Matthias Dreuw
· 03.06.2004
Horst Leitner entwickelte die Parallelogramm-Gabel, die hydraulische Scheibenbremse und mit dem „Horst Link“ den ersten Viergelenker. Heute forscht der 62-Jährige in Kalifornien am Automobil.
BIKE: Hallo Horst, du bist jetzt nicht mehr der einzige Österreicher in Kalifornien.
Horst Leitner: Ja, Arnold Schwarzenegger ist auch schon lange hier und sehr beliebt! Auch wenn die Leute aus Europa es als komisch empfinden, wenn ein Schauspieler Gouverneur wird. Aber er ist intelligent und macht seine Sache gut.
War es schwer auszuwandern?
Nein, das kann eigentlich jeder. Ich wollte schon in den 60er Jahren nach Kalifornien, aber ich musste erst meine Ausbildungen zu Ende bringen. In England habe ich die Sprache gelernt. Zurück in Österreich habe ich von Kalifornien geträumt. In den Achtzigern war es dann soweit.
Und die Familie hat dabei mitgespielt?
Naja, die wurden eigentlich gar nicht gefragt. Wie das in Amerika nun mal so ist. Da wird nicht gefragt, da macht man einfach. (lacht)
Hast du noch Kontakt zur Bike-Branche?
Nein, nur zu Specialized habe ich noch ein wenig Kontakt. Der „Horst Link“ hat mir die Türen geöffnet. Den habe ich übrigens irgendwann erfunden, mir dann aber gedacht: „Was machst du da eigentlich, das braucht ja doch keiner“. Als Dave Turner* dann zu mir kam und fragte, ob ich ihm nicht eine Hinterradfederung für Mountainbikes bauen könnte, hab ich diese alte Geschichte hervorgeholt.
Sind Federungs-Systeme schon ausgereizt?
Die Bikes sind in der Entwicklung bestimmt noch nicht am Ende, aber den Leuten sind die Probleme bei den Federungs-Systemen egal. Die möchten nur ein Bike mit Federung, egal ob es gut funktioniert oder nicht. Außerdem kann man ein Problem erst lösen, wenn es sich auch verkaufen lässt. Sonst landet es wieder in der Schublade wie der „Horst Link“.
New Yorks Polizei ist auf AMP-Bikes von Mercedes Benz unterwegs. Wie kam es dazu?
Wir hatten der Polizei von Laguna Beach zwei Fahrräder zur Verfügung gestellt. Daraufhin gab es so viel Presse, dass wir uns gedacht haben, das müssen wir im ganzen Land verbreiten. Mercedes Benz hat dann die Publicity genutzt und der New Yorker Polizei 1000 Bikes verkauft.
Kommt bald eine neue Erfindung, vielleicht eine Verbindung von Bikes und Autos?
Nein, das habe ich eigentlich nicht vor. Im Moment entwickeln wir eine automatische Tritthilfe für Pick-Up-Trucks. Wir sind Zulieferer für Mazda, Ford, Toyota und viele andere. Die Entwicklung der Elektronik und die vielen Testläufe nehmen mich sehr in Anspruch. Bis ein System in Serie gehen kann, muss alles getestet werden. Das dauert ungefähr vier Jahre. Da bleibt kaum Zeit für etwas anderes.
Auch nicht, um mal aufs Rad zu steigen?
Doch, dafür bleibt immer Zeit. Dreimal die Woche stehe ich morgens um sechs auf und strample zwei Stunden in den Hügeln hinter meinem Haus herum. Da bleibt man fit. Sonst würde ich die ganze Arbeit auch nicht schaffen.
Setzt du dich immer noch auf deine Motocross-Maschinen?
Ja, auch Motocross fahre ich noch. Jeden Samstag lasse ich dabei meinen Frust und die Aggressionen raus, die sich bei der Arbeit aufgestaut haben. Das befreit!
*) Firma: „Turner Bikes", www.turnerbikes.com