Björn Scheele
· 30.05.2008
Vor fast 20 Jahren erklärte Sixtus wunden Hintern den Kampf. Seit dem schützt die “Sixtufit Gesäßcreme” den Allerwertesten der Biker.
Es war ein kleiner Hilfeschrei, entstanden aus wunden Hintern und pickeligen Pobacken. Mal hatte der Wolf zugebissen, mal sich der Sattel in eine Fakir-Sänfte verwandelt. “Immer wieder kamen Sportler und Ärzte und baten uns, eine Gesäßcreme zu entwickeln,” erinnert sich Fritz Becker, einer der Geschäftsführer von Sixtus. Die Firma, die seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts vornehmlich Pflegeprodukte für die Füße anrührte, sollte Ende der Achtziger neue Wege beschreiten – mit der “Sixtufit Gesäßcreme”.
In einer Zeit, als das Bike noch ungefedert auf die Biker einschlug, begann Sixtus mit der Entwicklung der Gesäßcreme. Denn wer vorher sein Sitzpolster fettete, bettete sein Hinterteil meist auf Vaseline oder Melkfett – manch einer griff gar zum Olivenöl, um schmerzfrei sitzen zu können. Der große Nachteil dieser Schmiermittel: Sie verstopften die Poren und begünstigen Entzündungen. “Wir mussten eine Creme entwickeln, die den Schweiß neutralisierte und Fäulnisbakterien eindämmte,” sagt Becker. Dabei hatte Sixtus aber nicht nur Fahrradfahrer im Visier. Auch Reiter, Ruderer oder Rollstuhlfahrer sollte die Creme ansprechen. Ende der Achtzigerjahre begann die Entwicklung: Zwei Jahre lang arbeiteten die Bayern unentwegt an der Rezeptur. Dabei liest sich die Liste der Inhaltsstoffe wie die Werbung einer Zahnpasta firma: Eukalyptus, Salbei, Thymian, Lavendel... ein Sammelsurium der Alpenkräuter und -blumen. Getreu dem Motto: Was Ricola für den Hals ist, ist Sixtus für den Hintern. Nach der Entwicklungsphase standen Anfang der Neunziger die ersten Tuben Sixtus-Gesäßcreme in den Regalen. Eingekleidet im weißen Alumantel und mit Plastik-Schraubverschluss auf dem Kopf.
Schnell schaffte die Sixtus- Creme den Sprung in die Bike-Welt. Seitdem klebt Sixtus an vielen Biker-Hintern – sei es auf 24-Stunden-Rennen oder bei der Ausfahrt auf dem Heimtrail. Sixtus ist Rennluft. Wer sich heute vor einem Marathonstart auf die Toiletten verdrückt, wird ihn sicher riechen: diesen Misch-Geruch aus Sixtus und nervösen Mägen. Aber auch auf einem anderen Kontinent trat die Creme ihren Siegeszug an. Wenn auch in Kleinstserie. Markus Widmann bestritt 2007 die “Tour d’Afrique” mit einem ansehnlichen Vorrat des Schmiermittels. “Eigentlich tat mir alles weh, nur nicht der Hintern,” sagt Widmann. Der Reutlinger hockte knappe 12.000 Kilometer auf dem Sattel, um in vier Monaten den Kontinent zu durchqueren. Nicht ohne Stolz blickt Sixtus-Chef Becker dabei auf seine Creme, denn ohne sie hätte so manch ein Sieger nicht auf dem Podium gestanden.
Seit fast 20 Jahren bedeckt die Creme die Sitzpolster vieler Bike-Hosen. An der Rezeptur hat sich bis heute nichts geändert und wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Für Fritz Becker steht fest: “Ein bewährtes Produkt hat sich ja nur aus einem Grund bewährt – weil es gut ist.” Nur ein Makel haftet an der Creme: der Hustenbonbon-Geruch, der oft selbst die Waschmaschine übersteht.