Marc Strucken
· 25.09.2024
Die wirtschaftliche Situation am Fahrradmarkt mit stark schwankender Nachfrage, Lieferkettenproblemen und als Folge hoher Lagerbestände zwang die Simplon Fahrrad GmbH 2023 zu Restrukturierungsmaßnahmen und einem strikten Sanierungskurs. Das Unternehmen hat laut Pressemitteilung rund 44,5 Millionen Euro Verbindlichkeiten (Passiva).
Als Team und durch unsere gemeinsamen Anstrengungen haben wir so etwa 40 Prozent des Produktportfolios erneuern, unseren Markenkern und die Markenbotschaft verjüngt und durch eine strategische Neuaufstellung des Vertriebs konnte das Händlernetz ausgeweitet sowie große Premiumhandelsketten als Kunden dazugewonnen werden. Auch kostenseitig haben wir eine deutliche Reduzierung der Personal- genauso wie der Stückkosten erreicht. Zudem haben die bestehenden Gesellschafter große finanzielle Anstrengungen auf sich genommen, um die Zukunft weiter zu sichern. - Jakob Luksch, Geschäftsführer von Simplon
Bei Simplon lief es bis in die erste Hälfte des laufenden Jahres gut entlang der ausgearbeiteten Absatzpläne und Prognosen. Seit Frühjahr sanken branchenweit die Stückzahlen an verkauften Fahrrädern um rund 30 Prozent deutlich, so Simplon. Die Österreicher bekamen somit den aktuell hohen Kosten- bzw. Preisdruck mit entsprechenden Auswirkungen auf das Geschäft und einer schlechteren Umsatzentwicklung zu spüren.
Die Simplon Fahrrad GmbH gibt in ihrem Insolvenzantrag an, dass sie 44,5 Millionen Euro an Rechnungen nicht bezahlen konnte - alleine 36,1 Mio. schuldet Simplon verschiedenen Banken. 30 Prozent dieser offenen Rechnungen will Simplon innerhalb von zwei Jahren aber begleichen. Das ist die gesetzliche Mindestgröße, um ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung durchzuführen.
Um nun den eingeschlagenen Sanierungskurs weiter fortzusetzen, steht die Geschäftsleitung nach eigenen Aussagen von Simplon schon seit Längerem in Verhandlungen mit mehreren potenziellen Investoren. "Wir sind in sehr guten Gesprächen, da Simplon als eine reputationsstarke Marke mit großem Potenzial in der Branche bekannt ist", erklärt Jakob Luksch. Um die Verhandlungen nicht zu gefährden, hat das Unternehmen nun ein in Österreich etabliertes sogenanntes "Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung" begonnen. Durch diesen Schritt würden der operative Betrieb sowie die Zahlungsfähigkeit abgesichert. Zudem könnten so die laufenden Investorengespräche fortgesetzt werden.
Die aktuell 155 Mitarbeitenden bei Simplon in Hard und im Außendienst sowie die Kunden, Lieferanten und Partner sind über alles informiert und zeigen sich motiviert, den weiteren Sanierungskurs mitzugehen. Auch die Eigentümer der Simplon Holding GmbH, deren 100-Prozent-Tochter die Simplon Fahrrad GmbH ist, stehen laut Pressemitteilung weiterhin geschlossen hinter den Plänen für einen Investoreneinstieg.