BIKE Magazin
· 21.06.2003
Yeti-Bikes – das ist Kult, Religion, Mythos. Yeti-Bikes – das ist John Parker (50). Daran kann man nicht rütteln. Auch nicht, als der Yeti-Gründer von seinen neuen Geschäftspartnern gefeuert wurde.
Als John Parker von seinen Geschäftspartnern vor Jahren gefeuert wurde, tauchte er erst einmal unter. Daraufhin wurde er nie mehr in der Bike-Szene gesehen. In den Jahren 2002 und 2003 hat der Amerikaner dann seine komplette Yeti-Sammlung im Internet versteigert. Wir haben danach mit ihm gesprochen:
Besitzt du noch ein Fahrrad?
Meine Frau Jenny und ich haben jeder einen Yeti-Cruiser. Die fahren wir ab und an, wenn wir am Ozean leben. Außerdem habe ich immer noch eine ganze Sammlung von Tank-Cruisern aus den 40ern und 50ern.
Stehst du immer noch auf diese alten Motorräder?
Klar, auf alte Indians. Jenny und ich haben drei davon.
Tat es nicht in der Seele weh, alle Yetis zu verkaufen?
Ja, das war schon ein sehr komisches Gefühl. Eigentlich wollte ich die Kollektion den letzten Besitzern von Yeti verkaufen. Doch die waren nicht sehr kooperativ. Dann habe ich mit Doug Bradbury gesprochen, ob man die Bikes nicht in die „Moutainbike Hall of Fame“ in Crested Butte stellen könnte. Doch da wird gerade umstrukturiert. Wir haben überlegt, dass es doch das Beste sei, die Räder über ebay an Liebhaber zu verkaufen.
Warum mussten sie weg?
Ich habe längere Zeit meine Seele gesucht, danach habe ich beschlossen, die Bikes zu verkaufen. Warum soll ich die Räder von einem Lager-Container zum anderen schleppen? Ich habe so viele wundervolle Momente in meiner Yeti-Zeit erlebt, so viele Freundschaften geknüpft. Brauche ich wirklich diese Bikes, um mich dran zu errinnern? Ich war nicht überrascht, dass viele der Bikes nach Deutschland gegangen sind. In Europa ist die Leidenschaft fürs Biken viel größer als in Amerika.
Welches Bike war dir besonders wichtig?
Das Bike von Juli Furtado. Für mich steht es für die gute alte Zeit. Am meisten aber liebe ich das Yeti, das ich mit der „Kaiser Space Product Company“ entwickelt habe. Ich mag, wofür es steht: für die Zukunft. Es war das erste Thermoplast-Bike der Welt. Und es hat den legendären Kamikaze-Downhill bestanden.
Womit verdienst du dein Geld?
Ich arbeite wieder als Schweißer für die Filmindustrie in Hollywood. Wir machen die Spezial-Effekte und schufften oft 14 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Der Job ist hart, aber dafür ist die Bezahlung gut. Ich bin jetzt 50 Jahre alt. Mein Traum ist es, eine Firma für Retro-Motorräder zu gründen, zusammen mit meinem alten Freund Mert Lawwill.
Für welche Filme arbeitest du?
Eine Menge: zum Beispiel habe ich an Lethal Weapon IV, X-Men, Planet der Affen, Sword Fish oder Oceans Eleven mitgewirkt. Derzeit arbeite ich für einen Streifen namens Cursed. Ein nagelneuer Benz kracht dabei in eine Schlucht. Allerdings sitzt nur eine Puppe drin.
Noch Interesse am Biken?
Doug Bradbury und Zapatta Espinoza (Chefredakteur der Mountainbike USA/Anm.d.Red.) sind gute Freunde von mir. Also bekomme ich regelmäßig ein paar News. Ich verfolge die Tour de France, aber das Interesse an der Bikeszene ist natürlich nicht mehr so riesig wie früher.
Dein Abschied aus der Bike-Szene kam blitzartig. Was ist eigentlich passiert?
Darüber zu reden, ist für mich sehr hart. Das Entscheidende war die Übernahme von Yeti durch die Schwinn-/ Scott-Gruppe. Irgendwann habe ich erkannt, dass die Leute dort ein großes Problem mit der Wahrheit hatten. Alle dachten nur an ihren eigenen Vorteil. Denen war unser Spirit egal. Ich bekomme heute noch Bauchschmerzen und fühle mich schlecht wegen der Yeti-Fans. Ich habe den Fuchs ins Haus gelassen. Es gab riesigen Krach. Schließlich wurde ich gefeuert! Ich packte meine Sachen und war weg.
Kennst du die aktuelle Yeti-Kollektion?
Früher wollten wir bei Yeti hauptsächlich Rennen gewinnen. Heiße Bikes waren praktisch nur ein Nebenprodukt. Ich bin heute stolz auf meine Ex-Partner Chris Herting von 3D-Racing und die Arbeit von Frank „The Welder“. Das neue Yeti-Regime lässt mich kalt. Wo sind Innovation und Leidenschaft? Ich sehe sie nicht. Aber ich habe Hoffnung, denn Yeti hat wieder einen neuen Besitzer. Außerdem setze ich auf Andrew (Betreiber von www.yetifan.com). Er hält den Spirit von Yeti wunderbar am Leben. Ich wünschte, er würde Yeti führen, anstelle der Yuppies, die sich die Kontrolle über eine arme, alte Bike-Firma gekauft haben.