Barbara Merz-Weigandt
· 20.08.2025
Eine persönliche Betroffenheit hat eine kreative Initiative für mehr Verkehrssicherheit hervorgebracht: Ein neuer Videoclip aus dem Landkreis Miesbach thematisiert mit einer Prise Humor die wichtigen Abstandsregeln beim Überholen von Radfahrenden. Die Initiatorin Anschi Hacklinger, die im Alltag regelmäßig gefährlich eng überholt wird, wollte nicht länger nur die passive Rolle einnehmen, sondern aktiv zur Verbesserung der Situation beitragen.
Das Ergebnis ist ein Videoclip, der auf unterhaltsame Weise zeigt, was passieren kann, wenn der nötige Sicherheitsabstand im Straßenverkehr unterschritten wird. Die Szene: Ein abgelenkter Autofahrer überholt einen Radfahrer auf einer Landstraße viel zu eng. Später fährt der Radfahrer versehentlich selbst zu nah an dessen parkendem Auto vorbei, wodurch dem gerade einsteigenden Autofahrer vor Schreck eine Tüte mit Semmeln und Brezn aus der Hand fällt.
Was im Video nur zu einem kleinen Malheur führt, kann in der Realität weitaus gefährlichere Konsequenzen haben. Die Initiative wird vom ADFC Bayern und dem ADAC Verkehrssicherheitskreis Bayern unterstützt und soll bayernweit für das wichtige Thema Überholabstand sensibilisieren.
Die gesetzlichen Vorgaben zum Überholabstand sind eindeutig definiert und stellen keine optionalen Empfehlungen dar, sondern verbindliche Pflichten für alle Verkehrsteilnehmenden.
Die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, dass beim Überholen von Radfahrenden innerorts mindestens 1,5 Meter Seitenabstand eingehalten werden müssen. Außerorts, wo in der Regel höhere Geschwindigkeiten gefahren werden, erhöht sich der Mindestabstand auf zwei Meter.
Die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, dass beim Überholen von Radfahrenden innerorts mindestens 1,5 Meter Seitenabstand eingehalten werden müssen. Außerorts, wo in der Regel höhere Geschwindigkeiten gefahren werden, erhöht sich der Mindestabstand auf zwei Meter.
Diese Regelungen wurden nicht willkürlich festgelegt, sondern basieren auf Sicherheitsanalysen, die den notwendigen Raum berücksichtigen, den Radfahrende zum sicheren Manövrieren benötigen. Hinzu kommen Faktoren wie Seitenwind, Sogwirkung bei schnell vorbeifahrenden Fahrzeugen oder plötzliche Ausweichmanöver aufgrund von Hindernissen.
Die konsequente Einhaltung dieser Mindestabstände trägt wesentlich zur Unfallvermeidung bei und schafft ein sichereres Verkehrsumfeld für alle Beteiligten. Der Videoclip veranschaulicht auf eingängige Weise, dass die Einhaltung von Abstandsregeln keine Schikane, sondern eine notwendige Sicherheitsmaßnahme darstellt, die letztendlich allen Verkehrsteilnehmenden zugutekommt.
Was die Initiative besonders auszeichnet, ist ihr positiver Ansatz. Anstatt mit erhobenem Zeigefinger zu mahnen oder Schuldzuweisungen vorzunehmen, setzt der Clip auf Humor und Augenzwinkern, um seine wichtige Botschaft zu vermitteln.
Eva Mahling, Vorsitzende des ADFC Bayern, betont: "Im Videoclip kommen glücklicherweise nur Semmeln und Brezen zu Schaden – im echten Leben ist zu enges überholt werden für alle auf dem Rad nicht nur unangenehm, sondern tatsächlich gefährlich. Mehr Abstand schafft mehr Sicherheit für uns alle!"
Diese Herangehensweise soll dazu beitragen, ein besseres Verständnis und mehr Miteinander zwischen allen Verkehrsteilnehmenden zu schaffen. Denn letztendlich sind wir alle in unterschiedlichen Situationen unterwegs – mal mit dem Auto, mal mit dem Rad, mal zu Fuß.
Der Perspektivwechsel, den der Clip auf humorvolle Weise darstellt, kann dabei helfen, mehr Verständnis für die Bedürfnisse und Sicherheitsanforderungen anderer Verkehrsteilnehmender zu entwickeln und damit das Miteinander im Straßenverkehr insgesamt zu verbessern.
Die Entstehungsgeschichte des Projekts zeigt exemplarisch, wie aus persönlicher Betroffenheit konstruktives Handeln entstehen kann. Initiatorin Anschi Hacklinger erlebte als Radfahrerin regelmäßig gefährliche Situationen durch zu enges Überholen.
Anstatt sich mit dieser unbefriedigenden Situation abzufinden, entschied sie sich, aktiv zu werden: "Ich wollte nicht nur Opfer sein, sondern etwas bewegen", erklärt sie ihre Motivation für das Projekt. Aus dieser individuellen Erfahrung entwickelte sich eine Initiative, die nun bayernweit für mehr Sicherheit im Straßenverkehr werben soll.
Die Unterstützung durch etablierte Organisationen wie den ADFC Bayern und den ADAC Verkehrssicherheitskreis Bayern verleiht dem Projekt zusätzliche Reichweite und Glaubwürdigkeit. Wolfgang Lieberth, Vorsitzender des ADAC Verkehrssicherheitskreis Bayern e.V., erklärt das Engagement seiner Organisation: "Wir hoffen, dass der Clip Menschen zum Schmunzeln bringt – und gleichzeitig dazu, im Verkehr mehr aufeinander zu achten."
Das Projekt verdeutlicht, wie lokale Initiativen durch Kreativität und Engagement überregionale Bedeutung erlangen können und wie persönliche Erfahrungen zum Ausgangspunkt für gesellschaftlich relevante Veränderungen werden können.
Um die Reichweite und Wirksamkeit der Initiative zu maximieren, sind Kommunen in ganz Bayern eingeladen, das Projekt zu unterstützen und das Thema Überholabstand in ihre eigenen Verkehrssicherheitskampagnen zu integrieren. Diese Einbindung lokaler Strukturen kann dazu beitragen, die Botschaft noch gezielter an die jeweiligen Verkehrsteilnehmenden vor Ort zu vermitteln und regionale Besonderheiten zu berücksichtigen.
Kommunen verfügen über vielfältige Möglichkeiten, das Thema aufzugreifen – von der Einbindung in bestehende Verkehrssicherheitsprogramme über die Nutzung kommunaler Informationskanäle bis hin zur Organisation eigener Veranstaltungen zum Thema sicheres Miteinander im Straßenverkehr.
Die Initiative bietet damit nicht nur einen humorvollen Videoclip, sondern versteht sich als Anstoß für eine breitere Auseinandersetzung mit dem Thema Verkehrssicherheit auf kommunaler Ebene. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Akteure – von engagierten Einzelpersonen über Verbände bis hin zu kommunalen Einrichtungen – kann eine nachhaltige Sensibilisierung für die Bedeutung ausreichender Überholabstände erreicht werden.
ADFC Bayern:
ADAC-Verkehrssicherheitskreis Bayern e.V.: