Shimano XT

BIKE Magazin

 · 14.12.2007

Shimano XTFoto: Unbekannt
Shimano XT

Vor 25 Jahren ratterte die erste XT-Schaltung über die Trails. Noch heute ist sie so beliebt wie bei ihrer Jungfernfahrt.

Als erstes rieb sich die Telefongesellschaft die Hände: Vier Stunden verbrachten die Brüder Yozo und Yoshizo Shimano am Telefon. Vier Stunden lang erzählte Yoshizo von den amerikanischen Hippies, die sich mit ihren selbstgebauten Clunker-Bikes die kalifornischen Berge hinabstürzten. Ein Trend, der sich angeblich wie ein Lauffeuer verbreitete. Bruder Yozo achtete daheim mehr auf den Sekundenzeiger als auf die sensationellen Neuheiten aus den USA. Im Hintergrund wurde die Telefon-Rechnung immer dicker. Doch Yoshizo hatte eine neue Mission: Er wollte die erste Bike-Schaltung der Welt entwerfen, auch wenn dafür viele Dollar in der Leitung versacken würden.

Wer vorher sein Bike über die Trails mühte, hatte nur wenig Alternativen. Die Knie brannten bei Singlespeed-Exzessen, es wurde eine Dreigang- Schaltung in den Hinterbau gekloppt oder es zitterte eine filigrane Rennradschaltung am Ausfallende des Rahmens.

1982, nur ein Jahr nach dem Telefonat, präsentierte das japanische Unternehmen auf den Messen in New York und Mailand die erste “XT”-Gruppe. Der Name “XT M700” (“Cross Terrain”) klingt so schlicht – und steht doch für einen Meilenstein. Bei der Entwicklung orientierte man sich an bestehenden Rennradgruppen und machte diese geländetauglich. In der Praxis sah das so aus: Sechs Stufen am Lenkerschalter ratterten über dem Schraubkranz, drei Kettenblätter machten aus dem Mountainbike erst ein Bergrad und im Downhill griffen jetzt Cantis anstelle von Schuhsohlen oder dampfenden Trommelbremsen. Nur die optionalen Rahmenschalter wirkten etwas verstaubt in der Mountainbike-Gruppe.

Die Entwicklung selbst trieben Joe Breeze und Gary Fisher voran. Die Bike-Pioniere testeten die Prototypen bis zur Serienreife. Der Weg dorthin war nicht immer einfach: Mal dampfte das Fett aus den Hinterradnaben wie in einer Fritteuse oder die Cantis streichelten die Felge mehr als kräftig zuzupacken. Ein ständiger Austausch zwischen den Testern in den USA und den japanischen Ingenieuren bestimmten die Entwicklung. Dabei schrotteten Fisher und Co. die Komponenten und schickten die Einzelteile wieder zurück nach Osaka. Die Entwickler dort verbesserten die Teile und schickten sie wieder zurück – bis zum nächsten Bruch.

Nach und nach wurde eine Kinderkrankheit nach der nächsten geheilt: sei es die Kette, die sich nicht von den Blättern lösen wollte oder das Schaltwerk, das unter Schlammbeschuss die Arbeit verweigerte.

Seit 25 Jahren rasselt die “XT” nun an den Bikes dieser Welt und ist der Inbegriff für Zuverlässigkeit. Über Jahre hinweg war die Gruppe der Klassenprimus unter den Komponenten. Konkurrenz bekam sie nur aus den eigenen Reihen: Die “XTR” löste die “XT” an der Pole Position ab. Geändert hat sich an der “XT” fast alles. Geblieben ist der Name – und die Fan-Gemeinde.


Text: Björn Scheele

Foto: Unbekannt,BIKE Magazin
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