Björn Kafka
· 02.09.2015
Sich quälen, das Training perfektionieren und auf alles achten, das macht wohl kaum einer so wie Marathon-Biker Markus Kaufmann (33).
Der Transalp-Sieger von 2013 und 2014 genießt derzeit sein zweites Trainingslager des Jahres auf Gran Canaria. "Am Anfang, vor zehn Jahren, war alles nur Spaß. Aber ich habe immer versucht, mich weiterzuentwickeln. Ich hab mir meine Bikes selber gekauft, dran rumgeschraubt und getunt. Dann wurde ich besser, es gab Bikes umsonst und Kleidung. Irgendwann bekam ich Geld, und jetzt kann ich davon gut leben."
Was beutetet das, gut leben? Genaue Zahlen will Kaufmann nicht nennen. Er verdiene "was vernünftiges Fünfstelliges", umschreibt er den Betrag. Mit so viel Geld hätte er vor wenigen Jahren nie gerechnet. "Klar träumt man, aber ich habe mich immer nur auf meine Leistung konzentriert. Geld war nie der Antrieb. Und ich glaube, das ist bei allen Bikern so. Man betreibt diesen Sport aus Leidenschaft und nicht, um reich zu werden", sagt Kaufmann und pickt die letzten Krümel vom Teller. Stundenweltrekordhalter Matthias Brändle, der mit am Tisch sitzt, klopft Kaufmann grinsend auf die Schulter: "Richtig viel Geld gibt es bei uns, im Straßensport."
Das weiß Kaufmann natürlich längst. Straßen-Profis der Pro-Tour-Liga verdienen etwa 50000 Euro im Jahr. Die Top-Gehälter liegen teilweise im siebenstelligen Bereich. Im Mountainbike-Sport zählt man mit 50000 Euro schon zu den Spitzenverdienern. An Millionengehälter braucht dort niemand zu denken.
Auch Kaufmann lebt nicht nur vom Bike-Sport, er fährt ebenfalls zweigleisig. Der 33-Jährige arbeitet bei der Firma Lightweight. "Nach den Erfolgen der letzten zwei Jahre ging es auf einmal rund. Große Mannschaften wollten mich. Mein Team-Chef Richard Dämpfle sagte: Jetzt müssen wir für die gute Saison von 2014 zahlen. Aber, wer weiß, wie es 2015 wird? Ein Sturz, und du bist raus. Ich brauche die Sicherheit, und der Arbeitsalltag bei Lightweight zwingt mich zu Disziplin und Kontinuität", sagt er und stemmt sich aus dem Restaurantstuhl. Noch zwanzig Kilometer bis zur Ferienwohnung in Maspalomas.
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