit 2001 messen sich hier die besten Fahrer der Szene in der Wüste von Utah, wo sie auf selbst gebauten Linien steile Felswände hinabstürzen, gigantische Sprünge wagen und atemberaubende Tricks zeigen. Das Event steht für Mut, Kreativität und Kontrolle im Chaos – aber auch für das permanente Austesten der Grenzen des Machbaren.
Mit Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern weltweit, Livestreams auf allen großen Plattformen und enormer Medienreichweite ist die Rampage längst mehr als ein Sportwettbewerb: Sie ist ein globales Extremsport-Spektakel – ein Symbol für den Nervenkitzel zwischen Faszination und Risiko.
Es ist DAS Freeride-Event des Jahres – mit den besten Athleten. Schlimme Stürze sind ein Risiko, das man nie ganz ausschließen kann. Du kannst schließlich nicht über das ganze Valley ein Netz spannen. Ich halte daher nichts davon, das Event in seiner Ausführung zu limitieren. Das eigentliche Problem ist die Risikobereitschaft der Fahrer, die hier alles auf eine Karte setzen – auch, weil es für viele nur dieses eine Event im Jahr gibt. Dadurch entsteht enormer Druck. Sie geben alles, selbst dann, wenn sie sich nicht fit fühlen. Vielleicht wäre ein Arzt sinnvoll, der – ähnlich wie im Kampfsport – den körperlichen Zustand der Athleten bewertet und sie im Zweifel vom Start ausschließen kann. Auch an eine Rückenprotektoren-Pflicht wäre zu denken. Dennoch: Die Rampage soll Rampage bleiben.
Ich bin hin- und hergerissen zwischen Begeisterung, Faszination und Nervenkitzel. Doch der Nervenkitzel kitzelt längst nicht mehr – er kratzt. Was einst Adrenalin war, ist heute Bestürzung. Die Rampage 2025 war kein Sportereignis mehr, sie war ein Massaker. Menschen wirbelten wie Crashtest-Dummies durch die Luft, stürzten Klippen hinunter, prallten auf den Boden. Manche werden sich von ihren Verletzungen möglicherweise nie mehr erholen. Extremsport ist extrem – das liegt im Namen. Aber es macht einen Unterschied, ob Athletinnen und Athleten freiwillig ihre Grenzen austesten oder ob sie unter Zeitdruck, bei Wind und im Livestream bis zum Äußersten gehen müssen. Wenn Sponsoren, Kameras und Klickzahlen den Takt vorgeben, verliert der Mut seine Würde.
Dass wir Medien diese Spirale des „krass, krasser, am krassesten“ befeuern, beschämt mich. Wir berichten, wir hypen, wir zählen Klicks – und tragen damit Verantwortung. Es geht zu weit. Sieg oder Sarg will ich nicht.